In der Hockenheim-Woche war für mich einiges los - und jetzt geht es ja, nach zwei Tagen Ausruhen zu Hause in Monaco, gleich mit Ungarn weiter. Ich hatte mich mit zwei Karttagen in Spanien auf der Bahn von Sete Gibernau, einem guten Freund von meinem Renningenieur Xavi Pujolar, auf den deutschen Grand Prix vorbereitet. Das ist immer ein gutes Training für die Reflexe, vor allem, wenn man drei Wochen nicht mehr im Auto gesessen hat.

Am Donnerstag in Hockenheim ging es dann gleich mit einem PR-Event los, das wirklich Spaß gemacht hat - wir HTR-Fahrer durften uns als LKW-Geschicklichkeitsfahrer betätigen - und der ADAC und die VBZ Mainfranken, die das ganze zusammen mit dem Team organisiert hatten, haben auch gleich einen Wettbewerb daraus gemacht. Was für uns Rennfahrer immer eine interessante Sache ist - schließlich wollen wir nie verlieren, egal, bei was...

Ich habe mir schon bei der Vorführung ziemlich genau angeschaut, wie der Fahrlehrer das gemacht hat - und bin dann auch bei meinem ersten Qualifikationslauf gegen Karun ganz gut zurecht gekommen. Immerhin habe ich das allererste Mal überhaupt in so einer Zugmaschine gesessen und das sind schon ganz andere Perspektiven und Abmessungen.

Was die Sache allerdings ein bisschen einfacher macht, ist die Automatik - so kann man sich ganz aufs Lenken und genaue Zielen konzentrieren. Im Endlauf bin ich gegen Sakon angetreten und habe deutlich gewonnen. Vor allem meine Zeit von 3 Minuten 54 Sekunden fanden die Experten von der VBZ, die ständig mit so was zu tun haben, wohl ziemlich beeindrucken für einen Neuling. Ich muss mich aber auch noch mal extra bei Martin, meinem Instruktor, bedanken, der neben mir im Auto saß. Der war wirklich super, hat mir immer wieder tolle Tipps gegeben - das hat sicher geholfen und eine Menge zu meinem klaren Sieg beigetragen.

Senna & Co hatten mit den Trucks viel Spaß, Foto: Sutton
Senna & Co hatten mit den Trucks viel Spaß, Foto: Sutton

Nachher hatte ich noch ein kurzes Treffen mit den Mitgliedern meines deutschen Fanclubs - Karun und Sakon sind auch kurz mit hingekommen. Karun hat dabei sogar eines meiner Fanclub-T-Shirts mit seinem Namen drauf bekommen - und wir hatten alle was zu lachen. Der Hintergrund der Geschichte ist, dass er in Monaco schon ein paar von meinen Fanclub-Mitgliedern mit ihren T-Shirts begegnet ist - und da herumgealbert hat, er hätte auch gern so eines... Jetzt hatten sie ihm also für Hockenheim prompt eines gemacht. Und Karun hat mir doch dann auch gleich angeboten, es anzuziehen - allerdings nur, wenn ich ihm entsprechend was dafür bezahle...

Mit dem Rennwochenende konnte ich wirklich zufrieden sein. Schon am Freitagvormittag im Regen war ich gut unterwegs, vor allem mit den Intermediates auf der doch schon etwas abtrocknenden Strecke. Der kurze Ausflug in den Kies zehn Minuten vor Schluss war nicht so schlimm, es ist nichts kaputtgegangen. Ich hatte halt einfach ein bisschen zu viel gewollt, weil es meine letzte Runde auf den Intermediates war, die Runde war bis zur vorletzten Kurve auch noch mal eine halbe Sekunde schneller - aber dann bin ich in der Ecke in einem minimal anderen Winkel angekommen, habe eine Wasserpfütze erwischt und das war es halt...

Aber ich glaube, im Team waren doch alle sehr glücklich und zufrieden, dass ich wieder im Auto gesessen habe, auch am Samstag, nach dem Qualifying. Das war zusammen mit der Runde in Monaco wohl die beste Qualifying-Runde, die ich in dieser Saison gefahren bin. Nur zwei, drei Zehntel von einem Virgin und einem Lotus weg, das war dichter dran, als ich es mir vorher erwartet hätte - im Trockenen. Im Regen hätte das noch anders aussehen können, aber den Wunsch, dass es das ganze Wochenende weiter regnet, hat mir der Wettergott ja leider nicht erfüllt.

Im Rennen hatte ich erstmal einen Superstart - nach den Daten den besten des Jahres, ich hatte auch schon Sutil und Kovalainen überholt. Nur ist dann leider in der ersten Kurve Trulli vor mir auf einmal so langsam gewesen, dass ich sehr hart auf die Bremse musste und die gewonnenen Plätze wieder verloren habe - und di Grassi ist dabei auch noch mit durchgeschlüpft.

Ich bin mit weichen Reifen losgefahren, die haben recht gut funktioniert, ich konnte bis zu meinem Stopp in der 22. Runde immerhin Timo Glock wieder hinter mir halten. Auch da hätte ich eigentlich wegen der Reifen noch nicht an die Box gemusst, aber wir haben den Stopp aus strategischen Gründen vorgezogen, weil ich da bald von einer großen Gruppe überrundet worden wäre, was viel Zeit gekostet hätte.

Bruno Senna gibt für Deutschland den Daumen nach oben, Foto: Sutton
Bruno Senna gibt für Deutschland den Daumen nach oben, Foto: Sutton

Schade halt, dass ich mir mit dem zweiten Reifensatz einen schleichenden Plattfuß eingefangen habe und zu einem zusätzlichen Stopp an die Box musste. Damit war die Chance natürlich weg. Sonst wäre es vielleicht schon noch möglich gewesen, Timo Glock, der ja eine andere Strategie fuhr, nach dessen Stopp wieder zu kriegen und sogar auch wieder hinter mir zu halten. Das wäre natürlich super gewesen, bis zum Ende um den Platz des besten Neulings kämpfen zu können, so etwas gibt dann auch noch mal zusätzliche Motivation.

So war es schon nicht ganz so toll, das Rennen dann mehr oder weniger alleine zu Ende zu fahren, und eigentlich immer nur auf Überrundungen achten zu müssen. Das war diesmal sowieso ziemlich schwierig, gerade, wenn nicht nur ein, sondern mehrere Autos auf einmal vorbei wollten und man länger von der Linie wegmusste, hat es ein bis eineinhalb Runden gedauert, bis man die Reifen wieder so auf Temperatur hatte, dass wieder an normales Fahren zu denken war. So ist es natürlich schwierig, einen einigermaßen Rhythmus beizubehalten. Und gerade in den letzten Runden, wo man normal immer noch mal gute Zeiten fahren kann, hatte ich so viel Verkehr, dass das nichts mehr ging.

Ungarn wird jetzt sicher eine noch schwierigere Aufgabe für uns als Hockenheim. Ich mag die Stadt und die Stimmung an der Strecke zwar sehr gern, aber einfach wird es sicher nicht. Man braucht wieder mehr Downforce, es gibt keine langen Geraden, auf denen wir unseren Topspeed ausspielen könnten - und die vielen Bodenwellen sind auch nicht unbedingt nach dem Geschmack unseres Autos. Aber vielleicht können wir auf diesem Kurs, der für Fahrer und Technik eine ganz besondere Herausforderung darstellt, eine Überraschung schaffen.