Nachdem Nick Heidfeld kein Cockpit in der Formel 1 ergattern konnte, zieht es ihn zurück an die Sarthe. Bereits 1999 startete der gebürtige Mönchengladbacher als Mercedes-Junior beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Heidfeld erging es wie Mark Webber im Schwesterwagen: der Mercedes CLR machte mit insgesamt drei Flugeinlagen mehr Schlagzeilen als die Fahrer. Bei seiner Rückkehr 2012 trifft Heidfeld auf einige alte Bekannte.

Lapierre, Wurz und Nakajima vor ihrem TS030, Foto: Toyota
Lapierre, Wurz und Nakajima vor ihrem TS030, Foto: Toyota

Bei Toyota wird sich Alex Wurz mit Nicolas Lapierre und Kazuki Nakajima einen TS030 teilen. Nakajima wurde 2007 bei Williams zum Nachfolger des Österreichers. Im Gegensatz zu Wurz, der noch vor dem Rückzug seines ehemaligen Arbeitgebers Peugeot zum Werksteam von Toyota wechseln konnte, ist Heidfeld beim Schweizer Privatteam Rebellion untergekommen, deren Lola von einem 3,4l V8 der Japaner befeuert wird. Mit Neel Jani bekommt Heidfeld einen Teamkollegen, der als Testfahrer ebenso in der Formel 1 aktiv war.

Momentan ohne Vertrag ist der 24-malige Grand-Prix-Starter Anthony Davidson, der zu den schnellsten Sportwagenpiloten überhaupt zählt. Ihn erwischte das Aus von Peugeot ebenso unvorbereitet wie Marc Gené. Immerhin Sébastien Bourdais konnte sich in die IndyCar-Series retten, momentan wohl die zweitbeliebteste Alternative, wie Rubens Barrichello beweist.

Viele Gründe für einen Wechsel

Warum für vertragslose GP-Fahrer die Prototypen zur ersten Anlaufstelle geworden sind, hat viele Gründe. Ein moderner LMP ist zumindest auf den Rundkursen Europas das schnellste Rennauto nach einem F1-Boliden und dem ehemaligen Arbeitsgerät deutlich ähnlicher als beispielsweise ein vergleichsweise schwach motorisiertes DTM-Auto. Zudem sind die Piloten mit Formel-1-Erfahrung fit und professionell genug, um in einem Team über viele Monate eines Jahres für ein Ziel zu kämpfen. Auch für die Rennställe macht ein bekannter Fahrer die Verhandlungen mit dem einen oder anderen Sponsor einfacher.

Stefan Bellof kam als Sportwagen-Weltmeister in die Formel 1, Foto: Sutton
Stefan Bellof kam als Sportwagen-Weltmeister in die Formel 1, Foto: Sutton

Bis in die späten 1980er waren Starts bei Sportwagenrennen nicht nur eine Beschäftigungstherapie nach beendeter F1-Karriere, sondern mehr oder weniger eine Pflicht für den damals noch geforderten Allroundrennfahrer. Jacky Ickx oder Keke Rosberg starteten gleichzeitig in der Formel 1 und im Sportwagen, der erste deutsche Weltmeister auf der Rundstrecke, Stefan Bellof, ebnete sich mit seinen Leistungen im Porsche 956 den Weg in die Königsklasse, in der er zu kurz sein Talent zeigen konnte.

Die Liste an ehemaligen F1-Piloten, die sich erfolgreich im Langstreckensport versucht haben, ist auch in den letzten 20 Jahren lang: David Brabham, Allan McNish, Emanuele Pirro, Yannick Dalmas oder der 2001 tödlich verunglückte Vizeweltmeister von 1985, Michele Alboreto - um nur einige zu nennen. Mit Sébastien Buemi könnte in diesem Jahr der nächste hinzustoßen, sollte der Schweizer tatsächlich ein Cockpit im zweiten Toyota ergattern.