Titelverteidiger Nasser Al-Attiyah gewann die achte Etappe der Rallye Dakar und konnte den ersten Tagessieg für das X-raid-Team erzielen. Zweiter wurde Peugeot-Pilot Carlos Sainz, der auf den letzten Kilometern den Sieg und die Gesamtführung verschenkte. Sein Teamkollege Stephane Peterhansel zeigte nach missglücktem Start eine wahnsinnige Aufholjagd, die mit einem dritten Rang und der Gesamtführung belohnt wurde. Der bisherige Tabellenführer Sebastien Loeb hatte viel Pech in der Wüste von Argentinien und fiel weit zurück.

Die 8. Etappe in der Übersicht, Foto: ASO/DPPI
Die 8. Etappe in der Übersicht, Foto: ASO/DPPI

8. Etappe: Salta - Belen

(Prüfung: 393 km, Gesamtstrecke: 766 km)

Nach dem Ruhetag ging die Rallye Dakar 2016 auf argentinischem Boden mit der zweigeteilten achten Etappe von Salta nach Belen weiter. Nach einer Verbindung zum Startpunkt hatten die verbliebenen 91 Fahrer der Auto-Kategorie insgesamt 393 Wertungskilometer vor sich. Die Etappe wurde war durch eine lange neutrale Zone geteilt.

Nun waren vor allem die Fähigkeiten des Navigators gefragt, denn es standen die ersten Dünen auf dem Programm. Viel Offroad, Hitze, Kamel-Gras und weicher Dünen-Sand verlangten den Teilnehmern alles ab. Da die Navigation verschärft wurde, würde es in diesem Jahr viel schwieriger sein, den richtigen Weg in der Wüste zu finden.

Giniel de Villiers auf dem ersten Teil der 8. Etappe, Foto: Red Bull
Giniel de Villiers auf dem ersten Teil der 8. Etappe, Foto: Red Bull

Starker Al-Attiyah, schwacher Peterhansel

Nach dem Start in der Höhe von fast 3.000 Höhenmetern ging es bis zum ersten Waypoint insgesamt 750 Meter abwärts. Al-Attiyah kam als schnellster Fahrer nach 28:19 Minuten im X-raid-MINI am Kontrollpunkt an. Sechs Sekunden langsamer war Loeb im Peugeot als Zweiter vor den zeitgleichen Piloten Sainz im nächsten Peugeot und Toyota-Fahrer Leeroy Poulter. Von den Favoriten hatte nur der Peugeot mit Peterhansel am Steuer viel Zeit verloren. Der Franzose lag mit 3.:32 Minuten Abstand auf Rang 27.

Bis zum zweiten Messpunkt nach einer kurzen Steigung und steiler Abfahrt hatte der Katarer bereits über eine Minute Vorsprung vor Loeb herausgefahren. Sainz und Mikka Hirvonen hatten sogar eine weitere Minute verloren. Nach 1:20:18 Stunden war der dritte Waypoint erreicht. Auf den ersten vier Plätzen hatten sich die Abstände kaum verändert.

Halbzeitführung für Al-Attiyah

Als bei 1.600 Metern Höhe der tiefste Punkt der Wertungsprüfung erreicht wurde, lag Al-Attiyah mit einer Fahrzeit von 1:36:52 Minuten immer noch in Front. Der Mini-Pilot ging mit einem Vorsprung von 1:18 Minuten vor Loeb in die neutrale Zone. Hirvonen hatte sich nach dem ersten Waypoint von Position zehn bis auf Platz drei nach vorne arbeiten können. Hinter dem Vierten Sainz lagen Nani Roma im Mini und die beiden Toyota mit Poulter und Giniel de Villiers. Die Top-10 komplettierten der Achte Orlando Terranova im X-raid-Mini, Peugeot-Pilot Cyril Despres sowie Yazeed Al Rajhi im nächsten Toyota-Hilux.

Nachdem Die Piloten die 144 Kilometer lange neutrale Zone bewältigt hatten, begann Peterhansel den zweiten Abschnitt auf Rang 15 mit 6:24 Minuten Rückstand auf den Leader. Nun ging es Richtung Dünen in 2.250 bis 3.000 Meter Höhenlage. Die nächste Zeitmessung erfolgte am sechsten Waypoint, der nach 2:15:31 Stunden erreicht war.

