Die Superbike-WM schlitterte am Lausitzring-Sonntag in ein fast beispielloses Sturz-Debakel. Klar, dass die Kritik an der Strecke nach dem Rennen nicht gerade zimperlich ausfiel. Schließlich wurden im Rennverlauf zwölf Stürze von elf verschiedenen Fahrern gezählt. Vor allem der Asphalt auf dem Lausitzring bekam sein Fett weg. Motorsport-Magazin.com hat sich daraufhin umgehört und analysiert, wie es zu dieser Lotterie auf nasser Strecke kommen konnte.

Regenchaos am Lausitzring: Das ist passiert

Das Feld der Superbike hat im Grid Stellung bezogen und bereitete sich auf das Sonntagsrennen vor, als zehn Minuten vor dem Startschuss Regen über die Anlage hereinbrach. Da der Lausitzring im Regen als besonders gefährlich gilt, wurde der Rennstart um 15 Minuten auf 13:15 Uhr verschoben und die Renndistanz um eine Runde gekürzt. Danach hatten die Fahrer die Gelegenheit, sich auf einer zweiten Sighting Lap sowie auf der Einführungsrunde an die Verhältnisse zu gewöhnen. Auf der Startaufstellung hoben jedoch einige Fahrer wie Nicky Hayden und Leon Camier die Hand, für sie waren die Bedingungen zu widrig, um einen Rennstart verantworten zu können.

Die Rennleitung verschob daher den Rennstart nochmals um 25 Minuten und verkürzte die Renndistanz um weitere vier Runden. "Ich denke, die Rennleitung hat da richtig entschieden, indem sie den Start verschoben hat. So konnte etwas Wasser abfließen und die Sicht wurde auch wieder besser. Da stand nämlich sehr viel Wasser und es war wirklich schwierig, etwas zu erkennen. Ich denke, ein Rennstart wäre einfach zu riskant gewesen", kommentierte Nicky Hayden die Verhältnisse am Lausitzring. Als das Rennen dann gestartet werden konnte, gingen dennoch elf Fahrer unsanft zu Boden.

Der Start musste am Sonntag um 45 Minuten verschoben werden, Foto: Kawasaki
Der Start musste am Sonntag um 45 Minuten verschoben werden, Foto: Kawasaki

Diese Faktoren machten es den Superbike-Piloten so schwer

Faktor 1: Die Sicht
Wie weiter oben durch Hayden schon angedeutet, war für die Fahrer die größte Problem die Sicht im Regen. "Ich denke, das Rennen wäre noch gefährlicher gewesen, wenn wir es schon früher gestartet hätten. Denn die Jungs wären dann gestürzt und man hätte keine gute Sicht gehabt", schildert Hayden weiter. Eine Meinung, die man auch im Ducati-Lager teilt. Teammanager Serafino Foti ergänzt hierzu: "Der Grip war kein Thema, die Sicht war das Problem. Die Bikes haben viel Spray aufgewirbelt, daher war es schwer für die Fahrer, gut zu sehen." Das war auch eines der Hauptthemen, als die WSBK-Piloten nach der zweiten Startverschiebung in der Boxengasse diskutiert hatten. Foti macht unmissverständlich klar: "Wenn es heftig weiter geregnet hätte, wäre das Rennen wahrscheinlich abgesagt worden!"

Die Sicht war das größte Problem im Regen, Foto: BMW
Die Sicht war das größte Problem im Regen, Foto: BMW

Faktor 2: Die Streckenbeschaffenheit
Doch nicht nur die Sicht machte es dem Superbike-Feld im Regen schwer, sondern auch die Streckenoberfläche selbst. Der Lausitzring ist mittlerweile 16 Jahre und verfügt über viele Asphaltschichten unterschiedlichen Alters, die im Regen auch unterschiedlichen Grip bieten. Von den vielen Bodenwellen, über die sich die Ducati-Piloten schon im Trockenen beschwerten und in denen sich im Nassen das Wasser sammelte, ganz zu schweigen. "Mein Problem war, dass die Strecke an einigen Stellen guten Grip bot und auf anderen ziemlich rutschig war", erklärte Michael Van Der Mark. In die gleiche Kerbe schlägt auch Markus Reiterberger: "Der Lausitzring hat ganz viele unterschiedliche Beläge. Man kann sich nie wirklich auf was einstellen, noch dazu kommt, dass es leider auch ein bisschen wellig ist und sich Wasser da ziemlich hält."

Faktor 3: Die Temperaturen
Reiterberger bringt aber noch einen weiteren Faktor ins Gespräch: Die Temperaturen. Bei 12 Grad Luft- und 18 Grad Asphalttemperatur war es sogar schwierig, die auf niedrige Temperaturen ausgelegten Regenreifen ins richtige Arbeitsfenster zu bringen. "Im Nassen ist der Lausitzring ein bisschen schwierig, das weiß ich aus der Vergangenheit. Da ist es im Regen wirklich brutal rutschig. Besonders wenn es kalt ist kommst du kaum rum um die Ecken", beschreibt Reiterberger. Doch dieses Problem sieht der BMW-Pilot nicht als streckenspezifisch an: "Das Problem war einfach, dass es zu kalt war und das funktioniert auf keiner Strecke richtig gut. Wenn es kalt ist, dann ist es immer wie auf Schmierseife, da ist das Limit dann ganz schwer zu finden."

Diese Änderungen fordern die WSBK-Piloten vom Lausitzring

Änderung 1: Eine Neu-Asphaltierung
Mit Sicherheit der effektivste Weg, um nicht nur das Problem mit den Bodenwellen zu beseitigen, sondern auch um für mehr und vor allem einheitlichen Grip im Nassen zu sorgen. Sowohl Hayden, als auch Van Der Mark, Ducati-Teammanager Foti und sogar Stefan Bradl fordern eine neue Asphaltschicht für den Lausitzring. "Das Einzige, was man aus meiner Sicht verbessern sollte, ist die Streckenoberfläche. Ganz ohne Bodenwellen", stellt Van Der Mark klar. Ein weiterer positiver Effekt einer neuen Oberfläche: Das Wasser hat schlechtere Chancen, sind an bestimmten Stellen, also zwischen den Bodenwellen, zu sammeln.

Der Lausitzring braucht unter anderem einen neuen Asphalt, sind sich die WSBK-Piloten einig, Foto: Yamaha
Der Lausitzring braucht unter anderem einen neuen Asphalt, sind sich die WSBK-Piloten einig, Foto: Yamaha

Änderung 2: Neue Kerbs und Begrenzungslinien
Neben der Asphaltschicht gibt es aber auch noch Verbesserungsspielraum in kleinen Details. "Für die Mehrheit der Fahrer war die Strecke zu wellig. Aber auch an den Kerbs und Linien kann man etwas ändern", so Sylvain Guintoli. Nicky Hayden äußerte sich da etwas drastischer: "Es gab so viele verschiedene Asphaltschichten, so viele verschiedene Flecken, so viele verschiedene Linien, es war einfach unfassbar rutschig. Ich glaube nicht, dass wir den Fans da eine gute Show geboten haben. Es ging mir ums Überleben, als wirklich darum, ein Rennen zu fahren." Es gibt also viel zu tun für die Lausitzring-Betreiber, will man eine derartige Regenlotterie wie in diesem Jahr verhindern.