Über mehrere Etappen hinweg haben sich Marc Coma und Joan Barreda Bort gegenseitig belauert, doch in der Höhenluft von Bolivien kam es zum Schlagabtausch, bei dem sich Barreda eine blutige Nase eingefangen hat: Satte sechs Minuten machte Coma auf den 321 Kilometern gut und halbierte damit seinen Rückstand in der Gesamtwertung auf nur noch 6:28 Minuten. Den Tagessieg sicherte sich jedoch Paulo Goncalves, der damit seinerseits Boden auf Barreda gut machte. Die Dakar ist zu einem Dreikampf geworden.

7. Etappe: Iquique - Uyuni

(Verbindung: 392 km, Prüfung: 321 km, Verbindung Biwak: 4km)

Während die Autos Bolivien schon wieder in Richtung ihres Ruhetages verlassen haben, haben die Motorräder die Marathon-Etappe jetzt erst in Angriff genommen. Nach dem Ruhetag auf Seelevel wurde den Zweiradartisten auf bis zu 3.900 Metern vieles abverlangt. Flussbetten, viele felsige Abschnitte und die enorme Höhe setzten Fahrern und Material zu. Am Vortag hatten angesichts von fast 4.000 Metern Höhenunterschied bereits die Autofahrer über Übelkeit und Kopfschmerzen geklagt. Der geringe Sauerstoffgehalt erschwerte die Navigation in Bolivien.

Starker Auftakt von Toby Price: Schnellste Zeit am ersten Waypoint, Foto: ASO
Starker Auftakt von Toby Price: Schnellste Zeit am ersten Waypoint, Foto: ASO

Coma stürmt an die Spitze

Die beiden Streithähne um den Gesamtsieg bei der diesjährigen Dakar, Marc Coma und Joan Barreda Bort, nahmen ihren Zweikampf sofort wieder auf. An den ersten drei Wegpunkten waren sie nur durch wenige Sekunden voneinander getrennt, Coma minimal schneller. Erst zwischen Wegpunkt 3 und 4, der gleichzeitig den ersten Checkpoint darstellte, machte Coma einen größeren Schritt und hatte seinen vor ihm gestarteten Rivalen im Visier: Er kam 20 Sekunden nach Barreda an und hatte damit einen Vorsprung von 1:40 Minuten herausgefahren. Es sah so aus, als würde der Vorsprung wie üblich von zwölf wieder auf zehn Minuten schmelzen.

Coma fuhr zwischen Wegpunkt 3 und 4 deutlich schneller als alle anderen Piloten und erkämpfte sich so die Führung. Paulo Goncalves hatte als Drittschnellster 2:17 Minuten Rückstand am ersten Checkpoint, Pablo Quintanilla und Matthias Walkner folgten binnen einer Minute. Die Top-10 komplettierten Toby Price, Stefan Svitko, Ruben Faria, Alain Duclos und Helder Rodrigues, der als Sieger der sechsten Etappe den Tag eröffnete.

Barreda machte einen mittelschweren Fehler, Foto: Red Bull
Barreda machte einen mittelschweren Fehler, Foto: Red Bull

Coma vs. Barreda Bort

Wieder beschatteten sich Marc Coma und Joan Barreda Bort wie schon auf so vielen Etappen zuvor. Doch zwischen Wegpunkt 5 und 6 trennten sich plötzlich die Wege der beiden Widersacher. Einer muss einen Fehler gemacht haben, und es war der Honda-Mann. Coma fuhr unbeirrt in Richtung des zweiten Checkpoints weiter, Barreda war gestürzt und verlor die Hälfte seines Lenkers. Er verlor kanpp fünf Minuten bis Wegpunkt 6; bei Wegpunkt 7, der zeitgleich den zweiten Checkpoint darstellte, waren es bereits mehr als fünf Minuten.

Zum Abschluss der Etappe stand ein 40 Kilometer langes Sandstück auf dem Programm. Coma gab Vollgas, wohl wissend, dass er einen großen Teil seines Rückstands würde wettmachen können. Bis ins Ziel nahm er seinem Rivalen eine weitere knappe Minute ab, insgesamt konnte er 5:59 Minuten aufholen. Barreda hatte mit der Höhenluft deutlich mehr Schwierigkeiten.

