Nach dem Grand Prix von Monaco und dem Indy 500 bildete das Coco-Cola 600 den Abschluss der Highlight-Rennen im internationalen Motorsport. Der zwölfte Saisonlauf am Memorial-Weekend auf dem Charlotte Motor Speedway endete nach 600 Meilen mit einem Sieg von Carl Edwards. Der neue Gibbs-Pilot feierte mit seinen ersten Saisonsieg nach über vier Stunden auch den ersten Erfolg in Charlotte. Edwards konnte in der Endphase im Spritspar-Modus durchfahren, während die zuvor dominierenden Fahrer die Boxengasse aufsuchen mussten. Martin Truex Junior, der lange wie der sichere Sieger aussah, wurde unter Wert geschlagen und musste sich mit Rang fünf nach 131 Führungsrunden zufrieden geben.

Jeff Gordon fuhr am Nachmittag noch das Pace Car beim Indy 500, Foto: Sutton
Jeff Gordon fuhr am Nachmittag noch das Pace Car beim Indy 500, Foto: Sutton

Polesetter Kenseth dominiert in der Anfangsphase

In dem 43-köpfigen Fahrerfeld befanden sich elf Fahrer, die insgesamt 28 Siege in Charlotte erzielen konnten. Rekordsieger Jimmie Johnson, der vor genau einem Jahr seinen siebten Charlotte-Sieg im Hendrick-Chevrolet erzielte, startete von 13. Rang. Zum ersten Mal konnte Matt Kenseth ein Qualifying auf dem Superspeedway gewinnen. Auf dieser Strecke hatte der Gibbs-Pilot in der Saison 2000 seinen ersten von bisher 32 Sprint-Cup-Siegen gefeiert. Es war die zweite Pole Position der Saison für Kenseth. Seine erste Saison-Pole endete in Bristol mit dem ersten und bisher einzigen Saisonsieg für den 43-Jährigen.

Denny Hamlin, der das All-Star Race vor einer Woche gewinnen konnte, ging vom fünften Startplatz in das Rennen über 400 Runden und der Marathon-Distanz von 600 Meilen. Joey Logano bestritt an seinem 25. Geburtstag sein 231. Sprint Cup-Rennen. Kyle Busch startete bei seinem Sprint-Cup-Comeback von der 17. Position. Jeff Gordon, der fünffache Charlotte-Sieger, machte vor dem Rennen noch einen Abstecher zum Indy 500, wo er das Pace Car steuerte.

Polesetter Kenseth und Logano kämpften nach dem Start um die Führung. Edwards nutzte den Zweikampf, um in Führung zu gehen und den ersten Bonuspunkt zu kassieren. Doch Kenseth schlug zurück und übernahm in der nächsten Runde von seinem Gibbs-Teamkollegen Platz eins. Nach 20 Runden hatte Kenseth einen Vorsprung von drei Sekunden herausgefahren. Truex konnte sich in dieser Zeit von Startplatz zehn auf Rang fünf verbessern.

Polesetter Matt Kenseth (#20) beim Start, Foto: NASCAR
Polesetter Matt Kenseth (#20) beim Start, Foto: NASCAR

Führungswechsel durch Hamlin und Harvick

Da es in der Nacht zuvor geregnet hatte, gab es in Runde 25 eine Competition-Caution. Kenseth war nach den Boxenstopps weiterhin der Leader. Brad Keselowski bekam eine Strafe und verlor den vierten Rang. Nach dem Restart konnte Geburtstagskind Logano an Kenseth vorbeiziehen. Kyle Busch war inzwischen Neunter und damit befanden sich alle vier Gibbs-Toyota in der Top-10. All-Star-Gewinner Hamlin hatte nun das schnellste Fahrzeug im Feld und übernahm in Runde 44 die Führung. Bisher gab es erst sieben Fahrer, die das All-Star Race und anschließend das Coco-Cola 600 gewinnen konnten.

