Schon die Fahrt zum Nürburgring verhieß einen wunderschönen Tag: Strahlender Sonnenschein lag am Samstag über der Eifel und lockte viele Tausende Menschen an die Rennstrecke. Es war unser erster Besuch bei einem Motorrennen und wir waren sehr gespannt, was uns am Nürburgring erwarten würde. Als Gäste des Orwell Supersportscups steuerten wir zunächst das Fahrerlager an. Auf dem Weg dorthin bot sich uns ein Bild, das wir bislang nur von Fernsehübertragungen der Formel-1 kannten. Riesige Transporter, schnittige und extravagante Rennwagen, dazwischen Rennfahrer in bunten Rennanzügen, emsige Mechaniker und Offizielle, die den Rennablauf überwachten, neugierige Besucher, die wie wir die vielen Details der Autos interessiert unter die Lupe nahmen.

Als VIP Gäste durften wir das erste Rennen der Orwell Supersports direkt von der Boxengasse aus verfolgen. Unbeschreiblich war das Motorengetöse der bis zu 850 PS - starken Supersports als sie aus den Boxen zur Startaufstellung fuhren. Als die 35 Fahrer nach einer Einführungsrunde zum fliegenden Indianapolisstart ansetzten, bebte die Rennstrecke und wir mit. Es folgten 11 spannende Runden, in denen sich drei Rennwagen sofort an die Spitze setzten. Schon im Qualifying am Freitag hatte sich eine dicke Überraschung abgezeichnet: Sven Barth, ein 24-jähriger Nachwuchsfahrer aus Gorxheimertal eroberte mit der Startnummer 84 die Pole-Position für das Rennen am Samstag. Gerd Wünsch, Inhaber des Modeunternehmens Orwell und Sponsor der Rennserie, hatte dem jungen Nachwuchsfahrer seinen Lola T294-BMW (1974) der Zweiliterklasse zur Verfügung gestellt. Er selbst war auf einen Lola T222-Chevrolet mit 8,4-Liter-V8-Motor umgestiegen. Die Pole konnte Sven Barth im Rennen nicht halten. Er fiel auf den vierten Rang zurück, profitierte dann aber vom Ausfall der Startnummern 6 und 9. Mit Platz 2 bedankte sich das junge Talent mit einer mehr als überzeugenden Leistung.

Die nächsten beiden Rennen verfolgten wir von der prall gefüllten Zuschauertribüne aus. Von hier aus hatten wir einen tollen Blick über die kurvenreiche Strecke und konnte den Rennverlauf bestens überschauen. Überrascht waren wir von dem internationalen Publikum, das von überall her angereist war, um seine Fahrer von den Rängen lautstark zu bejubeln. Die Fahrer, die nach den Rennen ihre Ehrenrunde drehten, wurden gefeiert und genossen die Ovationen der 38.000 Besucher sichtlich.

Wir entschieden uns für eine Rennpause und zogen uns in die etwas ruhigeren Ecken hinter die Rennstrecke zurück. Auf einem riesigen Areal zeigten exklusive Autohersteller wie Bentley, Jaguar, Mercedes, Ferrari und viele andere mehr ihre Oldtimer, die wir bislang bestenfalls aus Hochglanzbroschüren kannten. Spätestens beim Anblick der schicken Hospitality Lounges konnten wir die Welt der Reichen und Schönen bei den Formel-1 Rennen dieser Welt erahnen. Für einen ganz kleinen Moment hatten wir das Gefühl dazuzugehören.

Abschließend kehrten wir zurück zum Orwell Hospitality Zelt. Während auf einer Bühne junge Männer und Frauen zu heißen Rhythmen die neue Herbstkollektion des Modehauses Orwell präsentierten, lauschten wir bei Kaffee und einem kleinen Imbiss den Erzählungen der Fahrer, die das Rennen minutiös analysierten. Auch wenn die Fahrer der superschnellen zweisitzigen Sportwagen aus der legendären Can-Am Serie der 70er Jahre nicht Schumacher oder Räikkönen heißen, so war doch sehr schnell klar, dass sie ihren Sport mit der gleichen Leidenschaft und Ernsthaftigkeit betreiben wie die Profis der Formel 1. Als uns der neuseeländische Fahrer das Angebot machte, uns seinen Rennwagen in der Box persönlich zu zeigen, nahmen wir natürlich gerne an. Höhepunkt war ein "Probesitzen" in einem echten Rennwagen: Für Laien unvorstellbar, damit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 300 km/Stunde zu fahren.

Schließlich zogen sich die Fahrer wieder in die Boxen zurück, denn bis zum nächsten Rennen am Sonntag mussten die Autos wieder fit gemacht werden. Jetzt hatten wir Zeit für Gespräche mit den beiden Organisatoren, Silvio und Angela Kalb, die uns viel über Motorsport erzählten. Um 18:00 Uhr folgte dann die interne Siegerehrung des Orwell Supersportscup – das Prizegiving. Gerd Wünsch überreichte die Trophäen: Platz 1 ging an den Engländer Richard Piper auf einem McLaren M8F, Platz 2 für den jungen Sven Barth und auf Platz 3 fuhr der Deutsche Peter Hoffmann, ebenfalls auf einem McLaren M8F.

Danach war Party angesagt beim Orwell Supersportscup und im Laufe des langen Abends stellten wir fest, dass unter den Rennanzügen interessante Persönlichkeiten steckten, mit denen es viele Anknüpfungspunkte gab. Schade, dass wir beim nächsten Rennen der Supersports Anfang September in Magny Cours nicht dabei sein können. Wir werden aber im nächsten Jahr wieder kommen und dann ganz sicher auch Freunde und Partner mitbringen.