Ferrari fährt den eigenen Ansprüchen in dieser Saison noch weit hinterher. Das belegen nicht zuletzt die Zahlen: Fernando Alonso und Felipe Massa liegen in der WM-Wertung auf den Plätzen fünf und sechs, in der Team-Wertung ist die Scuderia nur dritte Kraft - mit ordentlich Rückstand auf Red Bull und McLaren. "Wir können und dürfen nicht so weiter machen", forderte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo nach dem China GP.

Schnellstens muss eine Lösung für den kränkelnden 150° Italia her. Bis zum nächsten Grand Prix in der Türkei bleiben dem Team nun knapp drei Wochen Zeit, das Auto in die Spur zu bringen. Die beiden Piloten beschwerten sich nicht nur darüber, dass es extrem schwierig sei, die Pirelli-Reifen auf entsprechende Temperaturen zu bringen. Nach dem Rennen in Shanghai polterte Alonso, dass das Auto einfach zu langsam sei.

Nicht die richtige Performance

Vor allem die fehlende Geschwindigkeit während der Qualifying-Sessions ist ein großes Thema in Italien. "Wenn man zurück blickt, ist es das, woran wir arbeiten müssen", stellte Teamchef Stefano Domenicali klar. "Das Auto bringt noch nicht die richtige Performance, auch wenn das Qualifying ein Unterschied zum Rennen ist." In Shanghai fehlten Alonso und Massa 1,4 Sekunden auf Pole-Setter Sebastian Vettel.

Scheinbar wurde ein Auslöser der Misere nun ausgemacht: Der hauseigenen Windkanal in Maranello. "Wir haben ein strukturelles Problem mit dem Kanal", gab Domenicali gegenüber Autosprint zu. "Wir arbeiten daran." Laut Domenicali würde der Windkanal Daten ausspucken, die sich nicht mit den tatsächlichen Daten während der Rennen decken. "Wir haben begonnen, die Sache zu untersuchen", erklärte auch Technikchef Aldo Costa. "Wir versuchen zu verstehen, wie die Verknüpfung zwischen dem Windkanal und der Strecke funktioniert."

Kein Wunder in Istanbul

Da die Neukalibrierung des Aero-Tunnels einige Zeit in Anspruch nehmen würde, überlegt Ferrari Gerüchten zufolge, den Windkanal von Toyota zu benutzen. Die Anlage in Köln kann gemietet werden. Gleichzeitig erwartete sich Domenicali großen Aufwand aus den eigenen Reihen, um das Problem in den Griff zu bekommen. "Ich bin Pragmatiker und ich erwarte einen großen Vorstoß von den Leuten in der Heimat. Aber ich weiß, dass das keine kurzzeitige Arbeit ist", so der Teamchef. Für das kommende Rennen in Istanbul erwartete er kein Wunder, "weil ich denke, dass es länger dauert".

Doch Resignieren gilt nicht, will Ferrari bei der Titelvergabe in dieser Saison noch eine Rolle spielen. Deshalb sei es laut Domenicali der richtige Vorgehensweise, um die Lücke beim Qualifying zu schließen. "Diese ist nicht akzeptabel", stellte er nochmals klar.