Erleben wir im Rallye-Sport derzeit die Ära des Sebastien Ogier? Fast scheint es so, holte der Franzose in diesem Jahr doch den dritten Fahrer-WM-Titel hintereinander und den dritten in Diensten von VW Motorsport. Acht der 13 in diesem Jahr ausgetragenen Rallyes entschied Ogier für sich, und auch in beiden vorangegangenen Jahren holte der VW-Werkspilot mindestens acht Saisonsiege.

Doch im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com betont Ogier, dass es nach wie vor ein besonderes Gefühl ist, Siege und Titel einzufahren, und er deshalb nicht die Bodenhaftung verliert: "Ich gebe mein Bestes, um die Füße auf dem Boden zu behalten. Es ist nicht selbstverständlich und das darf es auch niemals werden. Ich möchte nie denken: Naja, du hast es ja schon geschafft. Ich will es immer noch genießen, denn ich weiß, wie hart es war, das zu erreichen. Ich erinnere mich selbst stetig daran, es auszukosten, denn es wird nicht für immer so sein", so der Franzose über das Geheimnis seiner Normalität.

Sebastien Ogier wurde 2015 zum dritten Mal Weltmeister, Foto: Sutton
Sebastien Ogier wurde 2015 zum dritten Mal Weltmeister, Foto: Sutton

Ogier: Jede Weltmeisterschaft ist speziell

"Natürlich wird der erste Titel immer etwas Besonderes bleiben, denn damit haben Julien und ich unseren Traum verwirklicht. Dieser Titel ist der intensivste und gibt die meiste Zufriedenheit", gibt Ogier zu Bedenken, jedoch nicht, ohne die Bedeutung der anderen errungenen Weltmeisterschaften kleinreden zu wollen: "Die anderen waren auch auf ihre Weise einzigartig. Mit dem zweiten habe ich bewiesen, dass es kein Zufall war. Die Spitze zu erreichen ist hart, aber dort oben zu bleiben, ist umso schwieriger. Das versuche ich mir regelmäßig ins Gedächtnis zu rufen und es zu genießen - auch nach dem dritten Erfolg."

Die aktuellen Seriensiege fallen Ogier nicht in den Schoß. Dementsprechend erfüllen ihn seine Siege in VW-Diensten mit sehr vielen Glücksgefühlen: "Ich habe auch jahrelang gearbeitet, um dieses Ziel zu erreichen. Jetzt erhalte ich den Lohn dafür. Ich will das genießen, solange ich kann. Die Spitze zu erreichen ist schön, aber als Sportler gibt es dir eine gewisse Befriedigung zu beweisen, dass du das auch über mehrere Jahre halten und eine Art Dominanz erschaffen kannst."

Erfolge Schritt für Schritt angepeilt

Dennoch ist sich Ogier der Vergänglichkeit von Erfolgsserien bewusst, ähnlich wie sie beispielsweise Michael Schumacher in der Formel 1 2004 und 2005 erlebt hat. Auch der Spaß an der Sache ist für den Franzosen ein nicht zu verachtender Faktor: "Das bedeutet aber nicht, dass es für immer so weitergeht. Es ist sehr gut möglich, dass ich mir eines Tages andere Ziele für mein Leben und meine Karriere stecke. Im Moment genieße ich aber das Rallye-Fahren. Ich bin fest überzeugt, dass du die beste Leistung ablieferst und erfolgreich bist, wenn du Freude daran hast. Und ich habe immer noch viel Spaß und Freude in meinem Auto."

Die nächsten Erfolge nimmt Ogier step by step ins Visier, Foto: Sutton
Die nächsten Erfolge nimmt Ogier step by step ins Visier, Foto: Sutton

Bleibt ob der jüngsten Erfolge die Frage offen, ob Ogier die Jagd auf Rekordweltmeister Sebastien Loeb ins Visier genommen hat. Doch Spekulationen um das Zerschmettern bestehender Rekorde verweist Ogier ins Reich der Fabeln: "Das habe ich absolut nicht im Hinterkopf. Zunächst einmal ist das noch so weit weg. Ich bin gerade einmal dreifacher Weltmeister. Wie ich zuvor sagte, versuche ich, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben."

Daher denkt Ogier auch lieber Schritt für Schritt, anstatt gleich die neun WM-Titel eines Sebastien Loeb anzupeilen: "Entsprechend muss ich - bevor ich an neun oder zehn Titel denke - zunächst auf den vierten schauen. Immer einer nach dem anderen", so Ogier, der sich langfristig auch ein Engagement abseits des Rallye-Sports vorstellen kann: "Aber um ganz ehrlich zu sein, sehe ich mich selbst nicht so lange im Rallye-Sport. Ich denke, dass ich dann etwas anderes mache. Ich schließe es nicht kategorisch aus, aber im Moment sagt mir mein Gefühl, dass ich nicht so lange wie zum Beispiel Sebastien Loeb dabei sein werde."

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