Nasser Al-Attiyah war im ersten Abschnitt der schnellste Pilot, Foto: X-raid
Nasser Al-Attiyah war im ersten Abschnitt der schnellste Pilot, Foto: X-raid

Loeb fällt zurück

Al-Attiyah lag weiterhin in Front, hatte allerding in Sainz einen neuen ersten Verfolger, der auf 1:29 Minuten herangekommen war. Loeb hatte fünf Minuten in diesem Abschnitt verloren, weil er im tiefen Sand steckenblieb. Er war hinter Peterhansel zurückgefallen. Sainz lag in der virtuellen Gesamtzeit nur noch vier Sekunden hinter Loeb. Rang drei und vier belegten nun die beiden Toyota-Piloten Poulter und de Villiers. Direkt dahinter befanden sich zwei X-raid-Mini mit Hirvonen und Roma. Peterhansel und Loeb befanden sich jetzt auf Position neun und elf.

Dramatisches Rennen um Platz eins

Bei der nächsten Zeitmessung hatte Loeb weitere zwei Minuten verloren und damit war Sainz neuer Gesamtführender. Al-Attiyah lag nach 2:40:40 Stunden Fahrzeit weiterhin mit 1:26 vor Sainz. 35 Minuten später waren es nur noch 15 Sekunden, die beide Kontrahenten im Kampf um Platz eins trennten. Der nächste Streckenteil führte die Fahrer und Co-Piloten in eine Höhe von 3.000 Metern zur neunten Zwischenzeit.

Carlos Sainz sah kurz vor dem Ziel schon wie der große Gewinner aus, Foto: Red Bull
Carlos Sainz sah kurz vor dem Ziel schon wie der große Gewinner aus, Foto: Red Bull

Nach 3:37:47 Minuten hatte es Sainz geschafft. Er hatte den Katarer überholt und lag mit 47 Sekunden Abstand vorne. Peterhansel war ab dem fünften Waypoint deutlich der schnellste Fahrer in den Dünen. Er hatte nur noch 2:28 Minuten Rückstand auf Sainz. Damit waren Sainz und Peterhansel zu diesem Zeitpunkt zeitgleich im virtuellen Gesamtstand. Auf Platz vier befand sich mit Despres jetzt ein weiterer Pilot aus dem Peugeot-Lager mit allerdings sechs Sekunden Rückstand.

Verrücktes Finale mit erstem Mini-Sieg durch Al-Attiyah

Die Pechsträhne von Loeb ging weiter: 24 Kilometer vor dem Ziel kam sein Peugeot zum Stillstand, weil er sich mehrfach überschlagen hatte. Der Franzose war bei einer Geschwindigkeit von gut 120 km/h in ein großes Loch gefahren. Bei der Abfahrt zum Ziel holte Al-Attiyah alles aus seinem Mini heraus und konnte doch noch seinen ersten Tagessieg feiern. Sainz hatte viel Zeit verloren und landete mit zwölf Sekunden Rückstand auf Platz zwei. Da sein Teamkollege Peterhansel weiter ein Höllentempo fuhr, kam er nur 19 Sekunden später im Ziel an und holte sich dadurch die Gesamtführung.

Dann wurden die Abstände größer. Auch Rang vier ging mit 4:40 Minuten Rückstand durch Despres an einen Peugeot-Piloten, der damit sein bisher bestes Resultat erzielte. Es folgten drei X-raid-Mini mit Hirvonen, Roma und Orlando Terranova, der sich im letzten Abschnitt um vier Positionen verbessern konnte. Auf Platz acht und neun kamen die schnellsten Toyota mit Poulter und Al Rajhi an. Auch Mini-Fahrer Erik van Loon konnte mit Platz zehn sein bestes Ergebnis feiern. De Villiers verlor 24 Minuten und landete nur auf Position 15.

Stephane Peterhansel führt jetzt die Dakar an, Foto: Red Bull
Stephane Peterhansel führt jetzt die Dakar an, Foto: Red Bull

Loeb konnte sein Fahrzeug zwar reparieren, aber er kam mit einem gewaltigen Zeitverlust von 1:28:09 Stunden im Ziel an. Im Gesamtstand fiel er von Rang eins auf Position acht hoffnungslos zurück. Peterhansel führt nach acht Etappen mit 2:09 Minuten vor Sainz und 14:43 Minuten vor Al-Attiyah. Hirvonen fehlen über 36 Minuten auf den neuen Leader. Die Ränge fünf bis sieben belegen die drei Toyota-Hilux mit Poulter, Al Rajhi und de Villiers mit fast identischen Zeiten bei erheblichem Rückstand von fast einer Stunde.

