Der Saisonauftakt in der Formel BMW war für mich ein erfolgreicher, der mir zuerst überhaupt keinen Spaß gemacht hat. Ich war im Vorfeld des Wochenendes ziemlich nervös. Das ist für mich recht ungewöhnlich, denn normalerweise bin ich vor einem Rennwochenende überhaupt nicht nervös, sondern freue mich darauf. Aber dieses Mal hat es viel mehr im Bauch gekribbelt als sonst, weil ich bei den offiziellen Tests gut unterwegs war. Erst als es im Training und Qualifying gut begonnen hat, habe ich selber auch geglaubt, dass ich es wirklich kann. Auch die Stimmung im Team war dann sehr gut. Zwar haben wir uns im ersten Qualifikationstraining mit dem Reifendruck vertan und im zweiten war mir der Verkehr im Weg, dennoch sind die Startplätze zwei und drei herausgesprungen.

Trotzdem war ich beim Vorstart des ersten Rennens dann wieder extrem nervös. Das war das erste Mal, dass ich in der Formel BMW aus der ersten Reihe gestartet bin und ich war mir nicht ganz sicher, wie Marco Wittmann aufgestellt war. Dank einer guten Arbeit mit meinem Ingenieur am Vortag und dem Umstand, dass ich am Vormittag noch die Pedalpositionen - also Bremse und Kupplungsweg - richtig eingestellt habe, bin ich aber sehr gut weggekommen und in Führung gegangen. Danach habe ich dann nur noch gehofft, dass das Rennen so schnell wie möglich zu Ende geht.

Es hat aber ewig gedauert. Die ersten zwei, drei Runden waren wirklich schlimm, denn ich wusste nicht, was Wittmann machen würde und dann habe ich eine Zeit gebraucht, bis ich meinen Rhythmus gefunden habe. Ab der sechsten Runde habe ich jede einzelne runtergezählt, weil es mir so lange vorgekommen ist. Es ist wirklich nicht einfach, vorne weg zu fahren und die Pace zu machen. Im Kart ist mir das nie so schwer gefallen. In den letzten beiden Runden habe ich gesehen, dass sich die beiden hinter mir bekriegt haben und dann habe ich Tempo rausgenommen, denn ich wollte gar nicht herausfinden, was das Team mit mir anstellt, wenn ich das Auto noch weggeschmissen hätte.

Die Siegerehrung war ein bewegender Moment für Philipp, Foto: BMW
Die Siegerehrung war ein bewegender Moment für Philipp, Foto: BMW

Nach dem Zieleinlauf ist mir ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Nicht nur wegen des Rennens, sondern weil ich mir das hart erarbeitet habe und auch weil das Team über den Winter so hart gearbeitet hat. Ich habe mich mental wie körperlich wirklich akribisch vorbereitet und der Sieg war so eine große Erlösung; das lässt sich nur schwer in Worte fassen. Wie ich ja schon nach dem Rennen gesagt habe, es war ungewöhnlich für mich, auf dem Podest die österreichische Hymne zu hören. Denn als ich in Italien gefahren bin, da hatten sie die nie parat - da wurde dann meistens die italienische gespielt. Das war für mich ein wirklich bewegender Moment. Dort oben zu stehen und das Team jubelt einem zu, das war etwas ganz Besonderes.

Lauf zwei war dann etwas durchwachsen. Ich hatte zwar den besten Start und hätte auch fast die Spitze übernommen, doch Jens Klingmann hat seinen ersten Platz gut verteidigt. Ich wollte aber keinen Ausfall riskieren, vor allem weil mir mein Ingenieur mit auf den Weg gegeben hat, dass man Meisterschaften mit Punkten gewinnt und nicht mit Siegen. Danach wurde es chaotisch. Ein Teamkollege von mir hat Kühlflüssigkeit verloren und obwohl ich gesehen habe, dass Jens schon Probleme hatte, bin ich auf das Gras gekommen. Ich war Fünfter, konnte aber wieder auf Platz drei nach vorne fahren. Dann fuhr auch der Zweitplatzierte raus, weil mein Teamkollege mit der fehlenden Kühlflüssigkeit in weiterer Folge einen Motorschaden hatte und Öl über die ganze Strecke verteilte. Also wäre ich eigentlich Zweiter gewesen, doch das Rennen wurde wegen der Ölspur abgebrochen und das Ergebnis der Runde davor gewertet, als ich noch Dritter war.

Trotzdem, ich kam zwei Mal auf das Podium - das ist schon mehr als im gesamten Vorjahr - und führe in der Meisterschaft, also kann man das als guten Auftakt einstufen, glaube ich. Bis zum nächsten Rennen in eineinhalb Wochen heißt es jetzt einfach weiterarbeiten, wie vor dem ersten Rennen - mental wie körperlich. In diesen Bereichen habe ich auch wirklich starke Fortschritte gemacht. Ich habe mich zwar schon am Ende der Vorsaison für Siege bereit gefühlt, war aber im mentalen Bereich noch nicht so weit, um das umzusetzen. Jetzt bin ich viel ruhiger und reifer und behalte auch die Nerven, wenn es nicht so gut geht. Ich nehme mir auch die Informationen von Teamchef Peter Mücke und den Ingenieuren viel mehr zu Herzen wie im Vorjahr. Ich glaube, das macht mich auch schnell - egal wie nervös ich auch sein mag.