Timo Glock gegen Lucas di Grassi. Das Duell um die Krone der GP2 Serie spitzt sich zu. Die Entscheidung wird in den verbleibenden vier Rennen fallen, vielleicht sogar schon früher. Mit elf Punkten Vorsprung reist Glock nach Spa-Francorchamps. Auf der Ardennen-Achterbahn könnte der Hesse den Titelgewinn perfekt machen. Die Aufgabe ist zwar nicht einfach, aber auch nicht unlösbar. Glock müsste mindestens neun Punkte mehr holen als Di Grassi - dann könnte der Brasilianer maximal noch gleichziehen. Dieses Kunststück brachte der iSport-Pilot schon zweimal fertig. Zuletzt in den beiden Rennen von Monza.

Im Kampf um den Titel wird mehr entscheiden als nur die fahrerischen Fähigkeiten. Wer hat mehr Erfahrung? Welches Auto wird besser abgestimmt? Auch die Teamkollegen werden eine wichtige Rolle spielen. Nicht zu vergessen: Man braucht auch das gewisse Quäntchen Glück. Das war im bisherigen Saisonverlauf meist auf der Seite des Herausforderers. Während Timo Glock immer wieder ausfiel, schien das Auto von Lucas di Grassi keinen Schaden zu nehmen. Erst in Monza wendete sich das Blatt. Doch wer weiß, wie es in Belgien aussieht?

Ebenso ungewiss ist die Frage nach dem besseren Material. Auch hier wird die Tagesform entscheiden. Das britische Team iSport schien zwar oft das bessere Auto zu haben, aber eine Garantie auf ein perfektes Resultat ist das noch lange nicht. Zudem wurde im letzten Jahr nicht in Spa gefahren, die Karten werden also neu gemischt. Hier könnte sich die Erfahrung von Timo Glock ausspielen. Der 25-jährige fuhr schon in der amerikanischen Champ Car Meisterschaft und sogar in der Formel 1. Di Grassi ist dagegen noch grün hinter den Ohren. Der ART-Pilot kam im letzten Jahr aus der Formel 3 in die GP2 Serie.

Ein weiterer wichtiger Faktor werden die Teamkollegen sein. Sébastien Buemi stellte schon vor dem Lauf in Monza klar: "Wenn Lucas di Grassi hinter mit fährt, lasse ich ihn vorbei." Im königlichen Park setzte er sein Vorhaben gleich in die Tat um. Im Sprintrennen stand er seinem Teamkollegen bei der Aufholjagd nicht im Weg. Bei iSport waren die Fronten nicht so schnell geklärt. Zunächst wollte Andreas Zuber sich nicht überzeugen lassen. Doch mittlerweile sollte auch der Österreicher voll auf der Seite von Timo Glock stehen. Alles andere würde keinen Sinn machen.

Ob der Titel wirklich schon vergeben wird, zeigt sich erst am Sonntag, wenn die Fahrer am Ende des Sprintrennens abgewunken werden. Eigentlich wäre es richtig schade, wenn die Entscheidung schon in wenigen Tagen fallen sollte. Denn andernfalls könnte man einem spannenden Finale in Valencia entgegen fiebern.