Mit einem Doppelsieg des Porsche 911 GT3 RSR und einem wahren Rennkrimi endete die spannende Saison der International GT Open. Zum fünften Mal in diesem Jahr standen Werksfahrer Marco Holzer und Manthey-Racing-Pilot Nick Tandy ganz oben auf dem Siegertreppchen. Damit hat das deutsch-britische Duo mehr Siege als alle anderen Teams gefeiert und in seiner ersten Saison in dem Championat die Vizemeisterschaft errungen. Am Ende fehlten Holzer und Tandy lediglich drei Punkte zum Titelgewinn. Den Erfolg der Porsche-Kundenteams beim Finale in Barcelona komplettierten Werksfahrer Patrick Pilet und sein französischer Landsmann Raymond Narac von IMSA Performance Matmut als Zweite des 16. und letzten Saisonlaufs.

Die Entscheidung um die Meisterschaft fiel in der letzten Runde. Tandy fuhr als Sieger über die Ziellinie, während der größte Titelrivale von Ferrari noch auf Rang fünf lag. Das hätte den Titel für Manthey-Racing bedeutet. Aber ein Markenkollege ließ den Ferrari in der letzten Kurve passieren. Damit hatte dieser als Vierter jene Zähler, die den Ausschlag gaben. "Wir haben heute alles richtig gemacht und mit unserem ausgezeichnet abgestimmten 911 GT3 RSR unseren fünften Saisonsieg geholt", sagte Marco Holzer. "Nach unserem gestrigen Ausfall waren wir eigentlich aus dem Titelrennen. Aber das Team von Manthey-Racing gibt nie auf! Das ist etwas ganz Besonderes bei Olaf und Renate Manthey. Als Nick heute als Erster über die Ziellinie fuhr, waren wir Meister. Dann hat ein Ferrari angehalten und damit waren wir Zweiter." Beim Samstagsrennen hatte Tandy den Manthey-Racing-Elfer mangels Vortrieb abstellen müssen. "Das Verbindungsstück zwischen Rad und Getriebe war gebrochen", sagte Teamchef Olaf Manthey. "Das war unser erstes technisches Problem in dieser Saison."

Tolle erste GT-Open-Saison von Manthey

Nach vier von acht Veranstaltungen waren Holzer und Tandy als Tabellenführer von der Rennstrecke weggefahren. Ihren fünf Saisonsiegen und weiteren drei Podiumsplätzen stehen drei unverschuldete Ausfälle gegenüber. Einmal komplementierte ein übermotivierter Konkurrent den gelb-grünen GT3 von der Strecke, einmal war ein Reifenschaden der Grund für das Aus; beim vorletzten Saisonlauf der technische Defekt. "Ich glaube, wir können uns erst morgen richtig über den Sieg und die Vizemeisterschaft freuen", meinte Marco Holzer. "Wir haben die meisten Siege, Nick ist ein großartiger Teamkollege und Manthey-Racing die beste Mannschaft."

Für das französische Team IMSA Performance Matmut endete die Saison mit Platz zwei beim letzten Lauf versöhnlich. Schon im 70 Minuten langen Rennen am Samstag hatte Werksfahrer Patrick Pilet einmal mehr seine kämpferische Klasse gezeigt. Startfahrer Raymond Narac übergab das Cockpit an Stelle 15 liegend an Pilet. Der Sieger des Sonntagsrennens in Monza Ende September pflügte förmlich durchs Feld und bis auf Rang vier vor. "Ich habe unheimlich gepusht", erklärte Pilet. "Da wir auf der Geraden nicht so schnell waren, musste ich in den Kurven überholen. Unser Elfer wurde am Schluss immer besser. Eine Runde mehr und wir hätten da schon auf dem Podium gestanden."

Nur dieses Auto war erfolgreicher: der Meister-Ferrari von AF Corse, Foto: FOTOSPEEDY
Nur dieses Auto war erfolgreicher: der Meister-Ferrari von AF Corse, Foto: FOTOSPEEDY

Am Sonntag setzte sich Startfahrer Pilet auf rutschiger Piste nach zwei Runden an die Spitze des Feldes und übergab den IMSA-Elfer in Führung liegend an Narac. Der Hobby-Pilot wehrte sich zunächst gegen den heranstürmenden Nick Tandy im Manthey-Elfer, doch der Brite konnte schließlich die Führung übernehmen. "Das Rennen heute war trotzdem perfekt", zog Pilet äußerst zufrieden Bilanz. "Nur das Safetycar kam während meines Stints zur Unzeit, da ich dadurch meinen Vorsprung von gut sieben Sekunden eingebüßt habe. Unser Elfer war extrem schnell heute, denn Raymond ist am Schluss ganz nah an Tandy rangekommen." Das IMSA-Team war erfolgreich in die Saison gestartet. Nach dem sechsten Saisonlauf in Spa-Francorchamps, der mit einem Doppelsieg der Porsche-Teams geendet hatte, lagen Pilet/Narac gar an der Spitze der Gesamtwertung. Doch dann folgten zwei Rennen, bei denen die beiden schuldlos ins Aus befördert wurden. Sie fielen auf den sechsten Rang in der Gesamtwertung zurück und konnten sich - da das Feld in der hart umkämpften GT-Open-Serie eng beieinander liegt - auch durch den sensationellen Sieg in Monza und die guten Barcelona-Resultate nicht mehr verbessern.

Privatiers nicht mit Glück gesegnet

Pech hatte das italienische Kundenteam Autorlando Sport, das 2007 den Titel in der International GT Open gewinnen konnte und danach viermal in Folge die Vizemeisterschaft. In der ersten Runde des Samstagslaufs wurde Archie Hamilton von einem Konkurrenten touchiert. Der 911 GT3 R, der in der Klasse GTS gewertet wird, drehte sich und blieb unglücklicherweise auf den hohen Streckenbegrenzungen hängen. Das Ausscheiden bedeutete gleichzeitig das Ende der Titelträume. Am Sonntag startete Teamkollege Marco Mapelli von Rang 17 in den letzten Saisonlauf, holte sich im Getümmel der ersten Runde einen Reifenschaden und musste einen zusätzlichen Boxenstopp einlegen. Damit gab es erneut keine Punkte. In der Schlussabrechnung liegen Hamilton/Mapelli auf dem dritten Platz der GTS-Fahrerwertung. Autorlando Sport feierte 2012 insgesamt fünf Saisonsiege mit dem 911 GT3 R in der GTS-Klasse, außerdem fünf weitere Podiumsplätze. Je drei davon gingen auf das Konto von Hamilton/Mapelli, die zwei weiteren Klassensiege holten die Italiener Matteo Beretta und Marcello Puglisi. In der GTS-Teamwertung sicherte sich Autorlando damit den zweiten Platz.

Beim Finale der erfolgreichen Sportwagenrennserie waren neben den Stammteams einige Gaststarter im Einsatz, auch mit dem Porsche 911 GT3 R. Am besten schnitten der Ex-Champion des Porsche Carrera Cup Deutschland, Nicolas Armindo, und sein Teamkollege Anthony Beltoise im 911 GT3 R von PRO GT by Philippe Alméras ab. Die beiden Franzosen wurden am Samstag Zweite der GTS-Klasse.