Bei Lotus Renault scheinen die Fahrer derzeit Schlange zu stehen. Der Platz an der Seite von Vitaly Petrov ist für 2012 eines der begehrtesten Cockpits in der Formel 1. Das weiß auch Teamchef Eric Boullier, der neben dem aktuellen, zweiten Stammpiloten Bruno Senna, bei den Freitagstests in Abu Dhabi und Brasilien auch Romain Grosjean eine Einsatzchance geben will. Der 25-Jährige Franzose gilt als frischgebackener GP2-Champion als heißer Kandidat für ein Renncockpit im nächsten Jahr.

Alle Fahrerentscheidungen beim Team aus Enstone stehen und fallen jedoch mit der Personalie Robert Kubica. Der nach einem Rallyeunfall in Italien im Februar schwer verletzte Pole will in die Königsklasse zurückkehren - noch scheint jedoch völlig unklar, ob sein körperlicher Zustand dieses angestrebte Comeback überhaupt jemals zulassen wird. Die jüngsten Äußerungen von Teamchef Boullier machen auf der einen Seite zwar Mut, auf der anderen Seite klingt ein Abschied auf Raten durch - vornehmlich, weil der Renault-Truppe mit Blick auf das nächste Jahr ganz einfach die Zeit davonläuft.

Keine einfache Situation

Bei Lotus Renault hofft man weiterhin auf eine Kubica-Rückkehr - diese steht jedoch in den Sternen, Foto: Sutton
Bei Lotus Renault hofft man weiterhin auf eine Kubica-Rückkehr - diese steht jedoch in den Sternen, Foto: Sutton

"Wir müssen unsere Optionen evaluieren und zeitgleich warten wir immer noch darauf, dass Robert zu uns zurückkehrt und sagt, dass er testen kann", beschrieb Boullier den aktuellen Stand der Dinge. Die Lage sei daher diffizil. "Die letzte Information, die ich habe, ist die, dass wir uns zusammensetzen und darüber diskutieren müssen, wie wir sein Comeback bewerkstelligen können, weil ich nicht glaube, dass er sich in den kommenden Tagen festlegen kann", so der Lotus-Renault-Boss, der anfügte: "In den kommenden Wochen vielleicht - aber nicht in den kommenden Tagen."

Boullier und das Team benötigen aber eine schnelle Entscheidung. Für das Programm für das nächste Jahr braucht man Klarheit - auch in Sachen Sponsorenaufstellung. "Wir müssen sicherstellen, dass wir zusammen einen Plan für seine Rückkehr erstellen. Und ich muss parallel auch noch einen Plan in der Hinterhand haben, für den Fall, dass er nicht zurückkommt - wenngleich ich hoffe, dass das nicht eintritt", stellte der Franzose klar. Boullier war jedoch für den Fälle der Fälle bewusst: "Auch dann müssen wir einen guten Weg finden, wie wir vorankommen können."

Weiterhin im Schwebezustand

Das Management des Polen beteuert derweil weiter, dass dieser wieder fahren kann - Gewissheit über seine Chancen auf eine Rückkehr ins Renncockpit, kann aber wohl einzig und allein ein Test in einem F1-Boliden geben. Sollte der Tag kommen, an dem Kubica sich fit genug fühlt, sei bereits alles dafür vorbereitet. "Alles ist dafür angerichtet. Die Autos von 2009 stehen fertig in der Gerade und sind bereit, angelassen zu werden", so der Lotus-Renault-Boss.

"Wir sind auf ihn vorbereitet und warten nur darauf, dass wir grünes Licht bekommen und auch er bereit ist", verriet Boullier, der mit Blick auf das engere Umfeld Kubicas meinte: "Ich weiß, dass sie alle sehr zuversichtlich sind und darüber freue ich mich, denn ich wäre der Erste, der sich wünscht, Robert wieder im Auto zu haben - aber niemand weiß das." Den genauen Zustand der Verfassung seines Schützlings abzuschätzen, sei nicht so einfach.

"Niemand hat einen medizinischen Bericht vorliegen und niemand hat ihn ein Auto bei diesen Geschwindigkeiten fahren sehen. Solange wir ihn nicht dabei gesehen und somit die Bestätigung haben, können wir überhaupt nichts sagen. Und leider müssen wir uns auch die Option offen halten, dass er nicht wiederkommt", so der Franzose, der erklärte: "Ich stehe in regelmäßigem Kontakt mit seinem Manager, aber bis er nicht im Auto gesessen hat, wissen wir es einfach nicht."