Der erste DTM-Lauf auf türkischem Boden wirft seine Schatten voraus: Bereits auf dem Istanbul Speedpark könnte die Meisterschaftsentscheidung zu Gunsten Mattias Ektröms fallen - wenn der Schwede gewinnt und Meisterschaftsrivale Gary Paffett außerhalb der Punkteränge bleibt. Abgesehen von der noch als vergleichsweise unwahrscheinlich einzustufenden Titelentscheidung bietet der Istanbul Speedpark genügend andere Reize. Bereits wenige Monate nach dem Debüt des ersten türkischen Kurses von internationalem Rang hat sich die 5,338 Kilometer lange Strecke den Ruf eines "neuen Spa-Francorchamps" erworben.

Derweil darf Audi beim Türkei-Debüt auf - wenn auch nicht direkt übertragbare - Daten der Konzernschwester Seat bauen, die den Speedpark bereits in der WTCC kennen lerne durfte. Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich äußert sich erwartungsfroh: "In der Türkei erwartet uns eine tolle und interessante Strecke. Ich bin überzeugt, dass die beiden Jungs, die um die Meisterschaft kämpfen, auch dort wieder untereinander ausfahren müssen, wer ein Pünktchen weiter vorne oder weiter hinten ist."

Abt

Nachdem man sich auf der bisherigen "Mercedes-Strecke" EuroSpeedway Lausitz überraschend stark präsentierte und die Stuttgarter Konkurrenz hinter sich ließ, braucht man sich bei Abt mit Blick auf den Istanbul Speedpark keine übertriebenen Sorgen ob einer Unterlegenheit des aktuellen A4 DTM zu machen - im Gegenteil: Der türkische Kurs gilt nicht als Highspeed-Strecke, die die topspeedstarken Mercedes C-Klassen bevorteilen könnte.

Dass der Istanbul Speedpark ebenso wie Spa-Francorchamps als Berg- und Talbahn sowie als vergleichsweise lang bekannt ist, dürfte zwar angesichts des Maximalgewichts der Abt-Audi von 1.070 Kilogramm im Vergleich zu den leichten Opel einen deutlichen Nachteil darstellen - Meisterschaftsrivale Mercedes hat unterdessen allerdings mit demselben Problem zu kämpfen. So dürfte für Titelanwärter Mattias Ekström lediglich der Umstand, dass in Istanbul gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird, die Euphorie bremsen: Nach der defekten Servolenkung auf dem EuroSpeedway und entsprechendem Muskelkater wartet auf die Muskulatur des Schweden eine erneute Herausforderung...

Mattias Ekström (Audi Sport Team Abt Sportsline #1)
"Ich kenne die Strecke in Istanbul nur aus dem Fernsehen. Sie macht einen guten Eindruck. Es gibt offenbar sehr schnelle, aber auch langsamere Passagen. Unser Audi A4 wird auch dort konkurrenzfähig sein. Die Fans dürfen sich auf ein weiteres sehr spannendes DTM-Rennen freuen."

Mattias Ekström könnte bereits in Istanbul den Titel verteidigen, Foto: Sutton
Mattias Ekström könnte bereits in Istanbul den Titel verteidigen, Foto: Sutton

Martin Tomczyk (Audi Sport Team Abt Sportsline #2)
"Auf die Türkei freue ich mich sehr und möchte dort auf jeden Fall aufs Treppchen. Einige türkische Freunde aus Rosenheim fliegen mit mir zum Rennen und werden kräftig die Daumen drücken. Mit der Verständigung werde ich in Istanbul dank ihrer Hilfe jedenfalls keine Probleme haben..."

Tom Kristensen (Audi Sport Team Abt #5)
"Während des Formel 1-Rennens habe ich als Experte für das dänische Fernsehen gearbeitet und dabei die Strecke studiert. Sie scheint einen guten Mix aus langsamen Ecken, blinden Kurven und natürlich dem extrem schnellen Turn 8 zu bieten. Ich bin schon gespannt darauf, wie sich der A4 dort verhält."

