Roland Kussmaul, der ehemalige Renningenieur, Testfahrer, Renn- und Rallyefahrer der Porsche AG, feiert heute, am 27. September 2023, seinen 80. Geburtstag.

Vier Jahrzehnte lang hat Kussmaul bei der Porsche AG gearbeitet. Er startete bei Langstreckenrennen und Rallyes, verantwortete Renneinsätze, entwickelte, testete und optimierte. Bodenständigkeit und Akribie zeichneten den rasenden Ingenieur stets aus. Seine Vielseitigkeit hat ihn bis heute unvergessen gemacht.

Porsche-Motorsportchef: "Kussmaul ist ein Vorbild für uns"

"Wir gratulieren Roland Kussmaul zu seinem Geburtstag und danken ihm für seinen unermüdlichen Einsatz über vier Jahrzehnte bei Porsche", sagt Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport. "Mit seiner Zielstrebigkeit, seinem unternehmerischen Denken und dem Mut, neue Dinge zu wagen, ist er ein Vorbild für uns. Er steht für Eigenschaften, die heute vielleicht mehr als jemals zuvor gefordert sind."

Kussmaul wird am 27. September 1943 in Ludwigsburg geboren. Er studierte Maschinenbau an der Universität Stuttgart und arbeitete ab dem 01.07.1969 bei Porsche - zu Beginn als Ingenieur. Zwei Jahre später wechselte er bei Porsche als Testpilot in die Abteilung Fahrversuch. Seine nächste Station war die Rennabteilung.

"Peter Falk (früherer Porsche-Rennleiter, d. Red.) hat meinen Chef gefragt, ob ich einer wäre, der sich um die Entwicklung von Stoßdämpfern kümmern könnte", erinnert sich Kussmaul an das Jahr 1974. Dieser stimmte schnell zu und so übernahm er auch die Fahrversuche mit dem 911 Carrera.

Roland Kussmaul mit Walter Röhrl
Roland Kussmaul mit seinem Weggefährten Walter Röhrl, Foto: Porsche AG

Kussmaul und die Afrika-Rallye

1978 ist Kussmaul als Technischer Leiter bei der East African Safari Rallye dabei. "Das Rallyefahren hat mich sofort fasziniert, weil es kein kompromissloser Motorsport ist. Es gibt sozusagen kein vorzeitiges Ende wegen eines Materialschadens. Wenn etwas kaputt geht, repariert man es. Dieses Improvisieren mit einer Situation, die sich ohne Ankündigung auftut, hat mich von Anfang an begeistert", sagt Kussmaul, der sich auch mit Rallye-Legende Björn Waldegard das Cockpit teilte.

"Björn hat mir so viel beigebracht. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir über einen Fluss gesprungen sind. Der war etwa 15 Meter breit und wir wussten nicht, wie tief er wird. Björn meinte: 'Wir probieren das jetzt mal. Du musst auf dem Gas bleiben, sodass der Bug oben bleibt'. Und dann sind wir, wie ein Stein, den man als Kind ganz flach über die Wasseroberfläche schmeißt, dreimal aufgesetzt - und schon waren wir drüben."

Roland Kussmaul sitzt selbst am Steuer eines Renn-Porsche
Roland Kussmaul saß lange auch selbst am Steuer, Foto: Porsche AG

Kussmauls steile Porsche-Karriere im Rennsport

Als Projekt- und Einsatzleiter für die Deutsche Rallye Meisterschaft ist der gebürtige Baden-Württemberger im Jahr 1981 tätig. Innerhalb von zwei Monaten baute Kussmaul den 924 Carrera GTS für Walter Röhrls Teilnahme an der DRM auf.

Von 1984 bis 1986 hatte er den Posten als Projekt- und Einsatzleiter bei der Rallye Paris Dakar inne. 1986 belegte Kussmaul bei der legendären Wüsten-Rallye in einem Porsche 959 als Servicewagen startend, den hervorragenden sechsten Platz.

Ab 1987 ist Kussmaul als Projektleiter der Cup-Fahrzeuge tätig und verantwortet die technische Entwicklung folgender Fahrzeuge: 911 RS und RSR (964), 911 GT2 (993), 911 GT3 (996), 911 GT2 (996), 911 GT3 RS (996) und Carrera GT. Außerdem ist er Test- und Entwicklungsfahrer aller Fahrzeugtypen in Weissach. So testete er im Fahrversuch auch den 908/03 im Dauerlauf.

