Alfa Romeo, Rover, Volvo, Volkswagen oder eben Opel: Anfang der 1980er Jahre, als die DTM aus der Taufe gehoben wurde, kämpften weit mehr Hersteller und Fahrer um Siege als dies heutzutage der Fall ist. Als der Startschuss im Jahr 1983 fiel, hieß die DTM noch DPM (Deutsch Produktionswagen-Meisterschaft). Die Macher der neuen Tourenwagen-Meisterschaft verzichteten auf eine Einteilung in Klasse. Die Chancengleichheit wurde durch Zusatzgewichte und verschieden breite Reifentypen gewährleistet. Opel blieb der DTM bis ins Jahr 2005 treu, als man sich nach anhaltender Erfolglosigkeit und wegen zu hoher Kosten aus der Meisterschaft verabschiedete.

Anlaufschwierigkeiten

Die Erfolge von Opel waren in den 1980er Jahren überschaubar. Lediglich ein Podestplatz sprang für den Rüsselsheimer Hersteller heraus. Beim Westfalenpokal-Rennen im belgischen Zolder überquerte Jürgen Fritzsche im August 1984 mit seinem Opel Kadett GTE als Dritter die Ziellinie. Dennoch sammelte er fleißig Punkte und schaffte es in der Endabrechnung unter die Top-10. Opel stellte sich breit auf und versuchte mit unterschiedlichen Modellen wie dem Manta GTE, dem Ascona B oder dem bereits erwähnten Kadett GTE Erfolge einzufahren.

Alexander Wurz 1995 im Rahmen der ITC, Foto: Sutton
Alexander Wurz 1995 im Rahmen der ITC, Foto: Sutton

Doch mehr als die Sympathien der DTM-Fans konnte Opel nicht gewinnen. 1988 setzten die Rüsselsheimer nur noch auf den Kadett und 1990 sollte es der Omega 3000 24V richten. Es sollte allerdings bis 1994 dauern, bis ein Aufwärtstrend erkennbar wurde. Doch zuvor gab es eine einschneidende Veränderung in der DTM: Mit der Einführung der Klasse 1 begann 1993 eine neue Ära in der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft. Damit waren Zusatzgewichte, Reifenbreiten und Co. vom Tisch. Jeder Hersteller sollte die gleichen Voraussetzungen haben. Der Calibra V6 kam erst zum Saisonfinale auf dem Hockenheimring zum Einsatz.

Die ersten Früchte erntete eine ehemaliger Formel-1-Weltmeister 1994. Mit dem Opel Calibra V6 landete Keke Rosberg gleich beim zweiten Rennen am Hockenheimring auf dem Podium. Marken- und Teamkollege Manuel Reuter bestätigte mit Rang vier den starken Eindruck. Es folgten weitere Podestplätze und ein Sieg von Reuter beim Gastspiel in Donington, doch der endgültige Durchbruch folgte erst ein Jahr später.

Erneut war es das zweite Rennen beim Saisonauftakt in Hockenheim, bei dem es ein Opel aufs Podium schaffte. Dem damals amtierenden Champion Klaus Ludwig gebührte die Ehre, den es nach seinem Titelgewinn von Stuttgart nach Rüsselsheim zog. Ludwig gelangen bei 14 Rennen im Rahmen der DTM fünf Top-5-Platzierungen. Beim Saisonfinale am Hockenheimring gewann er sogar beide Rennen. Die Belohnung: Platz drei in der Gesamtwertung.

Alexander Wurz im Opel Calibra V6, Foto: Sutton
Alexander Wurz im Opel Calibra V6, Foto: Sutton

Bereits 1995 lief die ITC (International Touring Car Championship) parallel zur DTM, ein Jahr später war zunächst Schicht im Schacht für die nationale Rennserie. Im Rahmen der ITC wurden Rennen in Europa, Südamerika und Asien ausgetragen. Durch die Internationalisierung schwand das Interesse an der ITC in Deutschland und die Tourenwagen-Fans wünschten sich die DTM zurück. Opel war im zweiten Jahr der ITC gut aufgestellt. Reuter gelangen zwar nur drei Siege. Mit sechs weitere Podiumsplatzierungen und nur einem Ausfall sammelte der Mainzer fleißig Punkte. Eine rasante Aufholjagd von Mercedes-Pilot Bernd Schneider reichte nicht aus: Manuel Reuter wurde im Joest-Opel Calibra V6 ITC-Meister. Der wohlverdiente Titelgewinn kam zugleich einem Befreiungsschlag für Opel gleich.

