Nur ein kleines Stück vom großen Ziel entfernt: Diesen einen, goldenen Punkt möchte das französische Duo mit dem Polo R WRC bei seiner Heimrallye einfahren, wenn vom 03. bis 06. Oktober rund um Straßburg die Rallye Frankreich und dabei ein Duell der absoluten Meisterklasse ansteht. Beim elften Lauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft treten Ogier/Ingrassia unter anderem gegen das neunmalige und aktuelle Weltmeister-Duo Sébastien Loeb/Daniel Elena an. Drei Mal wurde dieses Duell 2013 bereits ausgetragen. Vor der Rallye Frankreich steht es 2:1 für den Citroën-Séb – sehr zur Motivation seines Namensvetters in Volkswagen-Diensten.

83 Punkte beträgt der Vorsprung von Ogier/Ingrassia auf ihre einzig verbliebenen Titelkonkurrenten Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul. Verpasst das Ford-Duo den Sieg bei der Powerstage, steht der Titelgewinn für Ogier/Ingrassia bereits am Abend des ersten Rallye-Tages fest. Somit kann das dominierende Duo der Saison den Titel bei seiner Heimrallye aus eigener Kraft unter Dach und Fach bringen – zum Beispiel mit dem Gewinn der Powerstage, die in diesem Jahr in Frankreich erstmals den Auftakt der Rallye bildet und bei der WM-Zähler für die ersten Drei vergeben werden.

Für Volkswagen geht es bei der Rallye Frankreich allerdings nicht nur um den Gewinn des Fahrer- und Beifahrer-Titels. In der Hersteller-Meisterschaft beträgt der Vorsprung der Wolfsburger auf Titelverteidiger Citroën drei Rallyes vor Saisonende 48 Punkte, maximal 43 können pro WM-Lauf gut gemacht werden. "Es ist unser Ziel, diesen Punkteabstand zu halten oder sogar auszubauen", so Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito. "Aber zunächst werden wir alles dafür tun, dass sich Sébastien und Julien bei ihrer Heimrallye ihren langersehnten Traum vom WM-Titel erfüllen. Besonders spannend wird zudem der Zweikampf zwischen Sébastien Ogier und Lokalmatador Sébastien Loeb. Vor heimischer Kulisse werden diese beiden Superstars sicherlich zur Höchstform auflaufen. Die Fans dürfen sich auf Rallye-Sport der Extraklasse freuen."

Latvala/Anttila haben Hersteller-Punkte im Visier

Die Rallye Frankreich ist die zweite reine Asphalt-Rallye der Saison - wie schon bei der Heimrallye von Volkswagen rund um Trier Ende August müssen die Fahrer auch im Elsass schnelle und teilweise sehr enge Passagen durchfahren, die streckenweise durch die Weinberge der Region führen. Im vergangenen Jahr feierten hier Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila mit Platz zwei ihr bis dato bestes Ergebnis bei einer Asphalt-Rallye. Sollte den beiden Finnen im Polo R WRC mit der Startnummer 7 in diesem Jahr ein ähnlicher Erfolg gelingen, käme Volkswagen dem Gewinn der Hersteller-Meisterschaft in seinem Debütjahr in der Rallye-WM einen entscheidenden Schritt näher. Im dritten Polo R WRC wird unterdessen erneut Paul Nagle als Co-Pilot von Andreas Mikkelsen fungieren. Mikkelsens angestammter Beifahrer Mikko Markkula muss nach seiner bei der Rallye Finnland erlittenen Brustwirbelverletzung noch pausieren, seine Genesung schreitet aber gut voran.

Französische Erfolgsserie auf Asphalt – wer kann sie beenden?

Sébastien Ogier kommt mit dem Rückenwind des Australien-Sieges nach Frankreich, Foto: Volkswagen Motorsport
Sébastien Ogier kommt mit dem Rückenwind des Australien-Sieges nach Frankreich, Foto: Volkswagen Motorsport

Die beiden Hersteller, deren Fahrer um die Fahrer- und Beifahrer-Krone der Weltmeisterschaft kämpfen, treten in Frankreich mit der Motivation an, eine einmalige Siegesserie in der Rallye-WM zu beenden. Seit knapp einem Jahrzehnt hat Citroën alle reinen Asphalt-Läufe der WM für sich entschieden – allen voran Sébastien Loeb. Für Ford setzt beispielsweise Thierry Neuville alles daran, diese Serie zu durchbrechen: Bei der Rallye Deutschland kam der Belgier auf Asphalt seinem ersten Laufsieg bereits zum Greifen nah. Volkswagen möchte ebenfalls auf diesem Untergrund Klasse beweisen: Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila haben seit der Rallye Deutschland auf Asphalt noch eine Rechnung offen, als sie in Führung liegend wegen eines Ausrutschers zurückfielen. Ogier hat bereits zwei Siege bei Asphalt-Rallyes vorzuweisen und möchte auf heimischen Straßen einen weiteren hinzufügen.

