Spätestens seit den Erfolgen von Michael Schumacher stehen die deutschsprachigen Motorsportler wieder ganz hoch im Kurs. Schnelle Fahrer kommen nicht mehr nur aus Brasilien oder Großbritannien, sondern auch aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Beim ersten A1 Grand Prix Wochenende des Jahres 2008 bestätigte sich dieses Bild einmal mehr. Die deutschsprachigen Piloten spielten in Neuseeland die Hauptrollen. Allen voran Christian Vietoris, der nach einer kleinen Auszeit auf ganzer Linie überzeugen konnte. Im Gegenteil dazu Neel Jani und Adrian Zaugg, beide mit schweizer Wurzeln.

Vietoris mit dem Doppel-Null-Status

Nach den schwierigen Wochenenden in Zandvoort und Brünn verlief das vierte komplette A1-Wochenende von Christian Vietoris maßgeschneidert. Mit etwas Anlauf aus Training und Qualifikation ging es am Sonntag ganz nach vorne. Dabei vergaß der Gerolsteiner die guten Sitten nicht: Im Sprintrennen ließ er dem Lokalmatador Jonny Reid den Vortritt. Zu gütig, denn so konnten die Kiwis den ersten Heimsieg einer Nation feiern.

Vietoris zeigte im Verlaufe der beiden Rennen, dass er abwarten kann. Eine Tugend, die Michael Ammermüller vor allem bei seinem ersten Einsatz in Malaysia mehrfach vergaß. Im Sprint übte Vietoris Druck auf den Zweitplatzierten Adrian Zaugg aus, bremste mal spät - aber nie zu spät. Seine Geduld zahlte sich aus. Als Zaugg einen kleinen Fehler machte, schlüpfte der Deutsche innen vorbei. Für den Südafrikaner, der neben Englisch auch fließend Deutsch spricht, sollte es nicht der letzte Fehler bleiben. Wenig später verpasste er erneut den Scheitelpunkt der Kurve und musste mit Loic Duval einen weiteren Konkurrenten ziehen lassen. Für Zaugg hätte es im Sprint - nicht zuletzt wegen der guten Leistung im Zeittraining - locker für einen Podestplatz reichen können. Durch die Fehler reichte es am Ende nur für die goldene Ananas und Platz vier.

Vorgänger Hülkenberg ist schon längst eine Doppel-Null, Foto: A1GP
Vorgänger Hülkenberg ist schon längst eine Doppel-Null, Foto: A1GP

Nachdem er bei seinen ersten beiden Einsätzen in der aktuellen Saison immer wieder Probleme mit dem Auto hatte, lief der Bolide von Christian Vietoris auch im Hauptrennen ohne Schwierigkeiten. Bis auf einen kleinen Rutscher, der mit freundlicher Unterstützung einer Ölspur entstand, absolvierte Vietoris ein fehlerfreies Hauptrennen. Wieder wartete das Talent aus dem Hause Weber klug ab, um dann beim Boxenstopp zuzuschlagen. Seine Mannschaft fertigte ihn mehr als drei Sekunden schneller ab wie die Franzosen Loic Duval und brachte ihn so in Führung.

Danach fuhr Vietoris locker nach Hause. Mit einem Alter von 18 Jahren, neun Monaten und 19 Tagen ist er der jüngste Rennsieger in der A1GP Serie. Deutschland beweist sich damit als wahrer Rekordbrecher. Bisher sind sie die einzige Nation, die mit drei Fahrern erfolgreich sein konnten. Für den Rest der Saison sind übrigens noch genug Statistiken übrig, in denen sich das Team um Willi Weber beweisen kann. Aber eigentlich kann man dem jungen Vietoris schon jetzt den Doppel-Null-Status verpassen, wenn er auch in Zukunft an die tollen Ergebnisse anknüpft.

Beinahe Doppel-Null für die Schweiz

Während man im deutschen Team anstoßen konnte, stießen die Schweizer höchsten mit ihren Köpfen vor die Wand - vor lauter Wut und Enttäuschung. Im Sprint wurde Neel Jani Opfer seines schlechten Startplatzes. In der ersten Kurve kam der Schweizer etwas zu weit nach außen und wurde danach von Alex Yoong überrollt, der keine Chance hatte, eine Kollision zu vermeiden. Im ersten Rennen blieb man damit punktelos. Noch dicker kam es im Hauptrennen. Nach einem perfekten Start, der sich später als zu gut herausstellte, folgte eine Durchfahrtsstrafe. Eine weitere gab es wegen Überholen unter Gelb. Den finalen Höhepunkt setzte Jani selbst. Zunächst fuhr er sich seinen Frontflügel am pakistanischen Heck ab und dann ließ er ein ganzen Pulk vorbei, weil er mit einer Überrundung rechnete - was aber nicht der Fall war. Letztlich blieb nur ein mickriger Punkt für die schnellste Rennrunde.

Mit 28 Punkten gelang Christian Vietoris ein maßgeschneidertes Resultat. In der Gesamtwertung hat Deutschland nur noch 17 Punkte Rückstand auf Neuseeland, die nach dem Sieg im Sprint neuer Tabellenführer sind. Bei noch fünf verbleibenden Veranstaltungen kann der Titel also noch locker verteidigt werden. Frankreich und die Schweiz teilen sich zur Saisonhälfte den zweiten Platz und das mit nur zwei Zählern Rückstand. Somit könnte die Ausgangslage für die beiden australischen Läufe in Eastern Creek spannender kaum sein. Dort sorgte ein gewisser Nico Hülkenberg im letzten Jahr übrigens für einen Doppelsieg...