Wie bewerten Sie die Rallye Dakar 2007 im Nachhinein? War sie leichter oder schwerer als Sie gedacht haben?
Dirk von Zitzewitz: Hier muss ich etwas vorweg schicken: Es gibt keine leichte Dakar! Die Tatsache, dass der Veranstalter kurz vor dem Start durch die Streichung der Etappen Nema-Tombouctou und Tombouctou-Nema die Strecke geändert hat, hat natürlich etwas Härte aus dem Rennen genommen. Auch die Kürzung der Etappe Zouerat-Atar, wegen des schweren Sandsturms, machte es allen etwas einfacher. Hätte der Veranstalter diese Änderungen nicht vorgenommen, wäre es wahrscheinlich eine besonders schwierige Dakar geworden. Speziell für die Amateure waren diese Änderungen aber mit Sicherheit richtig.

Beifahrer Pitchord und Von Zitzewitz hatten es nicht leicht., Foto: Vw
Beifahrer Pitchord und Von Zitzewitz hatten es nicht leicht., Foto: Vw

War es eine Dakar der Beifahrer oder der Fahrer?
Dirk von Zitzewitz: Sowohl als auch. Die Fahrer waren genau so gefordert wie die Beifahrer. Der häufige Sandsturm hat es für uns alle schwierig gestaltet: Die Beifahrer konnten kaum noch Referenzpunkte sehen und hatten es dadurch schwerer, sich zu orientieren. Und den Fahrer fiel es nicht gerade leicht, das Gelände und die Pisten einzuschätzen. Dabei muss ich ein dickes Lob an meinen Teamkollegen Giniel de Villiers aussprechen: Giniel ist wirklich super gefahren, nicht nur verdammt schnell, sondern auch sehr sicher. Wir hatten an unserem Race Touareg zum Beispiel nicht einen einzigen Plattfuß, und das trotz des hohen Tempos und einiger Bestzeiten. Kompliment!

Wie war das diesjährige Roadbook?
Dirk von Zitzewitz: Das Roadbook war deutlich besser als im vergangenen Jahr. Dadurch wurden wir Navigatoren nicht regelmäßig ins Nirwana geschickt. Dennoch war es nicht immer perfekt und wir hatten genug zu tun. Aber es ist auch kaum denkbar, ein Roadbook in diesem Gelände und über eine so lange Distanz immer optimal hinzubekommen. Der Sandsturm hat zusätzlich etwas Würze hinein gebracht.

Auch nach dem Rückschlag ging der Blick nach vorne., Foto: VW Motorsport
Auch nach dem Rückschlag ging der Blick nach vorne., Foto: VW Motorsport

Wie war die Stimmung im Auto am "schwarzen" Montag und danach?
Dirk von Zitzewitz: Natürlich waren wir nicht grade freudig erregt, aber was soll man machen? Bei solchen Dingen nützt es nichts, sich lange aufzuregen, man kann ja doch nichts ändern. Man muss solche Rückschläge im Sport akzeptieren. Giniel und ich denken da ähnlich. Unser Race Touareg ist bis dahin und auch danach wirklich hervorragend gelaufen. Die Performance war sehr ermutigend, wenn nicht sogar überlegen!

Wie groß ist die Enttäuschung?
Dirk von Zitzewitz: Hmm, schwer zu sagen. Klein war sie nicht, denn wir waren wirklich verdammt nah dran am großen Erfolg.

Wäre der Gesamtsieg möglich gewesen?
Dirk von Zitzewitz: Ja, absolut! Er war für uns schon zum Greifen Nahe.

Wie habt ihr euch motiviert?
Dirk von Zitzewitz: Es war einfach toll zu sehen, wie das Volkswagen Team zu hundert Prozent weiter gemacht hat! Unsere Mechaniker sind im Laufschritt ums Auto gerannt, um es für den nächsten Tag wieder fit zu machen. Und das nach dieser Enttäuschung, die für jeden einzelnen im Team sehr groß war. Das hat uns natürlich angesteckt. Wir wollten den Jungs unbedingt noch einen Etappensieg schenken, frei nach unserem Motto: Immer Vollgas.

Immer den richtigen Weg genommen?, Foto: VW
Immer den richtigen Weg genommen?, Foto: VW

Gibt es eine Nachbereitung und wie läuft diese ab?
Dirk von Zitzewitz: Nach der Rallye ist vor der Rallye! Erst einmal werden natürlich alle Tage und Ergebnisse ausgewertet und analysiert. Wir versuchen herauszufinden, wo wir uns noch verbessern müssen, um für die Zukunft noch besser vorbereitet zu sein. Für die Navigation gehe ich die Roadbooks Tag für Tag noch einmal durch und versuche mich zu erinnern, welche Stellen besonders schwierig waren und welche eventuell wichtig sein könnten für kommende Rennen.

Was denken Sie über die Teilnahme von Motorrädern bei der Dakar? Sollten die Teilnehmer stärker selektiert werden?
Dirk von Zitzewitz: Das ist ein wirklich schwieriges Thema. Man darf nicht vergessen, dass alle Teilnehmer der Rallye sehr genau wissen, wie gefährlich es ist! Und niemand zwingt uns, teilzunehmen und Gas zu geben. Wir wollen maximal schnell sein und dieses Abenteuer bestehen. Das ist auf dem Motorrad nicht anders. In der Tat denke ich, dass einige Motorradfahrer, die bei dem Rennen starten, eigentlich die fahrerischen Voraussetzungen nicht erfüllen. Es wäre mit Sicherheit ratsam, eine "Qualifikation" für das Rennen einzuführen. Andererseits muss man aber leider auch sehen, dass bei den letzten schweren Unfällen nicht Amateure oder Anfänger verunglückt sind, sondern sehr qualifizierte und erfahrene Fahrer. Ich sehe die Hauptgefahr für die Motorradfahrer im Staub. Vielleicht kann man mit einem kleineren Starterfeld und größeren Zeitabständen in der Startreihenfolge etwas für die Sicherheit der Fahrer tun. 1997 bis 1999 bin ich selbst mit dem Motorrad dabei gewesen und ich möchte diese Erfahrungen und Erlebnisse nicht missen.