Ergebnis: 8. Etappe Autos (Top 10)

Pos.FahrerAutoZeit
1.Al-Attiyah (QAT)/Baumel (FRA)Mini4:12:23
2.Sainz/Cruz (ESP)Peugeot+0:00:12
3.Peterhansel/Cottret (FRA)Peugeot+0:00:31
4.Despres/Castera (FRA)Peugeot+0:04:40
5.Hirvonen (FIN)/Perin (FRA)Mini+0:06:42
6.Roma/Bravo (ESP)Mini+0:10:11
7.Terranova/Graue (ARG)Mini+0:11:37
8.Poulter/Howie (RSA)Toyota+0:12:06
9.Al Rajhi (SAU)/Gottschalk (DEU)Toyota+0:14:21
10.Van Loon/Rosegaar (NED)Mini+0:15:16

Gesamtwertung Autos nach 8/13 Etappen (Top-10)

Pos.FahrerAutoZeit
1.Peterhansel/Cottret (FRA)Peugeot26:01:44
2.Sainz/Cruz (ESP)Peugeot+0:02:09 (Strafe: 0:01:00)
3.Al-Attiyah (QAT)/Baumel (FRA)Mini+0:14:43 (Strafe: 0:01:00)
4.Hirvonen (FIN)/Perin (FRA)Mini+0:36:42
5.Poulter/Howie (RSA)Toyota+0:49:32
6.Al Rajhi (SAU)/Gottschalk (DEU)Toyota+0:54:19 (Strafe: 0:05:00)
7.de Villiers (RSA)/von Zitzewitz (DEU)Toyota+0:54:49
8.Loeb (FRA)/Elena (MCO)Peugeot+1:05:16
9.Vasilyev/Zhitsov (RUS)Mini+1:08:48 (Strafe: 0:01:00)
10.Roma/Bravo (ESP)Mini+1:28:21 (Strafe: 0:01:00)

Die Stimmen zur 8. Etappe

Stephane Peterhansel (Gesamtführender, Peugeot): "Ich weiß nicht was passiert ist, aber 100km vor dem Ende haben wir Loeb überholt. Ich weiß nicht, ob er ein Problem hatte, aber er war nicht schnell. Als es dann wieder auf die Strecke ging, war er wieder schneller und ich ließ ihn vorbei. 20 Kilometer vor dem Ende, mit einer Geschwindigkeit von 120km/h fuhr er in ein großes Loch und überschlug sich. Ich weiß nicht wie viele Überschläge es waren, aber er war ok. Er stand neben dem Auto und sagte uns, dass es ok ist und wir weiterfahren könnten. Wir haben ein Auto verloren, ist es also nicht mehr so komfortabel wie vorher."

Carlos Sainz (Gesamtplatz 2, Peugeot): "Ich denke es war sehr gute Arbeit von Lucas. Wir haben versucht mit guter Geschwindigkeit durchzukommen, aber es war nicht einfach die Etappe zu eröffnen. Wir hatten ein kleines Problem mit der Temperatur, aber der Rest war in Ordnung. Ich bin sicher, dass es schwierig wird, besonders in den nächsten Tage."

Nasser Al Attiyah (Gesamtplatz 3, Mini): "Es war eine sehr harte Etappe. Wir hatten zu Beginn eine gute Zeit, aber als es in den Offroad-Teil ging, war es unmöglich dem Buggy zu folgen. Wir haben die Etappe zwar mit 12 Sekunden gewonnen, aber wir werden sehen, wie sich die Konkurrenz schlägt. Natürlich wird die Etappe morgen nicht einfacher und wir müssen sie eröffnen, aber ich bin sicher, dass Matthieu gute Arbeit leisten wird. Wir haben keine Zeit für Fehler. Es ist schön nach dem Ruhetag eine Etappe zu gewinnen. Ich denke wir haben uns verbessert und ich bin weiter hier um zu kämpfen und die Dakar zu gewinnen. Die Dakar wird nicht auf den Marathonetappen gewonnen, aber man muss in den nächsten zwei Etappen dennoch schnell sein."

Der zerstörte Peugeot von Sebastien Loeb, Foto: ASO/DPPI
Der zerstörte Peugeot von Sebastien Loeb, Foto: ASO/DPPI

Sebastien Loeb (Gesamtplatz 8, Peugeot): "Was passiert ist war, dass ich eine Vertiefung übersehen habe und als wir da durch fuhren, überschlug sich das Auto. Dabei wurden viele Dinge am Auto beschädigt. Wir mussten zwei Reifen und das Getriebe wechseln und haben dadurch viel Zeit verloren. Es ist dennoch einem Sieg gleichzustellen, dass wir die Etappe überhaupt beenden konnte. Ich muss die Erfahrung mitnehmen, dafür sind wir in erster Linie hier. Wir führten die erste Woche an, jetzt ist es nicht so gut wie erwartet. Frustrierend ist, dass es nur 10km vor dem Ende der Etappe war."