Seit Timo Glock als Champ Car Fahrer im Land der unbegrenzten Möglichkeiten aktiv ist, hat sich der junge Deutsche zu einer Art Vielflieger entwickelt: Schnell von East Lansing/Michigan nach Los Angeles, weiter nach Fesno (beides Kalifornien), wieder zurück nach Michigan, dann ab nach Portland/Oregon zum nächsten Champ Car-Rennen und danach weiter nach Cleveland/Ohio zum übernächsten Rennen eine Woche drauf, ehe er wieder kurz in Deutschland vorbeischaut – so sieht Timos Reiseplan in den kommenden Wochen aus.

"Die Flüge Deutschland/USA sind natürlich lang und die Zeitumstellung zehrt an der Kraft, aber langsam habe ich mich daran gewöhnt", nimmt es der 23-Jährige, dessen Handy-Rechnung mittlerweile explodiert ist, locker.

Das Duell mit der Schlange

Aber Timo fliegt nciht nur, er fährt auch. Allerdings nicht nur auf den Stadt-, Straßen- und Ovalkursen der Champ Car Serie. Auch bei Vergleichstests in Kalifornien ist der Ex-F1-Pilot mittendrin statt nur dabei.

Dort traf er nämlich auf eine getunte Dodge Viper, zwei Porsche 911 vom deutschen Tuner Ruf, einen Ford GT40, eine Chevrolet Corvette, den TransAm-Jaguar von seinem rennenden Teamchef Paul Gentilozzi - und einen Riley-Pontiac aus der US-amerikanischen GrandAm-Sportwagen-Meisterschaft, der von Alex Gurney, dem jüngsten Sohn des früheren US-Formel 1-Piloten, Chassisbauers und Teamchefs Dan Gurney, gefahren wurde.

Beim Beschleunigungsduell gegen die Viper zog Timo dabei den Kürzeren. Denn die Monster-Schlange machte Glock das Leben auf der Meile richtig schwer. "Es war relativ windig, und wir hatten vollen Gegenwind", berichtete er. Damit kam die Viper wegen des günstigeren cw-Werts besser klar als das ChampCar, dessen gigantische Flügel das Auto in den Kurven zwar auf den Boden pressen, auf den Geraden aber im Wind stehen wie ein offener Kleiderschrank. Auch die freistehenden Räder eines Monoposto erhöhen den Luftwiderstand beträchtlich.

"Wir haben für unseren zweiten Versuch das obere Element des Heckflügels rausgenommen, sodass wir nur noch mit dem Hauptblatt gefahren sind", schraffierte Glock eine Abstimmungsveränderung im Wettbewerb, die sein gelbes ChampCar aussehen ließ wie einen Formel 3 früher auf der Berliner Avus oder einen IRL-Boliden auf dem Texas Motor Speedway. "Aber trotzdem war die Viper uns in der Endgeschwindigkeit noch überlegen."

"Wir hätten sicher noch etwas mehr aus unserem Auto herauskitzeln können, wenn wir etwas mit der Bodenfreiheit gespielt hätten - vorn höher und hinten nach unten", umriss Glock. "Aber das hätte größere Umbauarbeiten nötig gemacht, und dazu hatten wir bei dieser Veranstaltung einfach nicht genügend Zeit. Letztlich ging es ja um nichts - außer um ein bisschen Spaß."

Nächste Runde in Portland

Ganz anders am kommenden Wochenende, wenn in Portland der nächste Meisterschaftslauf der Champ Car Serie auf dem Programm steht. Dann möchte Timo bei seiner Rückkehr auf einen Straßenkurs wieder ganz vorne mitmischen und die Konkurrenten abhängen.

"Dies ist die erste Strecke, die ich wirklich kenne, da wir hier schon getestet haben", erklärte er vor dem Rennwochenende. "Es war kein schlechter Test und ich bekam ein gutes Gefühl für die Strecke. Ich freue mich also darauf."

Nachdem die Zielsetzung beim letzten Lauf in Milwaukee, Timos erstem Ovalrennen, hauptsächlich daraus bestand "das Wochenende sicher zu überstehen", möchte er nun beim vierten Saisonlauf richtig in die Saison starten.

"Dies ist mein zweiter Saisonstart, da ich mich jetzt an das Auto und die Regeln gewöhnt habe", kündigte Timo an. "Das Team ist für das Wochenende gut vorbereitet und ich weiß, dass wir eine gute Chance haben gut abzuschneiden." Selbst die Regenvorhersage für das Wochenende kann Glocks Miene nicht verdunkeln: "Es wird also interessant und bestimmt lustig werden."