Audi erreichte beim Texas-Debüt der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Austin einen historischen Meilenstein. Die Mannschaft von Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich feierte den 100. Gesamtsieg eines LMP-Sportwagens der Marke. Parallelität der Ereignisse: Bereits den ersten Sieg errang Audi in Amerika - am 18. März 2000 in Sebring. Damals wie heute setzte das Audi Sport Team Joest den siegreichen Rennwagen ein, und damals wie heute war Le-Mans-Legende Tom Kristensen Teil der erfolgreichen Fahrermannschaft.

Audi gelang bei einer Außentemperatur von 28 Grad und 45 Grad auf dem Asphalt in Texas die nächste Bestleistung, denn die Marke bleibt in der aktuellen Saison weiterhin ungeschlagen. Loïc Duval/Tom Kristensen/Allan McNish feierten auf dem anspruchsvollen Circuit of the Americas ihren dritten WEC-Sieg in diesem Jahr. Das Trio hatte bereits den Saisonauftakt in Silverstone sowie die 24 Stunden von Le Mans gewonnen. Der Audi R18 e-tron quattro mit der Startnummer zwei überquerte die Ziellinie mit 23,617 Sekunden Vorsprung auf Herausforderer Toyota. Für die Marke mit den vier Ringen war es bereits der fünfte Sieg in ebenso vielen WEC-Läufen in diesem Jahr und der sechste LMP-Sieg in Folge, rechnet man den Triumph bei dem Zwölf-Stunden-Rennen von Sebring im März ein.

Neben den fahrerischen Leistungen war auch taktische Intelligenz gefragt: Nicht bei jedem Reifenwechsel wurde - wie sonst oft üblich - auch der Fahrer gewechselt. So setzten die im Cockpit verbliebenen Audi-Piloten die Reserven der Pneus von Partner Michelin stets sofort in exzellente Rundenzeiten um, da sie ihren Rennrhythmus unverändert fortführen konnten.

So erfolgreich die Startnummer zwei unterwegs war, so sehr ballte sich das Pech bei der Nummer eins von Marcel Fässler/André Lotterer/Benoît Tréluyer. Bereits in der Anfangsphase des Sechs-Stunden-Rennens wurde Fässler in mehrere harte Positionskämpfe verwickelt. Unter anderem der Toyota mit der Startnummer acht kassierte dafür eine Verwarnung. In der Folge ergab sich eine ganze Sequenz von Rückschlägen: Audi war gezwungen, den beschädigten Heckdiffusor des R18 e-tron quattro zu tauschen. Der harte Aufprall nach einer Kollision verursachte auch, dass sich eine elektrische Sicherung löste. Dadurch ließ sich die elektrische Schaltung des Getriebes zeitweilig nicht mehr betätigen. Der Fehler musste bei einem zusätzlichen Stopp behoben werden.

Schließlich verfing sich bei einem Ausweichmanöver neben die Strecke im Gedränge auch noch ein Stück unbefestigter Kunstrasen im Unterboden des Autos. Die Mechaniker entfernten es bei einem Boxenstopp, da der Fremdkörper die Kühlluftführung beeinträchtigte. Benoît Tréluyer startete anschließend eine Aufholjagd und fuhr die schnellste Rennrunde, überfuhr allerdings einmal die Streckenbegrenzungen. So erhielt die Nummer eins auch noch eine Durchfahrtsstrafe. Am Ende blieb den Vorjahres-Weltmeistern nur Platz drei in Austin.

In der Tabelle setzten sich die Gewinner aus Austin an der Spitze etwas ab: Mit 22 Punkten Vorsprung kamen Duval/Kristensen/McNish nach Texas, mit 33 Zählern Vorsprung vor ihren Teamkollegen reisen sie zum nächsten Lauf nach Japan. Am 20. Oktober steht in Fuji der sechste von acht Läufen zur FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC auf dem Programm.

