Die "finnischen Flugtage" boten auch 2006 wieder jenes Spektakel, für das es von den zahlreichen Fans weltweit so geliebt wird: aufsehenerregende Sprünge, faszinierende Drifteinlagen und atemberaubende Topspeeds, mit denen die weltbesten Rallye-Piloten durch die Wälder des skandinavischen Klassikers pfeilen. Wie schnell die auch "1000 Seen" genannte Traditionsveranstaltung mittlerweile geworden ist, beweist ein Blick auf die gefahrenen Durchschnittsgeschwindigkeiten: Bis zu 130 km/h beträgt das mittlere Tempo, mit dem sich die Driftkünstler über die zahllosen Kuppen stürzen. Die Datenaufzeichnung von BFGoodrich-Partner Ford zum Beispiel ergab auf einer Wertungsprüfung für den Ford Focus RS WRC von Marcus Grönholm sogar eine ununterbrochene Vollgas-Passage von 47 Sekunden Länge - neuer Rekord im modernen Rallye-WM-Zirkus.

Auf heimischem Boden, so eine Bauernweisheit dieser Motorsport-Kategorie, können eigentlich nur Skandinavier gewinnen - eine Regel, von der es bis heute nur zwei echte Ausnahmen gibt: Altmeister Carlos Sainz (Toyota Celica) düpierte die Gastgeber 1990 als erster Südeuropäer, Didier Auriol (Lancia Delta integrale/Michelin) wiederholte diese Glanztat 1992. Seither herrschte wieder das gewohnte Bild: Mit Juha Kankkunen (1993, 1999), Tommi Mäkinen (1994 bis 1998), dem Esten Markko Märtin (2003) und Marcus Grönholm (2000 bis 2002 sowie 2004 und 2005) dominierten wieder die Nordmänner. Dass sich mit Sébastien Loeb ein weiterer Rallye-Superstar anschickt, auch diesen Klassiker zu knacken, deutete sich allerdings bereits im Vorjahr an: Der Citroën-Pilot bereitete Grönholm einiges Kopfzerbrechen. Eine Woche nach seinem sechsten Saisonsieg, den er bei der Rallye Deutschland errang, schickte sich der amtierende Titelverteidiger auf jeden Fall an, einen anderen Rekord zu brechen: Den mit den meisten WM-Laufsiegen überhaupt. Mit 26 Erfolgen hat er in Trier bereits zum bisherigen Tabellenführer Sainz aufgeschlossen.

Herausforderer Loeb attackierte, doch Marcus Grönholm schlug augenblicklich zurück

Die Rallye Finnland begann der Franzose entsprechend furios: Er mopste seinem Lieblingsrivalen in der lediglich 2,06 Kilometer langen Auftakt-Zuschauerprüfung "Killeri 1" gleich die Bestzeit und übernahm die Führung. Ein Afront, den sich der Lokalmatador nicht lange bieten ließ: Kaum ging es auf die erste "echte" Schotterprüfung, die gut 25 Kilometer lange "Lankamaa", rückte Grönholm die Reihenfolge wieder zurecht und distanzierte die Verfolger um 13 Sekunden. Sein Ford-Teamkollege Mikko Hirvonen und auch Subaru-Star Petter Solberg - der nach seinem Shakedown-Faux-pas von Deutschland einiges gutzumachen hatte - gingen vorerst an Loeb vorbei.

Doch der amtierende Weltmeister, der als Tabellenführer als Erster auf die stark verregneten Strecken musste, schlug zurück: Nach der ersten Service-Pause war er es, der auf den WP 5 und 6 die schnellste Zeit in den Schotter stanzte. Grönholm revanchierte sich mit Platz eins, als es zum zweiten Mal über die 36,37 Kilometer von "Vellipohja 2" ging. Loeb wiederum gewann "Mökkiperä 2". Damit stand die Reihenfolge am Ende der ersten Etappe fest: Grönholm trat als Leader die Übernacht-Pause an, doch sein Vorsprung auf den Xsara WRC-Drifter blieb marginal - gerade mal zwölf Sekunden trennten die beiden Streithähne, während der Rückstand von Mikko Hirvonen (-43,5 s) und Petter Solberg (-52,9 s) bereits deutlicher ausfiel.

