Auf eine gewisse Art und Weise sei Fernando Alonso sogar noch besser als Michael Schumacher. Auf den ersten Blick und in Anbetracht der aktuellen Lage scheint diese Meinung Stefano Domenicalis logisch - doch die Rede ist nicht zwingend von der Neuzeit, sondern durchaus auch vom Rekordweltmeister in seinen besten Tagen. Beweis für diese Einschätzung sei unter anderem die Tatsache, dass Alonso viel schneller Erfolg mit Ferrari gehabt hätte, als es bei Schumacher der Fall war, als dieser Ende 1995 zur Scuderia wechselte.

"Für mich ist Fernando im Moment der Formel-1-Fahrer Nummer eins. Ich sehe viele Parallelen zu Michael Schumacher, einem Pilot, der sich einen Platz in unserer Geschichte gesichert hat", meinte Domenicali und fügte an: "Ehrlich gesagt glaube ich sogar, dass Fernando in manchen Bereichen noch besser ist. Zum Beispiel, wenn ich daran denke, mit welcher Geschwindigkeit er sich in das Team integriert hat und hier zum Anführer gereift ist. Diesbezüglich war er viel schneller als Michael, bei dem das eine Weile gedauert hat."

In Maranello sofort eingelebt

Alonso selbst fühlte sich durch diese Vergleiche zu seinem Vorteil natürlich geehrt. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll - außer, dass ich mich bei Ferrari sofort wohl gefühlt habe." Die Erfolge seines prominenten Vorgängers seien aber trotzdem eine unglaubliche Marke. "Zu wiederholen, was Michael geschafft hat, wäre ziemlich schwierig. Die Dinge sind mittlerweile anders, als sie noch vor einem Jahrzehnt waren", ordnete der spanische Doppelweltmeister den Siegeszug des Deutschen ein. Alonso wollte aber auch klarstellen: "Im Moment erfahre ich die besten Jahre meiner Karriere und das macht mich für die Zukunft natürlich sehr zuversichtlich."

Trotz aller Lobeshymnen würde man sich bei der Scuderia aber nicht ausschließlich auf den asturischen Star-Piloten konzentrieren. Für Domenicali habe sich in den vergangenen Grand Prix auch Felipe Massa wieder stark gesteigert. "Ich habe gesehen, dass es bei ihm in den letzten Rennen klar bergauf ging und ich bin mir sicher, dass er sich im zweiten Teil des Jahres gut schlagen wird. Felipe muss die Ruhe bewahren und das Maximum aus seinen Talenten machen und davon hat er viele", so der Italiener, der sagte: "Er ist über eine Runde ein sehr schneller Fahrer, aber vielleicht muss er sich in Sachen Beständigkeit im Rennen noch etwas verbessern."

Massa auf dem Weg zurück nach oben

Dass Massa komplett im Schatten Alonsos stehe, wollte der Teamchef aber nicht sehen. "Neben jemanden wie Fernando zu fahren, ist natürlich definitiv nicht einfach. Aber das sollte eine zusätzliche Motivation für ihn sein und keine Entschuldigung. Für uns ist es zudem wichtig, dass Felipe gut unterwegs ist, denn er ist mindestens noch anderthalb Jahre einer unserer Fahrer", stellte Domenicali klar. Alonso selbst betonte, mit Massa an seiner Seite zufrieden zu sein. Zwischen den beiden Ferrari-Stars gäbe es keine Probleme.

Mit Felipe Massa hat Fernando Alonso kein Problem - wer in Zukunft neben ihm fährt tangiert ihn aber ohnehin wenig, Foto: Ferrari
Mit Felipe Massa hat Fernando Alonso kein Problem - wer in Zukunft neben ihm fährt tangiert ihn aber ohnehin wenig, Foto: Ferrari

Wer in Zukunft neben ihm fahren würde, interessierte den Spanier momentan aber noch nicht. Zuletzt hatten mit Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und auch Jenson Button eigentlich alle Top-Piloten im Feld verlauten lassen, dass das zweite Ferrari-Cockpit immer eine interessante Option sei. "Es ist normal, dass alle Fahrer für Ferrari fahren wollen. Manche sagen es offen, andere verneinen es, denken aber natürlich trotzdem darüber nach", grinste Alonso in Anbetracht einer Frage, die er sich als Starpilot der Scuderia ohnehin nicht mehr stellen muss. "Ich fühle mich sehr priviligiert, dass ich jetzt bei Ferrari bin und das auch noch viele Jahre so bleiben wird - mindestens bis Ende 2016", freute sich der Spanier.

Teamkollege interessiert nicht

Wer auch immer dann in der Zukunft den Platz neben ihm einnehmen würde, würde diese Freude ohnehin nicht trüben können. "So etwas wäre in keinem Fall ein Problem für mich, selbst wenn es Hamilton wäre", meinte Alonso. Laut Domenicali sei dieses Szenario zumindest in nächster Zeit aber ohnehin unwahrscheinlich. "Ich bin darüber erfreut, dass er erklärt hat, dass er in Bezug auf Ferrari niemals nie sagen würde. Wenn man bedenkt, welche Rolle wir in der Geschichte dieses Sports darstellten, ist es natürlich logisch, dass jeder früher oder später gerne einmal nach Maranello kommen möchte", so der Italiener.

Trotzdem sei Hamilton bei der Scuderia momentan kein Thema. "Ich glaube nicht, dass sich diese Frage irgendwann einmal stellen wird - weder in naher Zukunft, noch auf lange Sicht", wollte Domenicali dem McLaren-Piloten keine Hoffnung machen. "Für das Ferrari der Zukunft glaube ich, dass es die richtige Kombination wäre, einen etablierten und erfahrenen Piloten, neben einem jungen und talentierten Fahrer, der auf dem Weg nach oben ist, zu haben", so der Ferrari-Teamchef, der auch klarstellte. "Zeitgleich zwei junge Fahrer zu beschäftigen, können wir uns bei dem Druck, unter dem wir stehen, aber nicht erlauben." Mit Sergio Perez und Jules Bianchi im Nachwuchsprogramm, wäre die Scuderia aber sogar auch diesbezüglich bestens gerüstet.