Selten wurde eine Reihenfolge im Rennen gegenüber dem Qualifying bei regulären Bedingungen so durcheinandergewürfelt wie beim zweiten Auftritt der Super GT in diesem Jahr auf dem Fuji Speedway: Michael Krumm und Daiki Sasaki setzten sich vom sechsten Startplatz aus im Nissan GT-R des Kondo-Teams vor allem dank einer unglaublichen Schlussphase des Japaners durch und holten nicht nur den ersten Sieg für das Team von Masahiko Kondo, sondern auch für den Reifenhersteller Yokohama seit dem Saisonauftakt 2010. Krumm war eigentlich nur als Ersatz für Lucas Ordonez eingesprungen.

Das Rennen nahm viele Wendungen, als einzige Konstante hielt sich der Zent Cerumo Lexus RC F von Yuji Tachikawa und Hiroaki Ishiura in der Spitzengruppe. Tachikawa übernahm zunächst die Spitze vor Tomoki Nojiri im ARTA-Honda NSX, der aber im Zuge einer Kollision mit einem GT300 schnell zurück- und dann ausfiel. Ein sehenswertes Manöver zeigte Naoki Yamamoto im Raybrig-Honda NSX aus dem Team Kunimitsu, als er zwei Fahrzeuge auf einmal überholte, darunter das spätere Siegerfahrzeug von Michael Krumm.

Ein Traum wird wahr: Auch Reifenpartner Yokohama musste seit 2010 auf einen Sieg warten, Foto: Super GT
Ein Traum wird wahr: Auch Reifenpartner Yokohama musste seit 2010 auf einen Sieg warten, Foto: Super GT

Nissan zerschmettert Konkurrenz in zweiter Hälfte

Bis zu den Boxenstopps sah alles nach einem Heimsieg für Toyota aus: Die beiden Lexus RC F von Cerumo und TOM´s führten das Rennen an. Doch nach den Boxenstopps begannen plötzlich die Nissan aufzudrehen: Nachdem er den Wagen von Tsugio Matsuda übernommen hatte, holte Ronnie Quintarelli im von Platz elf gestarteten Nismo-GT-R in Riesenschritten auf die führenden Lexus auf. Gerade das Petronas-Fahrzeug von Daisuke Ito und James Rossiter kämpfte mit massivem Bremsenverschleiß.

Quintarelli machte kurzen Prozess mit Ito und begann nun, auf den führenden Ishiura aufzuholen. Doch auch andere Nissan begannen urplötzlich, der Konkurrenz um die Ohren zu fahren: Daiki Sasaki mühte sich zunächst durch den Kampf mit Takuya Izawa um Rang vier ab. In einem rundenlangen Hickhack dauerte es lange, bis Sasaki es endlich am ehemaligen GP2-Piloten vorbeigeschafft hatte. Der schwächelnde TOM‘s-Lexus von Ito war kein wirklicher Gegner (der Petronas-RC F fiel auch durch eine Kollision noch auf bis auf P7 zurück). Es waren nun noch zehn Runden zu fahren und Sasaki war bis zu zwei Sekunden schneller als die beiden Führenden bei einem Rückstand von acht Sekunden.

Quintarelli schaffte es nicht, Ishiura zu überholen, obwohl er mit seinen Michelin-Reifen klar schneller war. Von hinten stürmte der noch schnellere Sasaki auf den bei Hitze ausgezeichnet funktionierenden Yokohamas heran und frühstückte beide Fahrzeuge ohne großen Wiederstand ab. Doch damit war das Rennen noch nicht gelaufen: Der Calsonic Impul Nissan GT-R mit Joao Paulo de Oliveria am Steuer legte ebenfalls eine Wahnsinns-Aufholjagd hin und bewies, dass die Toyota-Niederlage nicht auf die Bridgestone-Reifen zurückzuführen war. Nach einem frühen Boxenstopp überholte er einen Gegner nach dem anderen und rang in der letzten Runde noch den Nismo-Nissan von Quintarelli nieder.

Honda tröstet sich mit GT300-Sieg

Der ARTA-Honda führte in der GT300 von Anfang bis Ende, Foto: Super GT
Der ARTA-Honda führte in der GT300 von Anfang bis Ende, Foto: Super GT

Nach seiner unglaublichen Fahrt fehlten Sasaki die Worte: "Ich hätte nie gedacht, dass ich noch bis ganz nach vorn komme", sagte der 23-Jährige. "Ich hatte mich eigentlich auf den dritten Platz konzentriert und fuhr so schnell ich konnte. Krumm-san zurück zu haben ist wie die Rückkehr einer Vaterfigur." Dieser blieb auch nach dem großen Verdienst für Team und Reifenhersteller ganz gelassen: "Um zu gewinnen, muss man immer ein gewisses Maß an Glück haben, und diesmal konnten wir das nutzen. Ich bin sehr glücklich. Ich mag älter werden, aber ich fühle mich jung im Geiste", so der 40-Jährige Deutsche, der seit langer Zeit in Japan lebt.

Die GT300 sah einen überragenden Sieg des ARTA Honda CR-Z von Shinichi Takagi und Takashi Kobayashi vor den beiden Mercedes SLS AMG GT3 von Haruki Kurosawa und Naoya Gamou (Leon Racing) sowie Katsuyuki Hiranaka und Björn Wirdheim (Gainer).

Ergebnis Top-10 GT500

1. Michael Krumm/Daiki Sasaki, Nissan GT-R, 1:44:07.199 Stunden
2.Yuji Tachikawa/Hiroaki Ishiura, Lexus RC F, +4,704 Sekunden
3. Hironobu Yasuda/J.P. de Oliveira, Nissan GT-R ,+5,765
4. Tsugio Matsuda/Ronnie Quintarelli, Nissan GT-R, +6,995
5. Naoki Yamamoto/Takuya Izawa, Honda NSX, +12,617
6. Takashi Kogure/Oliver Turvey, Honda NSX, +20,781
7. Daisuke Ito/James Rossiter, Lexus RC F, +22,491
8. Koudai Tsukakoshi/Hideki Mutoh, Honda NSX, +28,804
9. Kohei Hirate/Heikki Kovalainen, Lexus RC F, +30,733
10. Juichi Wakisaka/Yuhi Sekiguchi, Lexus RC F, +41,646