"Die Saison war sehr gut", lachte Romain Grosjean im Rahmen des Großen Preises von Indien und zog Bilanz über sein 2011 - ein Jahr, dass ihn zurück in die Formel 1 gebracht hat und sich als entscheidend für seine Karriere herausstellen könnte. "Ich habe mich in den Bereichen verbessert, in denen ich noch besser werden wollte und nun werde ich wieder in einem Formel-1-Auto sitzen, die Dinge aber aus einer leicht veränderten Perspektive sehen", prognostizierte der Franzose mit den schweizer Wurzeln.

Bereits beim kommenden Lauf in Abu Dhabi wird der 25-Jährige in einer Freitagssession im Lotus-Renault-Cockpit von Bruno Senna Platz nehmen. Beim Saisonfinale in Brasilien kehrt der Lokalmatador jedoch ins Auto zurück - dafür muss dann Vitaly Petrov für Grosjean pausieren. Der Weg zurück in die Formel 1 war für Grosjean, der sich bereits 2009 glücklos in sieben Rennen an der Seite von Fernando Alonso beweisen durfte, steinig - vor zwei Jahren war das Team auf dem absteigenden Ast und das Auto schlecht. Nach seinem folgenden Abgang von Renault folgte ein Übergangsjahr in der Auto GP.

Der lange Weg zurück

Der wichtigste Schritt in Richtung F1: In Spa sicherte sich Romain Grosjean in diesem Jahr vorzeitig den GP2-Titel, Foto: Sutton
Der wichtigste Schritt in Richtung F1: In Spa sicherte sich Romain Grosjean in diesem Jahr vorzeitig den GP2-Titel, Foto: Sutton

Nachdem Grosjean dort 2010 immerhin den Meistertitel holte und dieses Jahr mit einem dominanten Gewinn der GP2-Serie nachlegte, fuhr er sich zurück ins Oberhaus des Motorsports. "Ich habe ja schon einmal um die Meisterschaft gekämpft, aber dieses Jahr hat es endlich geklappt. Auch diesbezüglich ist jetzt alles anders, weil man nun weiß, dass man alles erreicht hat, was man erreichen kann, bevor man in die Formel 1 kommt", erklärte der frischgebackene GP2-Champ sein neues Selbstverständnis.

Die gute Zusammenarbeit mit Lotus Renault, die er seit einigen Grand Prix wieder mit zu den Rennwochenenden begleiten darf, sei eine zusätzliche Motivation. "Ich habe es bisher sehr genossen. Es herrscht im Team eine viel bessere Atmosphäre als bei meinem Weggang. Die Dinge haben sich ganz schön verändert, aber man kann diese positive Stimmung spüren", so Grosjean, der fand: "Jeder hier hat jetzt eine bessere Zeit und auch ich habe einige Dinge lernen können, was immer gut ist."

Zu früh für Spekulationen

"Ich habe einige Zeit mit den Ingenieuren verbringen können und ich denke, es ist immer wichtig, viel an der Rennstrecke zu sein, bevor man ins Auto steigt", sagte der Franzose mit Blick auf die anstehende Ausfahrt in Abu Dhabi. Wie es nach den zwei Testchancen aber weitergehen würde, wollte er noch nicht kommentieren. "Zu den Fahrerspekulationen für nächstes Jahr möchte ich eigentlich noch überhaupt nichts sagen - dazu ist es noch viel zu früh", fand Grosjean, der allerdings zugab: "Robert ist im Moment natürlich die Schlüsselfigur. Wir hoffen aber alle, dass er einen guten Genesungsprozess durchläuft."

Teamchef Eric Boullier hat die Qual der Wahl - trotzdem ist Romain Grosjean einer der Top-Kandidaten auf ein Cockpit 2012, Foto: Sutton
Teamchef Eric Boullier hat die Qual der Wahl - trotzdem ist Romain Grosjean einer der Top-Kandidaten auf ein Cockpit 2012, Foto: Sutton

Der im Februar bei einem Rallyeunfall in Italien schwer verletzte Stammpilot Kubica ist, neben den aktuellen Akteuren Senna und Petrov, im Kampf um die beiden Cockpits des Teams aus Enstone der heißeste Kontrahent Grosjeans. "Wir reden mit mehreren Teams und werden das auch so beibehalten - noch ist aber nichts abgeschlossen. Wie alle, müssen auch wir geduldig sein", stellte dieser jedoch klar. Die anstehende Chance sei nun erst einmal durchwegs positiv zu betrachten. "Immer wenn man im Auto sitzt, ist das ein Erfahrungsgewinn. Selbst wenn man schon voll integriert ist, muss man immer noch sein Bestes geben. Mit Sicherheit wird das Team ganz genau hinschauen, was ich da mache - aber ich mag diesen Druck und somit ist das in Ordnung."

Auf Grund seiner neu gewonnenen Reife und des besseren Teamklimas wäre nun alles entspannter. "Mir gefällt die momentane Art und Weise besser und auch ich fühle mich wohler im Team. Das ist wichtig - immerhin verbringt man 20 Wochenenden mit diesen Leuten, es ist also besser, eine gute Beziehung mit ihnen zu haben", lachte der GP2-Meister und fügte an: "Ich denke, dass ich mit einem breiten Grinsen wieder in das Auto steigen werde und versuche, die Zeit auf der Strecke zu genießen. Ich will dem Team die bestmögliche Rückmeldung liefern, aber auch die bestmögliche Rundenzeit."

Schweizer Vorzeige-Franzose

Dass er 2009 bei seinem ersten Formel-1-Versuch gescheitert sei, würde ihn nicht beunruhigen. "Das war damals eine komische Chance und irgendwie keine richtige. Man konnte zu so einer Gelegenheit natürlich nicht nein sagen, aber es war definitiv nicht der beste Weg für einen F1-Einstieg", stellte Grosjean klar. "Ich denke aber, dass wir das nun alles relativiert haben. Ich war noch einmal in der GP2, habe dort gewonnen und nun freue ich mich auf die beiden Vormittagssessions, die gute Fahrpraxis für die Zukunft bedeuten", so der gebürtige Schweizer.

"Wenn ich es also schaffen sollte, nächstes Jahr in einem Stammcockpit in die Formel 1 zurückzukehren, würden die Dinge anders laufen", war sich der Lotus-Renault-Tester sicher, der noch einen anderen guten Grund für seine Ernennung zum Stammpiloten bei den Franzosen ausmachte. "Ich lebe jetzt in Frankreich, in Paris - und ich weiß, dass es sehr wichtig für Frankreich ist, auch einen französischen Fahrer zu haben. Genauso wie es wichtig wäre, wieder ein Rennen zu haben - das ist also noch nicht das Ende der Geschichte", so Grosjean, der anfügte: "Frankreich hat eine sehr große Tradition im Motorsport und ich wäre gerne die Person, die die Marseillaise zurück auf das Podium bringt."

Die Vorzeichen dafür würden nicht schlecht stehen. "Wenn man eine harte Zeit durchmacht, lernt man sehr viel. Ich bin nun viel besser vorbereitet, auch wenn es immer schwierig ist, zu einhundert Prozent bereit für die Formel 1 zu sein, da es im Vergleich zu allem anderen einfach ein großer Schritt ist", so der Rotschopf. Gerüchte besagten bislang immer, dass seiner Rückkehr nur noch mangelnde Sponsorengelder im Vergleich zur Konkurrenz im Weg stehen würden. Grosjean bestätigte, dass die Lage nicht einfach sei. "Es ist im Moment keine leichte Zeit", so der 25-Jährige mit Blick auf die Bankensituation in seiner Heimat.