Das Duell an der Spitze:

Am Freitag sah alles noch nach einem spannenden Duell um den Sieg aus. Vier Piloten lagen innerhalb von 20 Sekunden und auch der fünftplatzierte Jari- Matti Latvala schien die Zeiten mitgehen zu können. Am Samstag demonstrierte Loeb dann allerdings erneut seine Vormachtstellung. Die Diskussion, inwiefern er sich dabei am Freitag in Hinblick auf eine gute Startposition für den Samstag bewusst etwas zurückhielt, ist dabei ebenso müßig wie überflüssig, fest steht: Unter annährend gleichen Bedingungen fanden Loebes Rivalen erneut keinen Weg, die Zeiten des Franzosen auch nur annährend mitzugehen.

Ford elebte ein weiteres steiniges Wochenende., Foto: Sutton
Ford elebte ein weiteres steiniges Wochenende., Foto: Sutton

Was nach dem Wochenende bleibt ist der beste Saisonstart aller Zeiten für Citroen, während Ford das schlechteste WRC Ergebnis seit der Rallye Argentinien 2006 - oder anders ausgedrückt ziemlich genau drei Jahren - hinnehmen musste. Der Zug in der WM scheint mit nun 39 Punkten Rückstand in der Konstrukteurs- und 20 Punkten in der Fahrerwertung fast schon abgefahren. Nicht besser macht die Situation für Ford auch, dass Daniel Sordo zwar immer noch ein gutes Stück von der Geschwindigkeit seines Teamkollegen entfernt ist, zuletzt jedoch eine beständig ansteigende Formkurve unter Beweis stellte. Dass er nach der Rallye Argentinien jetzt genau jenen zweiten Platz innehat, den er noch vor der Rallye in Person von Mikko Hirvonen attackieren wollte, wird die Laune im Ford Team kaum verbessern.

Ein defensiv fahrender Jari Matti Latvala, der trotzdem mit Plattfüßen, Temperaturproblemen, sowie einer abgerissenen Motorhaube zu kämpfen hat und ein ungefährdeter Doppelsieg stehen fast schon sinnbildlich für den bisherigen Saisonverlauf, bei dem bei Citroen fast alles und bei Ford derzeit nur sehr wenig nach Plan läuft.

Die Verfolger

Trotz Ausfall bot Petter Solberg erneut eine starke Leistung. Dass er dabei am Samstag den Kontakt zu den Werksautos verlor, wird ihm dabei kein Fan vorhalten. Was mittlerweile hingegen eher etwas störend wirkt, sind seine dauernden Hinweise darauf, dass sein Fahrzeug ja nun mal nicht mit der Spitze mithalten könne. Klar muss ein Pilot seinen Marktwert hochhalten und selbstverständlich muss es für einen ehemaligen Weltmeister frustrierend sein, nicht um den Sieg kämpfen zu können: Nur, das ist die Situation in der sich Solberg nun schon seit Jahren befindet und seine Leistungen waren in diesem Jahr in seinem drei Jahre alten Gebrauchtwagen oft näher an der Spitze als in den letzten Jahren im Werksauto. Noch bei der Bekanntgabe seines Projekts hätten die meisten Betrachter derart konstant starke Leistungen für schlichtweg unmöglich gehalten. Das sollte doch eigentlich Grund zu zumindest ein wenig Freude sein.

Trotz Ausfall sportlich überzeugend: Petter Solberg, Foto: Sutton
Trotz Ausfall sportlich überzeugend: Petter Solberg, Foto: Sutton

Für seine Mühen belohnt wurde derweil Henning Solberg, der seinen ersten Podestplatz seit Japan 2007 erzielte. Erstmals seit der Rallye Norwegen hatte der jetzt in der WM wieder Viertplatzierte auch klar die Nase vor seinem Teamkollegen Matthew Wilson. Ein ebenso großes Lob gebührte allerdings Federco Villagra, der seine Erfahrung auf heimischen Terrain optimal zum besten Ergebnis seiner Karriere nutzen konnte und in der WM jetzt punktgleich mit Jari- Matti Latvala auf Rang sieben liegt.

Der hintere Teil des Feldes

Wenig Neues gab es hingegen am Ende des Feldes zu vermelden. Das Citroen Junior Team kommt weiter nicht richtig in Fahrt und liegt durch Villagras Erfolg jetzt sogar nur noch einen Punkt vor Munchi´s Ford. Conrad Rautenbach konnte dabei die in ihn gesetzten Erwartungen erneut nicht erfüllen, während Sebastien Ogier dieses Mal zwar relativ konstant, dafür aber weitestgehend eher verhalten unterwegs war. Vielleicht fehlt dem Team einfach ein Erfolgserlebnis.

So gesehen steht es im Herstellerduell dann doch noch unentschieden: Während Stobart den besten Saisonstart seiner Geschichte feierte und derzeit nur sechs Punkte hinter dem Werksteam liegt, läuft das Citroen Junior Team Gefahr, von einem Manufacturer Team mit lediglich einem Pilot überholt zu werden. Der Saisonstart des Citroen Junior Teams war damit gemessen an Stobart Ford etwa so erfolgreich, wie der Saionstart des Ford Werksteams gemessen am Citroen Werksteam. Dennoch wird das für Ford wohl eher nur ein schwacher Trost sein.