Stimmen aus dem Audi-Lager

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): "Das war heute im wahrsten Sinne des Wortes ein sehr heißes Rennen. Es hat sich erst in den letzten 80 Minuten entschieden. Aber wir haben es wieder geschafft, die Nase vorne zu haben. Der 100. Sieg eines LMP-Sportwagens von Audi ist schon etwas ganz Besonderes. Das freut mich für die gesamte Mannschaft, die das alles möglich gemacht hat."

Chris Reinke (Leiter LMP): "Auf einer für uns ganz neuen Rennstrecke haben wir in einem spannenden Rennen ein tolles Ergebnis erreicht. Für Audi ist es ein ganz besonderes Resultat, weil es der 100. Sieg im LMP-Rennsport war. Bereits den ersten Sieg im Jahr 2000 haben wir in den USA gefeiert. Was könnte schöner sein, als diesen Meilenstein hier zu erreichen?"

Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest): "Einen herzlichen Glückwunsch an Audi zum 100. LMP-Sieg und an unsere siegreichen Fahrer. Das Audi Sport Team Joest war an einer ganzen Reihe dieser Erfolge beteiligt. Heute haben wir ein besonders heißes und langes Rennen gewonnen. Toyota präsentierte sich stärker als einen Tag zuvor im Qualifying. Das war ein schöner Kampf. Unsere Startnummer eins hatte heute viel Pech. Nach einer Beschädigung musste die Heckpartie gewechselt werden, und offenbar als Folge einer Flugeinlage hat sich eine Sicherung gelöst. So war mehr als Platz drei nicht möglich."

Loïc Duval (#2): "Das war ein perfektes Wochenende für uns. Der Kampf mit Toyota hat viel Spaß gemacht. Ein wunderbares Ergebnis auf einer großartigen Rennstrecke in einer schönen Stadt, die wir zum ersten Mal besucht haben. Und wir haben unseren Vorsprung in der Tabelle ausgebaut."

Tom Kristensen (#2): "Ich bin stolz auf die ganze Mannschaft, die alle Herausforderungen bewältigt hat. Auf dem Circuit of the Americas zu gewinnen, war fantastisch. Der 100. LMP-Sieg von Audi ist ein schönes Tribut an die ganze Mannschaft, auch zu Hause in Ingolstadt und Neckarsulm. Ich bin stolz, zu diesem Team zu gehören. Und es ist toll, nach dem ersten Sieg 2000 auch beim 100. Erfolg zur Siegermannschaft zu zählen."

Allan McNish (#2): "Das Ergebnis ist fantastisch. Von Anfang an war unser Auto hervorragend. Das Tempo hat im Rennen gepasst und wir waren sehr konstant. Toyota hat sich einen schönen Kampf mit uns geliefert. Erst nach dem letzten Stopp war die Entscheidung gefallen. Umso schöner ist der 100. Sportwagen-Sieg von Audi. Ich bin stolz darauf, mit Tom und Loïc diesen Meilenstein für Audi erreicht zu haben."

Marcel Fässler (#1): "Zu Rennbeginn habe ich mit Toyota-Pilot Sébastien Buemi gekämpft und ihn überholt. Dann kam ich beim Überrunden in den Verkehr und ein GT-Rennwagen hat mich angerempelt. Mein Auto hob ab und landete hart. Daraus ergaben sich Folgeschäden, die uns zurückgeworfen haben. So wurden wir nur Dritte."

André Lotterer (#1): "Glückwunsch an Auto Nummer zwei und an Audi zum Sieg hier in Amerika. Wir hatten ein absolut schnelles Auto, aber heute ist zu viel passiert. Wir müssen uns mit Platz drei zufriedengeben. Wir greifen aber in Japan wieder an."

Benoît Tréluyer (#1): "Unser Rennen hat leider mit dem Gerangel und den Konsequenzen schon schwierig begonnen. Wir hatten ein sehr schnelles Auto, aber heute hat uns das Rennglück gefehlt. Glückwunsch an Audi zum Sieg mit unserem Schwesterauto. Beim nächsten Mal wollen wir wieder besser sein."