Es war ein Nerven zermürbendes Duell um Zehntelsekunden und ein spannender Wettbewerb auf höchstem Niveau der Rallye-Kunst: Nach fast 360 Kilometern auf Zeit, verteilt auf 17 insbesondere für die Reifen überaus anspruchsvollen Wertungsprüfungen durfte Citroën-Pilot und BFGoodrich Partner Sébastien Loeb in der mexikanischen Metropole León seinen ersten Saisonsieg feiern. Es war zugleich der bereits 21. Erfolg bei einem Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft in seiner noch jungen Karriere.

Der für seine clevere Fahrweise bekannte amtierende Weltmeister hatte zuvor einen verhaltenen Start hingelegt. Am Ende der ersten Etappe rangierte der Elsässer - der hinter Ford Focus RS-Pilot Marcus Grönholm als Zweiter auf die Schotterstrecken musste - trotz zweier Bestzeiten lediglich auf Rang drei. Doch der Rückstand war gering: Nur 9,5 Sekunden trennten ihn von dem Führenden, dem Subaru-Piloten Petter Solberg; Mikko Hirvonen im ebenfalls BFGoodrich-bereiften Focus RS des Ford-Werksteams lag 4,7 Sekunden entfernt auf Rang zwei. Dessen Teamkollege Grönholm hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits aus der Entscheidung um den Sieg verabschiedet: Eine verzwickte Links-Rechts-Passage gut neun Kilometer nach dem Start der WP 4 wurde dem 38-Jährigen zum Verhängnis. "Ich habe zu spät gebremst und bin zu schnell in die erste Kurve hineingefahren, deshalb sind wir von der Strecke gerutscht - mein Fehler", bedauerte der Finne. "Unser Auto kippte auf die Seite. Wir konnten es zwar wieder auf die Räder stellen, kamen aber nicht auf die Straße zurück." Dank SupeRally-Reglement nahm der zweifache Weltmeister am Samstag den Wettbewerb wieder auf, fiel mit 20 Strafminuten aber auf den 23. Platz zurück.

Der Samstag entpuppte sich als faszinierender Sekunden-Krimi

Kurz nach dem Restart am Samstagmorgen durfte Loeb sich erstmals über die Führung freuen: Erst hatte Petter Solberg 10,2 Sekunden auf den Franzosen verloren, dann parkte auch Hirvonen seinen Ford Focus RS neben der Strecke. "Wir kamen zu schnell über eine Kuppe, die wir als ,Sprung' so nicht im Aufschrieb hatten", gestand der 25-Jährige. "Bei der Landung sind wir mit dem hinteren rechten Rad auf eine Böschung geraten und haben uns anschließend überschlagen." Obwohl das Auto nicht stark beschädigt worden war, lag es doch so weit von der Piste entfernt, dass der Rückweg ausgeschlossen blieb. Hirvonen trat am Sonntag wieder an.

Doch Solberg konterte auf der 23,75 Kilometer langen WP 9 mit einer weiteren Bestzeit. Sein Vorsprung auf Loeb: 4,2 Sekunden. WP 10 (23,27 km) ging an Loeb, der damit seinen Rückstand auf 2,0 Sekunden verkürzte. Auch die WP 11 (25,23 km) gewann der Citroën-Pilot - um drei Zehntelsekunden. WP 12 (23,75 km): Loeb nahm Solberg erneut 6,5 Sekunden ab - und Rang eins. Wenig später demolierte der Norweger die Servolenkung seines Subaru und musste weitere wichtige Sekunden liegen lassen. Bis ins Etappenziel setzte sich der amtierende Weltmeister um 37,7 Sekunden ab, die Vorentscheidung war gefallen. Mit einer weiteren Bestzeit auf der ersten WP des Sonntags - mit 37,99 Kilometern die Königsprüfung der gesamten Veranstaltung - machte Loeb endgültig alles klar.

"Das war ein schöner Kampf", freute sich der neue Tabellenführer kurz und bündig. "Mein Dank gilt meinem Team, aber auch BFGoodrich. Die Rallye-Pneus meines Xsara WRC erwiesen sich während des gesamten Wochenendes als unglaublich stark - insbesondere bei der jeweils zweiten Passage über die Prüfungen. Dadurch konnte ich jene Zeit wieder aufholen, die ich am Freitag als zweiter Teilnehmer auf der Strecke verloren hatte."

Rallye-Pneus von BFGoodrich trotzten anspruchsvollen Herausforderungen

Angesichts der extremen Bedingungen - rund 50 Grad Celsius Bodentemperatur und bis zu 73 Wertungsprüfungs-Kilometer am Stück - griff Loeb bei den beiden ihm zur Verfügung stehenden Schotterreifen meist zum BFGoodrich g-Force Gravel 9+, die härteste Laufflächenmischung dieser Produktfamilie. Überraschendes Ergebnis: Trotz der Rückkehr zu mechanischen Differenzialen für die so genannten "M1"-Teams wie Ford und Kronos Citroën hielt sich der Reifenverschleiß in den gleichen Grenzen wie im Vorjahr, als die Kraftübertragung noch von aktiven Systemen geregelt wurde. Zahlreiche große Steine auf den Strecken verursachten eine Reihe von unvermeidlichen Rad- und Reifenschäden, die sich dank der speziellen pannenresistenten "Mousse"-Füllung in den Pneus allerdings nicht nachteilig auswirken konnten.

"Hier in Amerika einen Lauf zur Rallye-WM zu gewinnen, also praktisch auf dem Heimatkontinent der Marke, besitzt für BFGoodrich große Bedeutung", resümiert Frédéric Henry-Biabaud, der Motorsport-Direktor der Michelin Gruppe. "Die Entscheidung fiel jeweils beim zweiten Durchgang über die Prüfungen. Dort konnten unsere Reifen ihre Verschleißresistenz und ihr hohes Potenzial am augenscheinlichsten ausspielen. Das Duell zwischen Sébastien Loeb und Petter Solberg entpuppte sich als echter Krimi."

Auch die Plätze drei, vier und fünf gingen an BFGoodrich

Rang drei sicherte sich zum zweiten Mal in seiner Karriere Manfred Stohl, der in WP 13 eine Schreckminute verkraften musste: Der Österreicher stieß mit seinem BFGoodrich-bereiften Peugeot 307 CC WRC mit einer Kuh zusammen. Dani Sordo erreichte bei seiner ersten Schotter-Rallye am Steuer des Citroën Xsara WRC des Teams Kronos Platz vier und verwies damit Henning Solbergs Peugeot 307 CC WRC (BFGoodrich) auf die fünfte Position. Hinter Gareth MacHale (Ford Focus/BFGoodrich) und Chris Atkinson (Subaru) schaffte Marcus Grönholm noch den Sprung auf den achten Rang. Damit sicherte er sich einen Punkt für die Fahrerwertung sowie dem Werksteam von Ford drei Konstrukteurs-Zähler. Mikko Hirvonen auf Platz 15 rettete seinem Arbeitgeber den letzten Marken-Punkt.