"Es gibt ein ganz deutliches Zeichen dafür, ob man mit einer Idee richtig liegt oder nicht. Das ist die Reaktion und Resonanz der Zuschauer. Die haben uns, nicht nur im letzten Jahr gezeigt, dass wir auf einem sehr guten Weg sind", bewertet der ITR-Vorsitzende Hans Werner Aufrecht das Konzept der DTM in Bezug auf die Zuschauerfreundlichkeit. Aufrecht argumentiert dabei mit steigenden Zuschauerzahlen. "Insgesamt verfolgten 769.000 Besucher die DTM. Das ist eine Steigerung von 21 Prozent zum Vorjahr", rechnet der AMG-Gründer vor.
Doch wir lassen nicht nur die nackten Zahlen sprechen. Für den zweiten Teil unseres Tests "Wie zuschauerfreundlich ist die DTM?" holte motorsport-magazin.com-Redakteur Wolfgang André Schmitz am Nürburgring ausgiebig die Meinungen der Fans ein. Was denken die Fans vor Ort über die Zuschauerfreundlichkeit? Wird ihnen auch abseits rasender DTM-Boliden ein attraktives Programm offeriert? Stimmt das Preis-/Leistungsverhältnis?
"Super ist das hier! Alles zum Anfassen, optimal! Besser kann's nicht sein, auch für die Kinder", brüllt ein enthusiastischer Rheinländer gegen den Lärm der DTM-Boliden an. Seine Gattin, wenn auch durch den Geräuschpegel etwas gequält dreinschauend, nickt zustimmend. Bejahen kann dies wenig später auch eine gut gelaunte Saarländerin mit farbenfroher Abt-Audi-Kopfbedeckung. "Sehr gut, also man kommt an die Leute ran, man bekommt viel geboten", lobt sie explizit den Auftritt der Fahrer und Teams.
Positiv äußert sich auch ein Aachener, sieht allerdings zugleich eher wundersame Zusammenhänge: "Super Freundlichkeit, ist auch ein bisschen wetterbedingt, oder?" Droht also an einem eher verregneten Nürburgring-Wochenende die Unfreundlichkeit der DTM-Protagonisten? Er verneint und gibt seine Meinung zum Auftritt der Stars kund: "Find ich ok, so zugänglich wie die Leute hier sind, anders als in der Formel 1." Also doch keine Frage des Wetters...
Der meteorologisch angehauchte Fan bleibt mit dieser Einschätzung nicht allein: Ein beträchtlicher Anteil der erdrückenden Mehrheit, die der Fanfreundlichkeit der DTM generell gute Noten erteilt, hebt ebenso den Vergleich zur Formel 1 hervor. "Ich bin jetzt nicht bei allzu vielen anderen Rennserien, aber die DTM ist mit Sicherheit viel, viel zuschauerfreundlicher als die Formel 1", erklärt ein Siegburger. Ein Jean-Alesi-Fan: "Ich kenn's halt nur von der Formel 1, da ist das hier besser, freundlicher." Ein Frankfurter stimmt ein: "Bei einem Formel-1-Rennen fühlt man sich ja fast schon unerwünscht, wenn man das mit dem Auftritt der DTM vergleicht."
Auch die weniger redseligen Fans drücken der Zuschauerfreundlichkeit DTM ihr Lob, wenn auch recht kompakt formuliert, aus; von "Sehr gut, der Zugang hier, alle Sachen, ganz gut" über "Sehr gut, doch" bis "Ja, was soll ich sagen, sehr zufrieden bin ich, ist in Ordnung." Als "ganz in Ordnung", "sehr gut" oder gar "Toll!" wird auch das Preis-/Leistungsverhältnis empfunden - angesichts der positiven Resonanz zur Leistung sowie beim Anblick der Preislisten für Tribünenplätze keine Überraschung. Den Vergleich zur "alten" DTM der 80er- und 90er-Jahre können derweil nicht alle ziehen: Ein großer Teil der Befragten befasst sich erst seit ihrem Comeback im Jahre 2000 genauer mit der DTM und ist seither hin und wieder auch live dabei.
Anklang finden teils auch die zahlreichen Rahmenserien, die am Nürburgring von den Formel-Serien Formel BMW ADAC und der Formel 3-Euroserie bis hin zu den geschlossenen Rennboliden des VW Polo Cups, des Seat Léon Supercopas und des Porsche-Cups reichten. Zwar fand sich kaum ein Zuschauer, der speziell wegen einer jener Rahmenserien die größtenteils zwischen 100 und 200 Kilometer betragende Anreise auf sich nahm; neben rheinisch gefärbten Antworten wie "Interessiert misch nit" wurde teilweise jedoch durchaus Interesse bekundet: "Wenn wir dazu kommen, sehen wir uns auch vieles davon an."
Verbesserungspotenzial oder Kritik fiel den Befragten derweil recht selten ein. Ein Badenser, der über die Zuschauerfreundlichkeit mit "Verschieden, einmal so und einmal so" ein vergleichsweise negatives Urteil fällt, kritisiert die Preisentwicklung: "Wird immer teurer", ergänzt somit nicht ganz unlogisch "vorher war es billiger", gibt dann aber zu: "Insgesamt gehen die Preise aber nach wie vor in Ordnung". Eine gegenläufige Entwicklung beobachtet er beim Auftritt der Fahrer und Teams: "Das ist besser geworden, war früher nicht so gut, aber ist besser geworden."
Auch ein Bayer sieht nur wenig Kritikwürdiges: "Ja, im Grunde ganz in Ordnung, das Einzige, was mich stört, ist: Letztes Jahr war es so, dass man samstags ins Fahrerlager durfte, aber das ist heuer nicht mehr so." Womit er allerdings nicht ganz richtig liegt; darf man doch - mit entsprechendem Extra-Ticket - auch samstags und sonntags nach wie vor ins Fahrerlager. Der Gattin eines kurioserweise mit BMW sympathisierenden DTM-Fans, der die Fanfreundlichkeit der DTM als "gut, sehr gut" deklariert, fällt zur Frage nach Verbesserungen lediglich ein: "Parkplätze, aber sonst..."
Und so mochte nicht nur dieser Opel-Fan nicht nach dem Haar in der offenbar gut bekömmlichen DTM-Suppe suchen: "Letzten Endes; wenn man will, kann man immer meckern, aber ist schon mehr als in Ordnung, was da geboten wird."
Somit: Alles bestens? Nicht ganz, folgt doch mit dem werksseitigen Opel-Ausstieg im kommenden Jahr möglicherweise ein Rückschlag, auf Grund dessen vielmals ein Popularitätsverlust der DTM befürchtet wird. Doch ist dem wirklich so? Lesen Sie demnächst, wie sich die Fans zur Opel-Thematik und anderen sportlichen Fragestellungen äußerten - lernen Sie die Fans vor Ort als DTM-Experten kennen...
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