Erst einmal Glückwunsch zur erfolgreichen Zieldurchfahrt. Wie sieht dein Fazit eurer siebenten Dakar aus?
Stephan Schott: Die diesjährige Ausgabe war verdammt schnell, aber auch oftmals sehr hart zum Material. Die großen Temperaturunterschiede und die enormen Höhen mit über 4.000 Metern waren auch nicht ganz ohne. Da hatte sogar Holm mitunter hart zu kämpfen. Am meisten hatte uns der viele Fesh-Fesh Sand gefordert, zumal wir meist einige Autos vor uns hatten und dadurch die Sicht oft extrem schlecht war. Auf der neunten Etappe dachten wir schon, das wird eng jetzt. Da gab es das Problem mit den Wegpunkten. Das hat uns echt Nerven gekostet. Ein besonderes Erlebnis war das kurze Treffen mit dem bolivianischen Präsidenten Evo Moralis im Camp nach der siebenten Etappe in Uyuni. Man trifft ja nicht alle Tage einen Präsidenten in der Wüste. Im Grunde sind wir aber einfach unsere Dakar gefahren. Wir wollten unbedingt ins Ziel kommen und das sind wir ja dann auch.
Es war für euch mit Abstand die schnellste Dakar. Euer Durchschnittstempo lag für die gesamten 4.500 WP-Kilometer bei knapp 90 km/h! Was sind die Gründe für diese Temposteigerung?
Stephan Schott: Zum einen muss man sagen, dass die Strecken in diesem Jahr wirklich sauschnell waren. Teilweise konnten wir auf den Pisten über 170 km/h fahren und das nicht nur für ein paar wenige Kilometer. Wenn ich da an die ersten Kilometer auf dem ehemaligen Salzsee in Bolivien denke. Da sind wir ganze 135 Kilometer nur Vollgas gefahren. Mein Gasfuß war für eine Stunde komplett am Bodenblech. Im Gegenzug gab es diesmal sehr wenige Dünenetappen und wenn es mal in die Dünen ging, waren es nur Teilstücke. Dann sind wir auch im Prinzip ohne Probleme durchgekommen, sogar ohne Reifenschaden. Die Standfestigkeit des MINIS war außergewöhnlich. Das Fahrwerk ist einfach phänomenal. Für die kleinen Turboprobleme konnte man nichts. Da ist einfach ein Stein am Unterbodenschutz vorbei in den Motorraum geflogen und hatte dann die Schelle einer Zuleitung zum Ladeluftkühler förmlich zerschlagen. Da ging uns ein wenig Leistung verloren. Aber das war auch schon alles.
Mit einem Abstand zum Sieger von reichlich neun Stunden seit ihr dieses Jahr 22. geworden. In den Jahren zuvor hätte dieser Rückstand zu einem Platz unter den besten 14 gereicht. Etwas enttäuscht darüber?
Stephan Schott: Na klar hätten wir mit diesem Abstand im letzten Jahr den 13. Platz erreichen können. Wir hätten uns auch bestimmt nicht über so eine Position zum Schluss dieser Dakar geärgert. Aber wir müssen auch sagen, dass dieses Jahr wirklich alles, was in diesem Sport Rang und Namen hat, mitgefahren ist - und das auf immer schnelleren Autos. Alle arbeiten an der Standhaftigkeit ihrer Autos und das hohe Tempo macht das Übrige. Da wir eher auch auf Ankommen fahren, kommt dann eben nur der 22. Platz heraus. Wir sind auf jeden Fall froh, auch unsere siebente Dakar erfolgreich beendet zu haben.
Holm und du, ihr seid ja lupenreine Hobbyfahrer. Wie muss man sich da das Verhältnis in so einem Team wie X-raid vorstellen, das mittlerweile nun viermal in Folge den Dakar-Sieger stellt?
Stephan Schott: Als Außenstehender kann man das immer kaum glauben, aber es gibt wirklich absolut keinen Unterschied zwischen uns als Amateurteam und einem vierfachen Tagessieger wie Orlando Terranova. Obwohl wir ein reines Kundenteam sind, werden wir komplett in die Teamstruktur integriert. So fungieren wir auch als sogenannte "Wasserträger" für die Toppteams. In uns wird da sehr viel Vertrauen gesetzt, wenn man unseren MINI jeden Tag mit über 100 Kilo Ersatzteilen vollpackt. Dieses Jahr haben zum Beispiel Nasser Al-Attiyah und Krzysztof Holowczyc auf der Marathonprüfung unsere Ersatzräder bekommen. Bei Orlando Terranova haben wir gehalten und Ersatzteile rausgegeben. Das ist eben die Dakar.
Ihr habt bei dieser Dakar mit Hanhart einen neuen Partner an eurer Seite gehabt. Ist eine Weiterführung dieser Partnerschaft geplant, vielleicht sogar eine achte Dakar im nächsten Januar?
Stephan Schott: Also soweit denken wir momentan überhaupt nicht. Hanhart war für uns bis jetzt ein toller Partner. Gerade als ich meine Anteile an KSTools verkauft hatte, um ein wenig mehr Zeit für mich zu haben, hat mich Hanhart gleich toll unterstützt. Wir sind ja nun schon fast ein ganzes Jahr zusammen. Übrigens haben unsere Hanhart Uhren die Strapazen und den ganzen Staub erstklassig weggesteckt. Ende März steht erstmal die Abu Dhabi Dessert Challenge an. Danach sehen wir weiter.
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