Hinter Logano tauchte nach 55 Runden Kevin Harvick auf Rang drei auf und fünf Runden später war der Stewart-Haas-Pilot schon Zweiter. Weitere drei Runden später musste Hamlin den schnellen Harvick ziehen lassen. Gleichzeitig übernahm Harvicks Teamkollege Kurt Busch Rang vier. 40 Runden nach seiner Strafe hatte sich Keselowski von Platz 42 wieder auf Position 22 vorgearbeitet. Ab der 74. Runde gab es die ersten Boxenstopps unter grüner Flagge. Als alle Fahrer wieder mit frischen Reifen und vollem Tank auf der Strecke waren, führte Harvick, jetzt vor Truex, Logano, Hamlin und Kurt Busch.

Kurt Busch und Truex schnell unterwegs

In der 90. Runde sorgte Johnson mit einem Dreher für die zweite Gelbphase. Das Penske-Duo Logano und Keselowski verzichteten auf einen weiteren Boxenstopp und übernahmen damit die Spitze beim Restart. Genau in der 100. Runde konnte Kurt Busch mit frischen Reifen beide Penske-Ford überholen. Truex machte es nach und war jetzt erster Verfolger von Kurt Busch. Die beiden Führenden konnten sich anschließend gewaltig absetzen und hatten nach 125 Runden einen Vorsprung von acht Sekunden vor dem Dritten Logano. Kurz darauf war fast unbemerkt Dale Earnhardt Junior neuer Dritter.

Kurt Busch liegt in Führung, Foto: NASCAR
Kurt Busch liegt in Führung, Foto: NASCAR

Die beiden jungen hoffnungsvollen Talente Chase Elliott und Ryan Blaney befanden sich nach 135 Runden innerhalb der Top-15. Zwei Runden später knallte Justin Allgaier in die Safer-Barrier des Quad-Ovals und löste die dritte Gelbphase aus. Unverändert kamen die ersten fünf Fahrer nach dem Service wieder auf die Strecke. Kurt Busch setzte sich erneut ab. Nur Truex konnte einigermaßen den Abstand in Grenzen halten. Blaney lag inzwischen im Wood-Brothers-Ford sensationell auf dem elften Rang.

Zur Halbzeit führte Truex

Langsam aber sicher ging über dem 1,5 Meilen langen Superspeedway die Sonne unter und das Flutlicht übernahm die Beleuchtung. Kyle Busch zeigte eine starke Leistung nach seinem überraschend frühen Comeback und belegte nach 175 absolvierten Runden Platz sechs. Bei veränderten Bedingungen konnte Truex plötzlich wieder aufholen. Gleichzeitig bogen die ersten Fahrer zum zweiten Mal unter Grün zum Service Richtung Boxengasse ab. Truex hatte ein perfektes Timing und war anschließend der neue Leader. Elliott, Jamie McMurray, Danica Patrick, David Ragan und Kasey Kahne lagen jetzt eine Runde zurück, während sich noch 24 Fahrer in der Führungsrunde befanden.

Jetzt konnte sich Truex deutlich von Kurt Busch absetzen. Harvick war zur Rennhalbzeit Dritter vor Earnhardt, Keselowski, Hamlin, Kyle Busch, Logano, Greg Biffle und Johnson, der mit einer halben Runde Rückstand wieder an zehnter Position lag. Mit Tony Stewart und Ryan Newman mussten zwei weitere Top-Fahrer eine Überrundung hinnehmen. Bei dem hohen Speed, den Truex vorlegte, wurden die Abstände innerhalb der Top-10 immer größer. Nur Johnson konnte mithalten und lag inzwischen auf Platz acht.

