Deine erste Superbike Saison verlief bisher mit Höhen und Tiefen, aber doch recht gut. Wie würdest du es zusammenfassen?
Chaz Davies: Am Anfang waren wir ziemlich weit unten, also der erste Teil der Saison war ziemlich schwierig, viele neue Dinge, viel zu lernen... Als ich das erste Mal Superbike gefahren bin, habe ich mich verletzt, also ich habe mein Handgelenk auf Philipp Island gebrochen. Der Start war an sich nicht gut. Dann hatten wir eine Menge Pech. Nach und nach hat sich aber alles etwas verbessert, ich fühlte mich auf dem Bike immer besser, das Team ist sehr gut und wir haben uns weiter verbessert. Es hat sich von sehr weit unten zu Beginn der Saison immer weiter gesteigert.

Wo siehst du dich selbst in den nächsten zehn Jahren?
Chaz Davies: Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Natürlich würde ich die Superbike Weltmeisterschaft eines Tages gern gewinnen, das ist eines meiner Ziele. Ich würde auch gern irgendwann in der MotoGP fahren, das wäre dann das Ziel danach. Der Sport ist aber so unberechenbar, es ist schwer, die Zukunft genau zu planen. Es ist schon hart, ein Jahr zu planen, abgesehen von zehn. Ich will mich einfach verbessern und weiter lernen.

Was bedeutet der Begriff 'Racing' für dich?
Chaz Davies: Es ist alles, was ich jeden Tag tue, ist auf dem einen oder anderen Wege immer dabei. Deshalb bin ich hier, dafür arbeite ich, es ist auch etwas Inspirierendes. Racing bedeutet für mich, ein Ziel zu haben und das Ziel irgendwann zu erreichen, immer zu lernen. Allgemein ist es einfach ein 'Way of Life'. Ich fahre jetzt schon seit 18 Jahren Rennen, es ist also alles, was ich kann.

Was sind deine persönlichen Stärken und Schwächen?
Chaz Davies: Stärken sind, dass ich immer versuche, so schnell wie möglich von meinen Fehlern zu lernen. Das ist allerdings nicht immer leicht, ich lerne nicht wirklich schnell, aber nach der Zeit scheint es zu funktionieren und ich lerne den richtigen Weg. Für mich geschieht das nicht über Nacht, ich brauche Monate, manchmal sogar Jahre, um an Schwächen zu arbeiten.

Welchen Fahrer bewunderst du am meisten für seinen Fahrstil?
Chaz Davies: Ich war natürlich auch ein Rossi-Fan, damals in den glorreichen Jahren, aber nicht seine ganze Karriere lang. Zu einem bestimmten Zeitpunkt habe ich realisiert, dass es nicht nur ihn gibt, der den Unterschied macht, sondern dass auch alle anderen Faktoren um ihn herum eine große Rolle spielen. Er hat halt gewonnen, war der King, das war ganz leicht. Aber Daijiro Kato habe ich wirklich, wirklich bewundert. Als er zum ersten Mal mit einer Wildcard angetreten ist, habe ich eine Wette mit meiner Mum abgeschlossen, wer das Rennen gewinnt. Ich habe auf Kato gewettet und er hat das Rennen gewonnen! Danach konnte er zwar nicht gleich den Titel im ersten Jahr gewinnen, aber in seinem zweiten Jahr und das so ruhig und entspannt. Ich habe ihn einfach nur bewundert.

Chaz Davies will Casey Stoner unbedingt in Australien besuchen, Foto: motogp.com
Chaz Davies will Casey Stoner unbedingt in Australien besuchen, Foto: motogp.com

Du bist ziemlich gut mit Casey Stoner befreundet...
Chaz Davies: Ich habe eine Menge Respekt vor Casey. Als du nach Leuten gefragt hast, die ich bewundere, dachte ich eher an die, mit denen ich aufgewachsen bin, die ich damals also immer beobachtet habe. Ich kenne Casey schon seit ich 13 Jahre alt bin. Er hat immer Dinge gemacht, da dachten mein Dad und ich 'Puh, sowas habe ich noch nie zuvor gesehen!', er steht meiner Meinung nach also über allen anderen.

Wirst du ihn vermissen, wenn er die Weltbühne verlässt?
Chaz Davies: Ja, natürlich! Ich liebe es, Casey zu beobachten, wenn er in Form ist, also eigentlich ist er ja immer in Form, also wenn einfach alles für ihn passt. Es gibt nicht viele Fahrer, die man lieber beobachtet. Deshalb werde ich ihn definitiv vermissen, aber ich kenne auch seine Gründe, warum er diesen Sport verlässt und ich weiß, worauf er sich freuen kann. Ich bin für ihn auf diese Art und Weise richtig gespannt. Er hatte seit 20 Jahren kein normales Leben mehr. Man vergisst das schnell, aber er wohnt jetzt fast sein ganzes Leben in Europa und er liebt Australien. Er ist zwar jedes Jahr wieder dort, aber meist nur einen Monat lang, also freue ich mich für ihn, dass er zurück kann und zum ersten Mal in seinem Leben erfahren wird, was es bedeutet, zu Hause zu leben.

Wirst du ihn zum Angeln besuchen?
Chaz Davies: Oh ja, definitiv! [lacht] Und das hoffentlich vor dem Philipp Island Rennen im nächsten Jahr.