Seitdem ist mir bewusst, dass wir manchmal noch ein bisschen mehr über die Grenzen schauen müssen, um richtig gutes Racing zu sehen. Portugal, Spanien und auch Frankreich sind innerhalb Europas äußerst Offroad-affine Länder. In Frankreich gibt es ein nationales Championat, bei dem in der Hauptsache mit kleinen finanzierbaren Buggies gekämpft wird, und in Spanien und Portugal werden allein für die Weltmeisterschaft drei Läufe ausgerichtet. Die portugiesische Meisterschaft hat alleine noch acht Läufe dazu, und wenn die Saison dann eigentlich vorbei ist, gibt es als Zugabe noch Rennen wie das 24 H Rennen in Fronteira.

Zig Tausende Zuschauer richten sich an der Strecke ein, wie bei uns nur beim 24h Rennen am Nürburgring oder beim Truck Grand Prix, ebenfalls am Ring. Sofas, Lagerfeuer, Camping und Kirmes gehören zu diesem Event dazu. Seit 15 Jahren gibt es dieses Offroad-Rennen rund um die Uhr und die Beliebtheit ist ungebrochen.

Großartige Fahrerlageratmosphäre, Foto: Ellen Lohr
Großartige Fahrerlageratmosphäre, Foto: Ellen Lohr

Leider ist es aber auch in Portugal Anfang Dezember einfach mal kalt und so frieren alle Protagonisten genauso wie bei einem Rennen in der Eifel. Also noch mehr Feuer, nicht nur zum Braten irgendwelcher Tiere, sondern auch zum Aufwärmen zwischendurch. Wobei der gemeine Portugiese selbst bei diesem Wetter (leichter Nieselregen macht's nicht gerade besser) trotz alledem gerne im Schlamm spielt, was sich in unserem Fall dadurch äußert, dass unsere Boxennachbarn nach jedem Outing ihr Auto kärchern und sich und uns damit unter Wasser setzen.

Meine Fahrercrew ist fast die gleiche wie in 2010. Chris Vogler, mein Ex-Teamkollege von diversen Rundstreckenrennen und Bruno Oliveira, der keinen Lauf in seiner Heimat Portugal auslässt, sind wieder an Bord. Darüber hinaus werden wir von einem erfahrenen Rookie unterstützt. Wie das geht? Patrick Hirsch ist auf der Rundstrecke ein echter Tourenwagen und GT Crack, ist aber noch nie ein 24h oder gar Offroad-Rennen gefahren. Doppeltes Debut also.

Wir starten in der seriennahen Klasse und sind damit auf dem Papier rein leistungsmäßig in der langsamsten Klasse unterwegs. Nach dem freien Training zeigt sich aber, dass wir durchaus Chancen haben könnten, relativ weit nach vorne zu fahren. Das Zeittraining fährt dann Chris für uns, der auch morgen den Start übernehmen wird. Er hat sich in den letzten drei Wochen quasi ausschließlich damit beschäftigt, sich Inboard-Aufnahmen von 2010 anzuschauen und kennt die Strecke blind.

Schon der Hinweg war die Reise wert, Foto: Ellen Lohr
Schon der Hinweg war die Reise wert, Foto: Ellen Lohr

Die Belohnung ist ein 34. Startplatz. Wobei ich aus meinen drei Runden freiem Training auch sagen muss, dass man sich enorm schnell wieder erinnert. Das sollte ich auch, denn wie es aussieht, werde ich zusammen mit Patrick die Nachtturns fahren und da ist erst recht Streckenkenntnis gefragt. Zu diesem Zweck dreht Patrick im heutigen Nachttraining auch nochmal eine Runde, denn wie gesagt, es wird das erste Mal sein, dass er nachts mit einem Rennauto unterwegs ist.

Morgen gibt es dann keine Möglichkeit mehr ins Lenkrad zu greifen, eh es um 13:00 richtig losgeht.

Genug Zeit also für die Crew von Dimo Racing, einem deutsch-portugiesischen Team rund um den Teamchef Dinis Mota unseren Nissan perfekt für die 24h-Hatz vorzubereiten. Ich halte euch auf meiner Facebook-Seite mit Zwischeninfos auf dem Laufenden und am Abend gibt es dann mehr Informationen wie gehabt.

Viele Grüße, Ellen