Zuschauermagnet Rallye Frankreich: Eine Region steht Kopf

Die französischen Fans werden ihre Rallye-Helden auf heimischen Grund frenetisch empfangen – und zu abertausenden die schnellen Pisten säumen. "Massif de Grand Crus–Ungersberg" – diese Wertungsprüfung am Rallye-Freitag bietet auf 13,04 Kilometern eine Vielzahl an Herausforderungen. Ein Teil der Prüfung erinnert sehr stark an die Rallye Deutschland. Im Rallye-Tempo durch die Weinberge und vorbei an Fachwerkhäusern erfordert hohe Präzision. In der zweiten Hälfte geht es auf einer kurvigen Landstraße stetig bergauf – auf den Ungersberg. Als Kontrastprogramm fungiert die kurze Stadt-WP "Haguenau", die durch den Heimatort des Rekordweltmeisters Sébastien Loeb führt – und das bei seiner letzten WM-Rallye. Auch Sébastien Ogiers´ Co-Pilot Julien Ingrassia fiebert dem letzten großen Duell der beiden "Super-Sebs" in ihrer Heimat Frankreich entgegen: "Neun Jahre Altersunterschied, neun Jahre zwischen ihren Anfängen im Rallyesport und – hoffentlich – neun Jahre zwischen ihren ersten WM-Titeln. Trotz der vielen Parallelen sind es zwei völlig unterschiedliche Erfolgsgeschichten: Eine, die am 5. Oktober endet und eine andere, die erst richtig losgeht. Ich kann es kaum erwarten!"

Stimmen vor der Rallye Frankreich

Jari-Matti Latvala: "Wir hatten ein tolles Teamergebnis bei der Rallye Australien, auch wenn ich mir für mich persönlich etwas mehr als Platz vier gewünscht hätte. Daher würde ich gern in Frankreich – wie schon im vergangenen Jahr – wieder auf dem Podium stehen. Die Rallye Frankreich ähnelt in Teilen der Rallye Deutschland: Asphalt, technisch anspruchsvolle Streckenabschnitte, dann auch wieder schnellere Passage und einige Prüfungen durch Waldgebiete. Die Strecken durch die Weinberge sind jedoch insgesamt etwas schneller als in Deutschland. Wir werden den Polo R WRC deshalb so ähnlich wie bei der Rallye Deutschland abstimmen, lediglich die Stoßdämpfer werden in Frankreich etwas härter eingestellt sein. Sébastien Loeb tritt voraussichtlich zum letzten Mal an. Sein Speed und das Duell zwischen ihm und Sébastien Ogier werden sicher das sein, was die Fans am meisten interessiert. Aber wir als Team haben das Ziel, in der Hersteller-Wertung den Vorsprung auszubauen – und das zu erreichen, steht für uns im Vordergrund."

Sébastien Ogier: "Australien war eine tolle Rallye für Volkswagen und für mich persönlich natürlich auch. Trotzdem war das Gefühl direkt im Ziel etwas seltsam: Wir hatten gewonnen, aber den frühzeitigen Gewinn der Weltmeisterschaft um einen Punkt verpasst. Doch schnell war allen klar, dass der letzte Schritt nur noch eine Frage der Zeit ist. Es ist möglich, dass wir den fehlenden Punkt in Frankreich schon auf der Power Stage holen, mit der die Rallye eröffnet wird. Der Job ist also zu 99 Prozent erledigt. Aber auch in Frankreich ist es das Ziel, die Rallye zu gewinnen und weitere Punkte für die Marke Volkswagen in der Herstellerwertung zu holen. Insgesamt ist schon jetzt klar, dass es am Ende eine ganz besondere Saison wird. Was wir erreicht haben, ist fantastisch. Wenn wir in der Fahrer- und Herstellerwertung am Ende Erster sein sollten, wäre das sicher eine magische, perfekte Saison gewesen."

Andreas Mikkelsen: "Ich freue mich auf die Rallye Frankreich. Im vergangenen Jahr hatte ich im Škoda Fabia S2000 lange Zeit ein spannendes Duell mit Sébastien, bevor ich mit Motorproblemen zu kämpfen hatte. Von daher bin ich sehr gespannt, wie es dieses Mal läuft. Allerdings ist es für mich im Polo R WRC die erste Asphalt-Rallye überhaupt, nachdem ich in Deutschland wegen Mikkos Verletzung leider nicht starten konnte. Ich bin schon zwei Mal bei der Rallye Frankreich gestartet, mir liegen die schnellen Asphaltprüfungen ganz gut. Es geht dort etwas schneller zu als bei der Deutschland-Rallye und wenn es regnet, wird es auch extrem rutschig. Mein Ziel ist es vor allem, mehr Kilometer und Erfahrung im Polo R WRC auf Asphalt zu sammeln. Deshalb werde ich sicher nicht maximal attackieren, sondern erst einmal versuchen, einen guten Rhythmus zu finden."