Kaum zu glauben, aber wahr: In einem typischen Bristol-Rennen präsentierte sich Richard Childress Racing in Ausnahmeform - Jeff Burton gewann vor seinen Teamkollegen Kevin Harvick und Clint Bowyer.

Um 19.15 Uhr Ortszeit wurde das "Food City 500" - das erste Short-Track-Rennen der Saison, sowie Dale Jarretts' letztes Sprint-Cup-Rennen - freigegeben: Jimmie Johnson (Hendrick Motorsports) führte das Feld unter stabilen Wetterbedingungen in die erste von insgesamt 506 Runden. Obwohl die Strecke aufgrund der heftigen Schauer der letzten Tage ziemlich wenig Grip zu bieten hatte, wurde Johnson bereits in den ersten Runden heftig von Clint Bowyer unter Druck gesetzt. In Runde 15 gelang es dem Childress-Piloten, der gestern das Nationwide-Rennen für sich entscheiden konnte, mit einem beherzten Manöver an Johnson vorbeizuziehen. Von dort an entwickelte sich ein kurzweiliges Rennen, das von enorm vielen Überholmanövern geprägt war.

Ned Jarrett gibt das letzte Rennen seines Sohnes frei., Foto: Getty Images for NASCAR
Ned Jarrett gibt das letzte Rennen seines Sohnes frei., Foto: Getty Images for NASCAR

Im weiteren Verlauf des Rennens war es dann Tony Stewart (Joe Gibbs Racing), der das Zepter in die Hand nahm: Nachdem die von der NASCAR angekündigte "Competition-Caution" in Runde 50 die Reihenfolge an der Spitze des Feldes nicht zu ändern wusste, übernahm Tony Stewart kurze Zeit später die Führung und absolvierte die erste von beeindruckenden 227 Führungsrunden. Unterdessen verlor Kasey Kahne (Dodge), der gestern noch die Happy Hour für sich entscheid, deutlich an Boden: Nachdem er in der Boxengasse zu schnell unterwegs war, wurde Kahne von der NASCAR ans Ende des Feldes strafversetzt.

Im Zuge der zahlreichen Rad-an-Rad-Duelle, kam es in Runde 190 dann - wie nicht anders zu erwarten - zu einem folgenschweren Zwischenfall: Dario Franchitti (Dodge) und Jamie McMurray (Ford) gerieten aneinander und sorgten dafür, dass das Rennen für Paul Menard (Chevrolet), Ken Schrader (Dodge), Ryan Newman (Dodge) und Bobby Labonte (Dodge) von nun an ebenfalls gelaufen sein sollte. Der Bristol Motor Speedway forderte seine ersten Opfer - es sollten nicht die letzten sein.

Tony Stewart ist zu früh dran mit den Donuts., Foto: Getty Images for NASCAR
Tony Stewart ist zu früh dran mit den Donuts., Foto: Getty Images for NASCAR

Unbeeindruckt davon diktierten Tony Stewart und sein Teamkollege Denny Hamlin an der Spitze des Feldes das Tempo nach Belieben. Stewart überrundete Gegner um Gegner. Niemand schien die Gibbs-Armada aufhalten zu können. Allerdings waren die Childress-Jungs bereits zu diesem Zeitpunkt recht gut positioniert. Burton und Co gelang es die Pace der Gibbs-Piloten einigermaßen gut mitzugehen. Auch der Meister - Jimmie Johnson - hielt sich, genau wie seine Teamkollegen Dale Earnhardt Junior und Jeff Gordon, konstant in den den Top-10 auf. Selbiges galt für die Roush-Fraktion um Greg Biffle und Carl Edwards, der bereits zwei Saisonsiege einfahren konnte.

In Runde 278 kam es dann zu einem weiteren Zwischenfall: Während Dario Franchitti und Paul Menard erneut kollidierten, wurde Denny Hamlin von Juan Pablo Montoya (Dodge), der im Begriff war, sich zurückzurunden, auf ziemlich ungestüme Art und Weise in Casey Mears (Hendrick Motorsports) geschoben. Der Schaden an Hamlins' Camry hielt sich, zu seinem Glück, allerdings in Grenzen.

Nichtsdestotrotz war es nun Kyle Busch, ein weiterer Gibbs-Pilot, der den Pulk anführte. Wenige Runden später jedoch krachte der Meisterschaftsführende in die Mauer des Bristol Motor Speedway: Aus welchem Grund es zu diesem Zwischenfall kam, ist derzeit noch ungeklärt. An einen Sieg vermochte Busch von diesem Moment an jedoch nicht mehr zu denken.