Johnson zum zweiten Mal in der Mauer

Das Pace Car musste in Runde 230 zum vierten Mal das Feld einbremsen, weil Trevor Bayne in der Mauer landete. Aric Almirola konnte sich über den Lucky Dog freuen. Truex gewann das Rennen in der Boxengasse vor Harvick und den Busch-Brüdern Kurt und Kyle. Kurt Busch brauchte zwei Runden, dann hatte er Truex bezwungen. Rekordsieger Johnson war jetzt hinter Harvick und Teamkollege Earnhardt Fünfter. Hamlin und Keselowski lagen hinter Johnson und schimpften per Funk über das Fahrverhalten ihrer Arbeitsgeräte. Kurt Busch machte nun 100 Führungsrunden voll, konnte sich aber nicht entscheidend von Truex absetzen. Gordon fuhr im Pace-Car-Tempo nur als 17. und letzter Fahrer in der Führungsrunde.

Jimmie Johnson hatte keinen guten Tag, Foto: NASCAR
Jimmie Johnson hatte keinen guten Tag, Foto: NASCAR

Erneuter Führungswechsel in der 261. Runde durch Truex, der bei den Longruns den besseren Eindruck machte. Sieben Runden später war Harvick Zweiter mit fast vier Sekunden Rückstand auf einen entfesselt fahrenden Truex. Tabellenführer Johnson rauschte in der 274. Runde von der Strecke und landete in der Mauer der Boxengasse. Nach seinem zweiten Unfall musste der Hendrick-Star die Garage aufsuchen. Dafür erhielt sein Teamkollege Kahne den Lucky Dog. Den Restart gewann Truex vor Hamlin, der sich um zwei Positionen verbessern konnte. Drei Runden später musste Blaney, auf Rang 14 liegend, mit Motorschaden das Rennen aufgeben.

Kyle Busch in Angriffslaune

Truex, Hamlin und Earnhardt verzichteten während der sechsten Rennunterbrechung auf einen Boxenstopp. Hamlin griff beim Restart an, aber Truex verteidigte seinen Platz. Kyle Busch konnte Earnhardt von Position drei verdrängen und überholte anschließend auch Hamlin. Damit konnte man das Comeback vom jüngeren Busch-Bruder bereits jetzt als gelungen bezeichnen. Nach etwas über 300 Runden war Biffle als Sechster bester Ford-Pilot. Gordon und Kahne waren jetzt ebenfalls in der Top-10 angekommen. Michael Annett drehte sich in Runde 328 und die siebte Caution schickte die Fahrer erneut in die Boxengasse.

Hamlin kam Millimeter vor Truex als Erster aus der Boxengasse. Kyle Busch war Dritter vor Harvick und Keselowski. Kenseth, der kurz zuvor überrundet wurde, war durch den Lucky Dog wieder in der Show. Hamlin konnte auch den Restart knapp vor Truex für sich entscheiden. Vier Runden später gab es erneut Gelb durch Ricky Stenhouse Junior und Newman erhielt den Lucky Dog. Es gab jetzt unterschiedliche Strategien. Die ersten zehn Fahrer waren beim Restart nicht beim Service gewesen. Harvick überholte Truex beim Neustart und war jetzt Zweiter hinter Hamlin.

Martin Truex Junior führt beim Restart vor Kevin Harvick und Denny Hamlin, Foto: NASCAR
Martin Truex Junior führt beim Restart vor Kevin Harvick und Denny Hamlin, Foto: NASCAR

Edwards gewinnt Sprit-Poker

Paul Menard hatte sich 50 Runden vor Rennende auf Position sechs vorgearbeitet. Hamlin und Truex setzten sich leicht ab. Harvick war Dritter vor Keselowski sowie Kurt und Kyle Busch. Menard, Kahne, Logano und Edwards komplettierten die Top-10 genau 40 Runden vor Rennende. Zwei Runden später musste Leader Hamlin wegen einem losen Rad unter Grün seine Crew in der Boxengasse aufsuchen. Jetzt hatte der Gibbs-Pilot eine Runde Rückstand und lag in Lucky-Dog-Position auf dem 17. Platz.

