Nach ihrem Premierensieg in Mugello im September folgten noch zwei Ausfälle und ein fünfter Platz. Sind sie mit der Bilanz der ersten Saison der RaceAlliance dennoch zufrieden?
Karl Wendlinger: Ich bin generell zufrieden, denn man muss sehen, dass es ein rein österreichisches Team ist, das neu gegründet wurde und der Startschuss war erst im Jänner, also relativ spät. Dann war es eine große Leistung des Teams und der Verantwortlichen, das in der kurzen Zeit alles hinzukriegen. Anfang der Saison haben wir uns zwar etwas schwer getan, aber ab dem fünften Rennen in Le Castellet waren wir konkurrenzfähig. Am Schluss war es dann aber schade, als wir in Dubai das ganze Wochenende auf Podiumskurs waren und Philipp Peter in seinem ersten Stint einen Reifenschaden hatte. Also haben wir statt zwei Boxenstopps drei gebraucht. Beim Rennen davor auf dem Adria Raceway waren wir durch eine guten Boxenstrategie eine halbe Minute in Führung und hätten das Rennen locker gewonnen, wenn wir nicht einen Getriebeschaden gehabt hätten. Wenn ich alles netto betrachte, bin ich mit der Saison zufrieden. Es könnten sicherlich mehr Punkte sein, als wir geholten haben.

Der Sieg in Mugello war der Höhepunkt der Saison, Foto: RaceAlliance
Der Sieg in Mugello war der Höhepunkt der Saison, Foto: RaceAlliance

Der Sieg in Mugello war sicher das Highlight der Saison, was waren die bitteren Momente?
Karl Wendlinger: Es hat in dem Sinne keinen bitteren Moment gegeben - es hat ein paar Enttäuschungen gegeben. Der Ausfall in Adria war schade, weil wir dort gewonnen hätten, der Reifenschaden in Dubai war schade, weil wir zumindest Zweiter geworden wären, wenn nicht sogar um den Sieg gekämpft hätten. Dann war da vielleicht noch das 24-Stunden-Rennen in Spa. Das ist der Saisonhöhepunkt und wir hatten mehrere technische Probleme. Bereits nach sechs Stunden hatten wir das erste Mal einen Antriebswellen-Schaden, der uns dann hoffnungslos weit nach hinten geworfen hat. Man kann sagen, Adria, Dubai und das 24-Stunden-Rennen in Spa waren die größten Enttäuschungen.

Ist das Antreten im nächsten Jahr schon gesichert?
Karl Wendlinger: Wir und ich gehen davon aus, dass die RaceAlliance weiterfährt. Das ist auch die Aussage von Teamchef Lukas Lichtner-Hoyer. Er will das Team auf alle Fälle noch ein zweites Jahr fahren lassen. Aber im Moment sind wir gerade dabei, das alles auszusortieren: die Zusammensetzung des Teams, das Material und weiteres.

Billig ist es ja leider auch nicht…
Karl Wendlinger: Nein, es ist leider sehr viel, was man für eine GT-Saison braucht. Aber zu einem großen Teil ist die Geldfrage geklärt.

Woran gilt es jetzt in der Winterpause zu arbeiten?
Karl Wendlinger: An der Vorbereitung des Teams und der Zusammenstellung des Teams auf der Mechaniker-Seite. Sonst sind die nächsten Aufgaben, das Sponsorenpaket zusammenzubekommen, körperliche Vorbereitung und sobald wie möglich Testfahrten.

Wenn sie sich mit den Spitzenteams laut Punktewertung in diesem Jahr vergleichen müssen, wo waren die Unterschiede oder lag es nur an der kurzen Vorbereitung?
Karl Wendlinger: Ich glaube, in den ersten vier Rennen waren wir einfach zu langsam, aber ab dem fünften Rennen waren wir oft schneller oder zumindest gleich schnell wie Phoenix, die auch einen Aston Martin mit den gleichen Reifen fahren und in der Meisterschaft Zweite geworden sind. Der Unterschied waren die ersten vier Rennen und das neue unerfahrene Team. Aber dann haben wir uns auf das Niveau der anderen schnellen Teams gebracht.

Für Karl Wendlinger war der Aston Martin oft genug ein schnelles Auto, Foto: RaceAlliance
Für Karl Wendlinger war der Aston Martin oft genug ein schnelles Auto, Foto: RaceAlliance

In der FIA GT werden ganz spezifische Anforderungen an die Fahrzeuge gestellt. Wie sehen die aus?
Karl Wendlinger: Das Rennformat sind Drei-Stunden-Rennen plus ein 24-Stunden-Rennen in Spa. Das heißt, die Autos müssen standfest sein. Aber auch schnell. Denn selbst wenn es Drei-Stunden-Rennen sind, werden sie wie reine Sprintrennen gefahren. Da gibt es kein taktieren, da wird von der ersten Runde an Vollgas gefahren. Das Auto muss also schnell und standfest sein und ich glaube, das sind die Hauptmerkmale, die so ein Auto haben muss.

Sie fahren mit einem Aston Martin, wo sind da die Unterschiede zu den Maseratis, Lamborghinis, Saleens, Porsches oder Corvettes?
Karl Wendlinger: Die fahrerischen Unterschiede kann ich nur schwer beurteilen, ich kann höchstens den Maserati des letzten Jahres mit dem Aston Martin vergleichen. Der Vorteil des Maserati oder auch des Saleen ist, dass es ein Mittelmotor-Konozept ist und diese Autos auf dem Papier dann immer einen Vorteil gegenüber jenen Autos haben, die den Motor vorne haben - einfach von der Gewichtsverteilung und vom Schwerpunkt her. Der Unterschied zwischen den Autos liegt einfach in der Ausgangslage des Straßenmodells. Und da gibt es eben den Maserati und den Saleen, die Mittelmotor-Autos sind und als Rennwägen damit einfach mehr prädestiniert sind, als Autos, die den Motor vorne haben. Daher kommt dann teilweise der Unterschied in der Performance oder in den Rundenzeiten.

Dazu muss ich aber auch sagen, dass der Aston Martin in diesem Jahr oft genug ein schnelles Auto war und dass es der Sinn des FIA GT-Reglements ist, dass die Autos in gewisser Weise angeglichen werden. Die Leute der FIA gehen beispielsweise beim Maserati davon aus, dass er schneller ist, weil der den Motor hinten hat, also muss er mit etwas mehr Gewicht und einem etwas kleinerem Heckflügel fahren. Mit solchen Maßnahmen versucht die FIA, die Serie von den Autos her auszugleichen, damit jedes Auto, das mitfährt, auch Siegchancen hat.

Wenn über den Winter alles nach Plan läuft, was erwarten Sie sich dann für die kommende Saison?
Karl Wendlinger: Die Erfahrung, die wir in diesem Jahr gesammelt haben, umzusetzen und dort weiterzumachen, wo wir in den letzten Rennen waren. Das bedeutet, von Anfang an um Podiumsplatzierungen mitfahren.