Jimmy Johnson beim Boxenstopp., Foto: Getty Images for NASCAR
Jimmy Johnson beim Boxenstopp., Foto: Getty Images for NASCAR

Die heißesten Siegeskandidaten waren ganz klar Tony Stewart, die Childress-Piloten und der stark verbesserte Pole-Sitter Jimmie Johnson, wobei Stewart und Harvick den stärksten Eindruck hinterließen. 125 Runden vor Rennende kollidierten dann Jimmie Johnson und Jeff Burton. Beide Piloten konnten zwar ohne Positionsverlust weiterfahren, Johnsons' Bolide schien, zu seinem Leidwesen, von diesem Moment an nicht mehr so gut zu gehen.

Die 100 noch zu absolvierenden Runden waren dann von intensiven Positionskämpfen geprägt. Vor allem Tony Stewart und Kevin Harvick behakten sich in rundenlangen Duellen bis aufs Äußerste. Unterdessen meldete sich Denny Hamlin, trotz der erwähnten Probleme, in beeindruckender Manier in den Top-10 zurück. Neben Dale Earnhardt Junior zauberte Hamlin die schnellsten Rundenzeiten auf den Asphalt.

In Runde 490 sorgte ein Reifenplatzer bei Brian Vickers (Toyota) für eine neuerliche Gelbphase. Die Childress-Piloten wussten die Gunst der Stunde zu nutzen: Anders als das Führungstrio, Tony Stewart, Denny Hamlin und Dale Earnhardt Junior, suchten sie ein letztes Mal die Boxengasse auf. Mit neuen Reifen und ohne viele Positionen zu verlieren, sortierten sich Harvick und Co hinter dem besagten Trio ein.

Der nun folgende Re-Start in Runde 495 hatte es in sich: Bereits nach wenigen hundert Metern zog Denny Hamlin kompromisslos an Tony Stewart vorbei. Dieser musste sich nun gegen Kevin Harvick, der wie erwähnt mit frischen Reifen ausgerüstet war und somit über deutlich mehr Grip verfügte, zur Wehr setzen. Es kam wie es kommen musste: Stewart verteidigte sich in gewohnter Manier mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln getreu dem Motto: "Siegen oder abfliegen". Letzteres war der Fall: Harvick drehte Stewart mehr oder weniger unschuldig in die Mauer, während Jeff Burton ganz heimlich still und leise Platz zwei übernahm.

Sieg für Jeff Burton., Foto: Getty Images for NASCAR
Sieg für Jeff Burton., Foto: Getty Images for NASCAR

Nun war also alles für ein Green-White Checkered-Finale angerichtet: Hamlin führte den Rest des Feldes auf die letzten zwei Runden des "Food City 500". Mit seinen alten Reifen hatte er allerdings nicht den Hauch einer Chance gegen die Childress-Jungs und wurde sogar noch bis auf Rang sechs durchgereicht. Ohne große Probleme setzte sich dann Jeff Burton vor seinen Teamkollegen Kevin Harvick, sowie Clint Bowyer durch und sorgte somit für einen historischen Dreifach-Triumpf. Auf Platz vier wurde ein erneut sehr starker Greg Biffle abgewunken. Dale Earnhardt Junior und Kasey Kahne konnten derweil mit Platz fünf und sieben sehr zufrieden sein.

Weniger gut lief es - wie schon den Großteil der bisherigen Saison - für Jimmie Johnson und Jeff Gordon. Obwohl Johnson schnell unterwegs war, fiel er aufgrund der erwähnten Kollision mit Jeff Burton auf Rang 18 zurück. Jeff Gordon belegte einen mäßigen elften Rang. Außerdem wird man sich bei BAM-Racing ärgern, dass Ken Schrader, der auf einem vielversprechenden elften Rang lag, frühzeitig die Segel streichen musste.

In der Meisterschaft gelang es Kyle Busch die Führung vor Greg Biffle und Kevin Harvick zu verteidigen. Jeff Burton und Dale Earnhardt Junior folgen auf den Plätzen vier und fünf.

Burton, sowie die gesamte Childress-Truppe, können mit ihrem Auftritt im Kolosseum zu Bristol sehr zufrieden sein und nun mit breiter Brust die nächsten Aufgaben in Angriff nehmen. Mit seinem ersten Saisonsieg - gleich bedeutend mit dem ersten Saisonsieg für Chevrolet - hat Burton seine Ansprüche, wiederholt am Chase teilzunehmen, deutlich untermauert. Die Saison 2008 zumindest verspricht außerordentlich spannend zu werden.