Anthony West hat seinen Vertrag bei MZ unterschrieben., Foto: Honda
Anthony West hat seinen Vertrag bei MZ unterschrieben., Foto: Honda

Bei MZ weiß man langsam nicht mehr, ob man Lachen oder Weinen soll. Die Bild, die Morgenpost, die Sächsische Zeitung, die Freie Presse und viele andere sächsische Zeitungen überschlagen sich. MZ vor dem Aus, keine Finanzierung durch die Banken, etc., aber trotzdem Teilnahme an der Moto2. Mit normalem Menschenverstand muss man sich dabei doch fragen, wie das alles gehen soll.

Seit ungefähr einem Jahr haben die ehemaligen Rennfahrer Martin Wimmer und Ralf Waldmann die MZ-Werke in Zschopau übernommen. Doch passiert ist nicht viel. Wie es in einem offiziellen Statement der Firma MZ heißt, hat man erst im November letzten Jahres die notwendigen Unterlagen bei den Banken eingereicht, kommunizierte aber bereits ab letztem August, dass man den Eindruck habe, die Kredite würden kommen. Kommen sie nun aber doch nicht. Am Dienstag gab das Konsortium ein klares "Nein" zum MZ-Projekt.

In der selben Mitteilung heißt es aber, dass damit das Moto2-Engagement nicht gefährdet ist. Am Mittwoch unterschrieb der Australier Anthony West einen Vertrag für eben diese Meisterschaft, am heutigen Freitag könnte MZ von der Dorna und der IRTA nun endgültig den Startplatz zugesichert bekommen. Derzeit steht man noch auf der Warteliste und soll erst dann nachrutschen, wenn eines der eingeschriebenen Teams einen Rückzieher macht. Doch Wimmer, Waldmann und Co ist es ernst mit der Teilnahme.

Ralf Waldmann ist einer der Köpfe bei MZ, Foto: Milagro
Ralf Waldmann ist einer der Köpfe bei MZ, Foto: Milagro

Nun stellen sich gleich mehrere Fragen. Die Re-Finanzierung durch den Rennsport ist lange nicht mehr gegeben. Man schickt als Werk nur einen Piloten ins Rennen und kaum einer wird in dieser Saison noch ein Chassis eines anderen Herstellers kaufen. West fährt sicherlich auch nicht umsonst und weiterentwickelt werden muss auch noch. Der Australier sprach zum Beispiel davon, dass am MZ-Prototypen noch 10 Kilogramm Gewicht abgespeckt werden sollen.

Das Geld für das Moto2-Projekt steht. Aber das für die Produktion von Motorrädern, Leichtkrafträdern oder der anderen ehrgeizigen Projekte, steht nicht. Wäre man da nicht besser beraten gewesen, das Rennsport-Geld zunächst einmal in die Ankurbelung der Produktion zu stecken? Oder vielleicht auch in die Entwicklung von Zweirädern, die man auch verkaufen kann? Denn es steht zu bezweifeln, dass man mit dem Vertrieb von Elektro-Kleinstrollern einen Überschuss von 500.000 Euro erwirtschaften kann, der für eine Moto2-Saison derzeit als notwendig gilt. Hierbei sprechen wir auch von Gewinn und nicht Umsatz. Die Mitarbeiter wollen bezahlt sein, die Materialien müssen eingekauft werden, der Vertrieb strukturiert und aufgebaut werden, es muss geforscht und entwickelt werden, wenn man mit MZ-Motorrädern wieder auf den Markt kommen will. Doch das fällt nun flach, weil die bösen Banken "Nein" gesagt haben. Hauptsache man ist in der Moto2.

Das Engagement für den Rennsport in allen Ehren. Es ist immer gut, wenn ehrgeizige Projekte entstehen und Starterfelder anwachsen. Und war die MZ-Moto2 bei ihrem ersten Test noch eine Honda CBR 600RR aus der Supersport Weltmeisterschaft vom Stiggy-Team im letzten Jahr, an der nur die Aufkleber ausgetauscht wurden, so hat man mittlerweile doch das Gefühl, dass etwas entwickelt wurde. Aber unter den Umständen, die in Zschopau nun herrschen, hätte man vielleicht besser daran getan, ein "WWW Racing Team" (WaldmannWimmerWest) zu gründen und die Verbindung zu MZ gemieden. Denn dann hätte man den Rennsport-Einsatz mit dem persönlichen Enthusiasmus begründen können. Nun steht aber die Frage, warum man Geld verpulvert, wenn man doch eine Firma am Leben erhalten will.

Ach ja, und die MZ-Inhaber prüfen jetzt, ob man die Produktion von Zschopau in Sachsen in ein anderes Bundesland oder ins benachbarte Ausland verlegen kann, um dort Arbeitsplätze zu schaffen. Grundsätzlich ist dies auch keine neue Idee, nur konnte man damit vielleicht vor rund 20 Jahren noch Druck auf Regierungen und Banken machen. Und von dem Geld, was es kostet das Werk von Zschopau aus woanders hin zu verlegen, könnte man schon lange an den 125ern und 250ern bauen, die man anfänglich ins Auge gefasst hatte. Stattdessen baut man weiterhin den Elektroroller "Charly" und "Emmely" und ein von Wimmer entwickeltes und patentiertes Fahrrad, von dem nicht bekannt ist, ob es auch Chattering-Probleme hat.