Allan McNish (Audi Sport Team Abt #6)
"Ich denke, dass Istanbul ein sehr eindrucksvolles DTM-Rennen wird. Die Strecke ist ziemlich schnell und hat einige schwierige Kurven, die mit einem DTM-Auto recht tricky sein dürften. Generell scheint die Strecke flüssig zu sein und eine ähnliche Charakteristik wie Spa zu haben. Es ist schön, bei der DTM-Premiere in der Türkei dabei zu sein."

Hans-Jürgen Abt (Teamchef Audi Sport Team Abt Sportsline)
"Istanbul wird besonders interessant, weil jeder dieselben Voraussetzungen hat. Es ist dort noch niemand gefahren. Wenn man sieht, wie die DTM-Rennen laufen, kann man generell keine Vorhersagen machen. Es muss einfach alles passen, so wie zuletzt bei uns auf dem EuroSpeedway. Wir kommen mit einem Punkt Vorsprung nach Istanbul – und mindestens den wollen wir dort auch behalten."

Joest

Kam man bei Joest-Audi bei den bisherigen Strecken stets in den Genuss des Vorteils, noch aus dem vergangenen über Set-up-Daten für den A4 des Jahrgangs 2004 zu verfügen, so muss auch Joest diesmal bei Null anfangen. Nach drei Nullrunden in Folge dürstet das bis zum Norisring noch so überraschend erfolgreiche Team nach weiteren Meisterschaftspunkten - und darf angesichts der Streckencharakteristik des Istanbul Speedparks durchaus zuversichtlich gestimmt sein:

So gebietet es einerseits die Länge der Strecke, dass sich der Gewichtsvorteil der Jahreswagen insbesondere in Qualifying und Super Pole bezahlt machen könnte. Andererseits erfordert der Kurs in Istanbul ein vergleichsweise hohes Abtriebsniveau, womit sich der A4-Jahreswagen wieder einmal in seinem Metier befinden dürfte.

Christian Abt (Audi Sport Team Joest Racing #14)
"Ich hatte noch nie ein Problem, mich auf einer neuen Strecke schnell zurechtzufinden. Mit ihren schnellen und langsamen Passagen sollte mir die Strecke liegen. Ich möchte in Istanbul endlich wieder Punkte holen und vor allem Heinz Harald (Frentzen) wieder hinter mir lassen."

Christian Abt möchte drei Nullrunden in Folge vergessen machen, Foto: Sutton
Christian Abt möchte drei Nullrunden in Folge vergessen machen, Foto: Sutton

Pierre Kaffer (Audi Sport Team Joest Racing #15)
"Auf Istanbul freue ich mich tierisch. Ich war noch nie da, habe mir aber die Formel 1-Übertragung angeschaut, um den Streckenverlauf kennen zu lernen. Man hat ja auch viel über die Strecke gelesen. Wenn das wirklich alles so ist, sollte mir die Rennstrecke entgegen kommen."

Rinaldo Capello (Audi Sport Team Joest #18)
"Ich kenne Istanbul nur aus dem Fernsehen. Die Strecke sieht sehr interessant aus und erinnert mich an Spa, Nürburgring und Brünn. Solche Rennstrecken gefallen mir. Noch wichtiger für mich ist aber, dass Istanbul für alle neu ist und alle auf demselben Level anfangen. Es wird höchste Zeit für meinen ersten DTM-Punkt."

Frank Stippler (Audi Sport Team Joest #19)
"Istanbul ist für uns Neuland und damit eine echte Abwechslung. Auch ich kenne den Kurs wie meine Kollegen nur von der TV-Übertragung des Formel 1-Grand Prix. Die Strecke scheint anspruchsvoll zu sein, es geht hoch und runter. Ich hoffe, dass ich dort gut klar komme."

Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest)
"Das Schöne ist, dass in Istanbul zum ersten Mal alle 20 Fahrer Neuland betreten. Ich bin gespannt, wie sich das auswirkt. Ich hoffe, dass es für uns ein Vorteil ist. Unser Ziel ist, Christian (Abt) wieder an Heinz-Harald (Frentzen) vorbei zu bekommen und Mattias (Ekström) in der Meisterschaft ein bisschen zu helfen. Vielleicht kommt dann endlich einmal mehr als ein Punkt Vorsprung heraus."