Opel in der DTM
Rennstarts268
Siege20
Pole Positions13
Schnellste Runden19
Podiumsplatzierungen44

Ende der Klasse 1 und Wiedergeburt der DTM

Das Technikwettrüsten unter den Herstellern nahm immer unüberschaubarere Ausmaße an, vor allem im Hinblick auf die finanziellen Ausgaben. Seriennah war an den ITC-Rennwagen so gut wie nichts mehr: Lediglich der Zylinderwinkel und -abstand stammten aus der Serienproduktion. Technische Innovationen wie die vollautomatische Schaltung bei Alfa Romeo oder frei programmierbare Differenziale und Stabilisatoren ließen die Forschungs- und Entwicklungskosten in die Höhe schnellen. Schließlich zogen im September 1996 Opel und Alfa Romeo die Reißleine und verkündeten ihren Ausstieg aus der Klasse 1, und damit aus der ITC. Dies bedeutete das vorläufige Aus der ITC.

Von 1997 bis 1999 lag die DTM auf Eis, Foto: Sutton
Von 1997 bis 1999 lag die DTM auf Eis, Foto: Sutton

Trotz des Supertourenwagen-Cups für Klasse-2-Fahrzeuge wurde an der Rückkehr der DTM gefeilt. Federführend dabei war Opel. Ende 1998 stellte der Rüsselsheimer Autohersteller auf der Essen Motor Show basierend auf dem Opel Astra die Studie eines neuen DTM-Autos vor. Ein Jahr später zog Mercedes-Benz nach und tat es Opel auf der IAA in Frankfurt gleich. Das Konzept: Verzicht auf Allrad-Antrieb und elektronische Fahrhilfen. Um Kosten zu sparen, wurde zudem eine Vielzahl einheitlicher Komponenten für alle Fahrzeuge vorgeschrieben. Dazu gehörten Getriebe, Sicherheitszelle und Bremsen. Verschiedene Bauteile des Motorblocks wurden genau definiert. Außerdem musste ein Motor die gesamte Saison über halten. Exklusiver Reifen-Ausrüster wurde Dunlop.

Starke Rückkehr und der Anfang vom Ende

Auch wenn mit Bernd Schneider ein Mercedes-Benz-Pilot der erste Meister der neuen DTM wurde, war der Einstand von Opel in der neuen DTM im Jahr 2000 beeindruckend. Acht Siege bei 16 Rennen teilten sich die Opel-Fahrer Manuel Reuter, Joachim Winkelhock und Uwe Alzen. Letztgenannter fiel beim Saisonfinale auf dem Hockenheimring in Ungnade. Alzen schoss seinen in Führung liegenden Markenkollegen Reuter ab. Opel machte darauf kurzen Prozess mit Alzen und kündigte darauf seinen Vertrag. Für Reuter reichte es in der Endabrechnung trotzdem zu Rang zwei.

Manuel Reuter hatte 2000 seine stärkste Saison in der DTM, Foto: Sutton
Manuel Reuter hatte 2000 seine stärkste Saison in der DTM, Foto: Sutton

Allerdings war dies nur ein Aufbäumen. 2001 gelang dem Titelanwärter Opel kein einziger Sieg. Lediglich drei vierte Plätze hatte man bei Saisonende zu verbuchen. Manuel Reuter wurde in der Fahrerwertung von Platz zwei im Vorjahr auf den neunten Rang nach hinten gereicht. 2002 kam es noch schlimmer: Opel musste sich mit sechs Plätzen unter den Top-5 zufrieden geben. Allerdings sprang kein Podiumsplatz, geschweige denn ein Sieg heraus.

In den folgenden beiden Jahren gab es noch zwei Podestplätze für Opel (Platz zwei für Peter Dumbreck auf dem Lausitzring 2003 und ein dritter Platz für Manuel Reuter in Oschersleben 2004), doch letztlich setzte sich die Abwärtsspirale fort. Mit Beginn der Saison 2005 war klar: Opel wird kein weiteres DTM-Jahr mehr dran hängen. Die hohen Ausgaben standen in keinem Verhältnis zum Erfolg. Immerhin bescherte Ex-Formel-1-Pilot Heinz Harald Frentzen Opel mit Rang drei in Brünn und Zandvoort noch zwei Podestplätze als Abschiedsgeschenk.