Truex konnte sich jetzt wieder absetzen, während Keselowski immer näher an Harvick herankam. 24 Runden vor Rennende kamen die ersten Fahrer zum dritten Mal unter Grün zum Stopp. In Runde 388 führte Edwards vor Biffle, Earnhardt, Almirola, Kenseth und Newman, die alle noch nicht beim Service waren. Hamlin war mit einer halben Runde Rückstand Siebter vor Truex, Keselowski und Harvick. Es entwickelte sich ein Sprit-Krimi. Edwards führte mit 1.3 Sekunden vor Biffle, als noch fünf Runden zu fahren waren. Truex hatte das schnellste Fahrzeug im Feld und lag drei Runden vor Rennende auf Rang fünf, allerdings mit zehn Sekunden Rückstand.

Edwards schaffte das Kunststück 58 Runden am Stück durchzufahren und gewann mit 4.785 Sekunden Vorsprung vor Biffle. Mit seinem zweiten Top-10-Resultat schaffte der neue Gibbs-Pilot seinen ersten Saisonsieg. Auch Biffle schaffte mit Rang zwei sein bestes Resultat in diesem Jahr. Earnhardt wurde Dritter vor Kenseth und Truex, der nach 131 Führungsrunden eigentlich den Sieg verdient gehabt hätte. Newman überquerte als Sechster die Linie gefolgt von Keseloski, Hamlin, Champion Harvick sowie Kurt Busch.

Erster Sieg für Carl Edwards im Gibbs-Toyota, Foto: NASCAR
Erster Sieg für Carl Edwards im Gibbs-Toyota, Foto: NASCAR

12. Lauf: Coca-Cola 600
Charlotte Motor Speedway, Concord, NC
Ergebnis: Top-10 (400 Runden)

1. Carl Edwards (Toyota) Joe Gibbs Racing, 47/4 Punkte
2. Greg Biffle (Ford) Roush Fenway Racing, 42/0 Punkte
3. Dale Earnhardt Jr. (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 41/0 Punkte
4. Matt Kenseth (Toyota) Joe Gibbs Racing, 41/1 Punkte
5. Martin Truex Jr. (Chevrolet) Furniture Row Racing, 41/2 Punkte
6. Ryan Newman (Chevrolet) Richard Childress Racing, 38/0 Punkte
7. Brad Keselowski (Ford) Team Penske, 38/1 Punkte
8. Denny Hamlin (Toyota) Joe Gibbs Racing, 37/1 Punkte
9. Kevin Harvick (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 36/1 Punkte
10. Kurt Busch (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 35/1 Punkte

Gesamtstand: Rennen 12/36 (Chase Top-16)

1. Jimmie Johnson (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 3 Siege, 393 Punkte
2. Kevin Harvick (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 2 Siege, 473 Punkte
3. Joey Logano (Ford) Team Penske, 1 Sieg, 407 Punkte
4. Dale Earnhardt Jr. (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 1 Sieg, 401 Punkte
5. Brad Keselowski (Ford) Team Penske, 1 Sieg, 381 Punkte
6. Matt Kenseth (Toyota) Joe Gibbs Racing, 1 Sieg, 372 Punkte
7. Kurt Busch (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 1 Sieg, 327 Punkte
8. Denny Hamlin (Toyota) Joe Gibbs Racing, 1 Sieg, 321 Punkte
9. Carl Edwards (Toyota) Joe Gibbs Racing, 1 Sieg, 312 Punkte
10. Martin Truex Jr. (Chevrolet) Furniture Row Racing, 432 Punkte
11. Jamie McMurray (Chevrolet) Chip Ganassi Racing with Felix Sabates, 353 Punkte
12. Jeff Gordon (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 346 Punkte
13. Kasey Kahne (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 345 Punkte
14. Ryan Newman (Chevrolet) Richard Childress Racing, 343 Punkte
15. Aric Almirola (Ford) Richard Petty Motorsports, 339 Punkte
16. Paul Menard (Chevrolet) Richard Childress Racing, 336 Punkte