Dietrich Mateschitz müsste sich eigentlich genüsslich zurücklehnen und die Formel-1-Rennen genießen. Sein Auto ist das schnellste, seine Fahrer können beide Rennen und den WM-Titel gewinnen. "Eigentlich ein Luxusproblem, das viele Teams gerne hätten", betont der Red-Bull-Boss.

Aber irgendwie kommt er in dieser Saison nicht zur Ruhe. Erst die Kollision zwischen Mark Webber und Sebastian Vettel in Istanbul, dann der Flügelstreit von Silverstone. "Natürlich mische ich mich ein. Das geht gar nicht anders", verriet Mateschitz der Kleinen Zeitung. "Aber das Alles wird viel mehr dramatisiert, als wirklich dahinter steckt."

Von der Bagatelle zum Problem

Für Mateschitz ist die Situation recht einfach: Red Bull habe keine Nummer 1 oder Nummer 2. Beide Piloten erhalten das gleiche Material. Silverstone sei eine Ausnahme gewesen, bei welcher der Unterschied zwischen den beiden Flügeln nur marginal und im Tausendstelbereich gewesen sei.

"Christian Horner hat eben gemeint, dass der neue Flügel dem Fahrverhalten von Vettel eher entgegenkommt", erklärte Mateschitz, der normalerweise in alle wichtigen Entscheidungen per Telefon eingebunden ist. "Im konkreten Fall war ich nicht eingebunden. Die Sache wurde leider falsch kommuniziert, teamintern wie medial", stellte er klar. Für Webber sei die Situation nicht angenehm gewesen. "Aber wie gesagt, hier ist eine Bagatelle zum großen Problem gemacht worden."

Schlechtes Krisenmanagement

Dietrich Mateschitz nimmt Mark Webber nichts übel, Foto: Sutton
Dietrich Mateschitz nimmt Mark Webber nichts übel, Foto: Sutton

Auch das Krisenmanagement des Teams versagte erneut. "Es war nicht diplomatisch, vielleicht war es nicht einmal richtig", so Mateschitz. Fraktionen zwischen der Vettel-Box und der Webber-Box hätten sich innerhalb des Teams nicht gebildet. "Dass jeder der beiden Mannschaften ihr Pilot am Herzen liegt, ist aber klar." Nur eine Bevorzugung eines Fahrers entspricht nicht dem Weltbild von Mateschitz.

"Es gibt keinen programmierbaren Weltmeister", sagte er. "Unsere beiden Piloten wissen, dass Sie a) den anderen schlagen müssen und b) sich dennoch gegenseitig brauchen, um der Konkurrenz möglichst viele Punkte wegzunehmen." Ihm wäre jeder der Fahrer als Weltmeister recht.

Webbers Nummer-2-Kommentar nach der Zieldurchfahrt in Silverstone sei überflüssig gewesen, verschlechtert dessen Position aber nicht, immerhin habe er nichts verbrochen. Einen Maulkorb wird es nicht geben. "So etwas wäre nicht unser Stil. Jeder kann die Wahrheit sagen, das ist eine der obersten Tugenden von Red Bull."

Das könnte auch bedeuten, dass keiner der Red-Bull-Fahrer am Ende den Titel gewinnt. "Ich halte es für mehr als unwahrscheinlich, aber ich schließe es nicht aus", so Mateschitz. "Und wenn es passieren sollte, mein Gott, wir reden hier von Rennsport. Das Image von Blut, Schweiß und Tränen kommt doch nicht von ungefähr."