Roland Kussmaul mit Porsche
Le Mans 1987: Roland Kussmaul (links) zusammen mit Peter Falk (rechts) und Kees Nierop, Foto: Porsche AG

24h Nürburgring: Für Kussmaul ein besonderes Rennen

Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring hatte für Kussmaul einen besonderen Stellenwert, als Renningenieur bei Werkseinsätzen, mit unterstützender Arbeit für Kundenteams, aber auch als Rennfahrer. So saß er 1991 im Porsche Carrera 2 der Porsche AG und belegte mit US-Trio Johnny Unser, seinem Cousin Robby und dem 24h-Daytona- und ALMS-Gesamtsieger Elliott Forbes-Robinson Rang 14 unter 180 Startern.

Im Jahr darauf unterstützte Kussmaul in einem privat eingesetzten Porsche Carrera Walter Röhrl, Andreas Bovensiepen und Georg Memminger und erzielte mit Platz neun bei insgesamt 182 Startern sein bestes Resultat bei dem Eifelmarathon.

Nach 40 Jahren bei Porsche verabschiedete er sich am 31.12.2009 in den Ruhestand. Seitdem steht er dem Stuttgarter Sportwagenhersteller beratend zur Seite sowie der Abteilung Porsche Heritage und Museum als Zeitzeuge und Interviewpartner zur Verfügung.

Roland Kussmaul 2018 zu Besuch bei Timo Bernhards Porsche-Team, Foto: ADAC GT Masters
Roland Kussmaul 2018 zu Besuch bei Timo Bernhards Porsche-Team, Foto: ADAC GT Masters

Kussmauls Weggefährten gratulieren bei Motorsport-Magazin.com

Walter Röhrl, ein großer Fan von Kussmaul: "Roland ist Mechaniker, Ingenieur und Fahrer in Personalunion. Ein absolutes Genie, der für Porsche unfassbar viel getan hat. Die 20- jährige Zusammenarbeit mit ihm war definitiv ein Höhepunkt meines Lebens. Ich kenne niemanden, der so ein guter Schrauber, Ingenieur und Autofahrer ist. Kussmaul ist ein sehr bescheidener Mensch. Das, was er machte, hatte immer Hand und Fuß. Für mich ist es ein Glücksfall gewesen, ihn kennengelernt zu haben. Roland hat großen Anteil am Mythos Porsche. Neben Gesundheit wünsche ich ihm, dass er seinen jugendlichen Elan und sein spitzbübisches Wesen weiterhin behält."

Olaf Manthey: "Roland Kussmaul ist für mich eigentlich der Porsche-Mann schlechthin. Von ihm habe ich viel gelernt, sowohl was die Technik der Rennfahrzeuge als auch den Umgang mit den Fahrern angeht. Kennengelernt haben wir uns 1992 als er beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, wo ich mit Walter Röhrl und "Strietzel" Stuck gefahren bin, und auch beim 24-Stunden-Rennen in Spa unser Fahrzeugingenieur war. Er war immer sehr pragmatisch, offen und hatte sehr viel Wissen, von dem ich in den folgenden Jahren profitieren konnte. Auch bei den 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, die wir (Manthey Racing, d. Red.) gemeinsam gewonnen haben, war er mir eine große Hilfe. Zu seinem Geburtstag gratulieren Renate (Mantheys Ehefrau, d. Red.) und ich ihm ganz herzlich und wünschen ihm viel Gesundheit, noch ein langes Leben und Glück auf all seinen Wegen."

Hans-Joachim Stuck (u.a. Porsche-Werksfahrer und heutige Markenbotschafter des Volkswagen-Konzerns): "Roland ist ein fantastischer Ingenieur, der auch selbst ein erfolgreicher Rennfahrer war. Deshalb konnte er seine persönlichen Erkenntnisse auch sehr gut in die Entwicklung einbringen. In meinen vielen Jahren, in denen ich als Rennfahrer aktiv war, gehörte Roland zu den besten drei Renningenieuren, mit denen ich zusammengearbeitet habe, so beispielsweise bei meinen Le-Mans-Siegen. Auch menschlich war er eine coole Socke, der jeden Spaß mitgemacht hat."

Jürgen Pippig (langjähriger Wegbegleiter als Pressechef bei Porsche Motorsport): "Roland Kussmaul ist ein Juwel für Porsche, der das Understatement von Porsche und die Philosophie des Sportwagenherstellers am Lebensstil verkörpert. Es gibt wohl keinen Techniker, der so viel über den 911 und seine verschiedenen Modell- und Rennvarianten weiß. Kussmaul war ein Experte gleichermaßen für Rallye- und Renneinsätze von Porsche. Er hat auch viele junge Fahrer gefördert und sie dabei zum Profi-Rennfahrer entwickelt. Für mich ist Roland Kussmaul ein Vorbild, das mit seinen unglaublichen Leistungen im Motorsport überzeugte."