Den neuen Tag nutzten viele Teilnehmer für Abstecher in die Botanik…

Die Weichen für einen spannenden zweiten Rallye-Tag rund um die finnische Provinz-Metropole Jyväskylää waren also gestellt. Die sonnigere Etappe begann mit einem Paukenschlag: Als erster verabschiedete sich Petter Solberg in der WP 11 mit einem spektakulären Abflug aus dem Wettbewerb und lieferte bei seinen leidgeprüften Subaru-Mechanikern erneut Schrott ab. Nicht viel anders sah der Kronos-Citroën von Xavier Pons aus, der auf der gleichen Prüfung nach einer Sprungkuppe ebenfalls im Aus landete. Auch die beiden Spitzenreiter blieben nicht unverschont: Sowohl Grönholm als auch Loeb erwischten fünf Kilometer vor dem Ziel der WP 12 in der gleichen Kurve einen aufgewirbelten Stein. Während der Finne dank des tadellos funktionierenden "Mousse"-Systems seiner BFGoodrich-Pneus seine Fahrt praktisch ohne Probleme fortsetzen konnte und sogar noch die Bestzeit setzte, beutelte es den Franzosen ärger. Loeb büßte mit zerfetztem Rad 32 Sekunden ein - die Vorentscheidung.

In WP 14 schließlich musste auch Nachwuchs-Star Dani Sordo aufgeben: Der Zweitplatzierte der Rallye Deutschland beendete sein Finnland-Debüt am Steuer eines jener gut 300 PS starken World Rally Cars ebenfalls im Unterholz. Bis dahin hatte der junge Spanier mit seinem BFGoodrich-bereiften Citroën Xsara den viel beachteten fünften Rang verteidigt.

Die dritte Etappe stand ganz im Zeichen des BFGoodrich-Partners Mikko Hirvonen

Damit waren die Positionen bezogen. "Ich konzentriere mich nur noch darauf, meinen zweiten Rang ins Ziel zu bringen", gab Loeb als Devise aus und verzichtete darauf, seinen fünf WP-Bestzeiten weitere hinzuzufügen. Auch Grönholm steckte auf der dritten Etappe zurück - die Chance für Mikko Hirvonen, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen: Der 26 Jahre alte Finne sicherte sich am Sonntag alle vier Bestzeiten, betonierte damit seinen dritten Rang und rückte dadurch in der Fahrerwertung am Österreicher Manfred Stohl - der das Ziel auf Rang neun außerhalb der Punkte erreichte - vorbei auf die vierte Position vor. Mit Henning Solberg am Steuer eines privaten Peugeot 307 CC WRC rundete ein weiterer BFGoodrich-Pilot den Vierfachsieg für die Reifenmarke mit den amerikanischen Wurzeln ab. Zugleich gewannen BFGoodrich-Piloten sämtliche Wertungsprüfungen.

"Die Rallye lief, auch was die Reifen betraf, für mich praktisch perfekt", freute sich Grönholm über seinen insgesamt sechsten Erfolg auf heimischem Grund. Damit konnte der gelernte Landwirt mit seinem Landsmann Markku Alen gleichziehen. "Ich habe die gesamte Veranstaltung auf eine weiche Laufflächenmischung des g-Force Gravel von BFGoodrich gesetzt, das war die richtige Entscheidung. Das Mousse-System erwies sich als überaus wirkungsvoll und ist aus meiner Sicht eine ganz wichtige Einrichtung - speziell bei den hohen Geschwindigkeiten, die wir bei dieser Rallye erreichen."

"Unsere Finnland-Testfahrten im Juli haben sich optimal ausgezahlt", kommentiert BFGoodrich-Experte Aimé Chatard. "Sie warteten mit exakt den gleichen Witterungsbedingungen auf, die wir auch während der Rallye erlebten: einem Mix aus Regen und Sonnenschein. Unsere Reifen wurden wie erwartet besonderen Prüfungen ausgesetzt, auch wenn der Verschleiß auf diesen Strecken nur eine geringe Rolle spielt. Speziell den Flanken der Pneus kommt eine große Bedeutung zu, denn sie müssen nach den extremen Sprüngen und den harten Landungen das Gewicht der Fahrzeuge und der Crew abfedern. Bei Tempi von 170 km/h und mehr wirken binnen Hundertstelsekunden immense Radlasten auf die Reifen ein, dennoch müssen sie auch unter diesen Bedingungen perfekte Lenkpräzision und viel Traktion bieten."

In der Tabelle konnte Grönholm - der auf zwölf der 21 Prüfungen die Bestzeit vorgelegt hatte - durch seinen vierten Platz eins in diesem Jahr den Rückstand auf Loeb zwar um zwei Punkte verkürzen, der Vorsprung des Titelverteidiger bleibt mit 31 Zählern jedoch weiterhin souverän. Damit steht bereits jetzt fest: Der Fahrer-Weltmeister 2006 rollt auf Rallye-Pneus von BFGoodrich.

Enger geht es nach dem zehnten von 16 Saisonläufen in der Teamwertung zwischen beiden BFGoodrich-Partnern zu: BP Ford schloss bis auf 15 Punkte zu Kronos-Citroën auf.