Wirbel um Walkner, Goncalves gewinnt

Matthias Walkner wurde an Wegpunkt 6 nicht erfasst, Foto: Red Bull
Matthias Walkner wurde an Wegpunkt 6 nicht erfasst, Foto: Red Bull

Coma war aber nicht Tagesschnellster, obwohl er bei der überwiegenden Zahl an Wegpunkten das Klassement anführte. Letztlich war es aber Paulo Goncalves, der am Ende der Etappe nach fast vier Stunden die schnellste Gesamtzeit stehen hatte, 14 Sekunden schneller als Coma. Damit ist auch Goncalves wieder voll drin im Kampf um den Gesamtsieg, denn er hat nur noch elf Minuten Rückstand auf Barreda Bort. Auf den dritten Rang kam Matthias Walkner, doch es gibt Unstimmigkeiten über einige seiner Zwischenzeiten.

So soll er den ersten Checkpoint mit 17 Minuten Verspätung erreicht haben, später wurde diese Zeit auf 3:11 Minuten Rückstand korrigiert. Vom sechsten Wegpunkt wiederum liegt gar keine Zeit des Österreichers vor, bevor er an Wegpunkt 7, dem zweiten Checkpoint, das Klassement anführte. Letztlich wird seine Gesamtzeit mit 30 Sekunden Rückstand auf Goncalves angegeben, doch sollte er den Waypoint ausgelassen haben, würde es eine Strafzeit geben. Eine runde Vorstellung lieferte Pablo Quintanilla als Vierter der Etappe ab, Toby Price, der am ersten Wegpunkt führte, wurde Fünfter.

Joan Barreda Bort hingegen erlebte einen katastrophalen Tag: Mit 6:13 Minuten Rückstand auf Goncalves wurde der Gesamtführende nur Zwölfter der Tageswertung. Ebenfalls eine schwache Etappe lieferte Ruben Faria ab, der 14. wurde und damit in der Gesamtwertung hinter den heute neuntschnellsten Stefan Svitko zurückfiel. Helder Rodrigues, der die Etappe eröffnet hatte, wurde Achter hinter Alain Duclos, der mit seiner Sherco TVS als Siebter wieder in die Top-10 fuhr - sowohl auf der Etappe als auch im Gesamtklassement.

Ergebnis: 7. Etappe Motorräder (Top-10)

1. Paulo Goncalves (Honda) 03:56:00 Stunden
2. Marc Coma (KTM) +00:00:14
3. Matthias Walkner (KTM) +00:00:30
4. Pablo Quintanilla (KTM) +00:01:32
5. Toby Price (KTM) +00:01:49
6. Juan Pedrero Garcia (Yamaha) +00:03:20
7. Alain Duclos (Sherco TVS) +00:03:48
8. Helder Rodrigues (Honda) +00:04:05
9. Stefan Svitko (KTM) 00:05:09
10. Riaan van Niekerk (KTM) +00:06:06

12. Joan Barreda Bort (Honda) +00:06:13

Gesamtwertung: Motorräder 7/13 (Top-10)

1. Joan Barreda Bort (Honda) 25:40:48 Stunden
2. Marc Coma (KTM) +00:06:28
3. Paulo Goncalves (Honda) +00:10:59
4. Helder Rodrigues (Honda) +00:33:56
5. Stefan Svitko (KTM) +00:40:23
6. Ruben Faria (KTM) +00:40:55
7. Alain Duclos (Sherco TVS) +00:50:31
8. David Casteu (KTM) +01:16:52
9. Alessandro Botturi (Yamaha) +01:19:18
10. Riaan van Niekerk (KTM) +01:20:06

Stimmen nach der 7. Etappe

Paulo Goncalves (Etappensieger): "Das war eine echt harte Etappe. Ich habe die Fahrer vor mir eingeholt und bin zunächst hinter ihnen geblieben, weil sie eine starke Pace gegangen sind. Während der Stage begann es zu regnen und es wurde rutschig und gefährlich. Etwa 50 Kilometer bekam ich schreckliche Kopfschmerzen, aber ich bin hier und das Motorrad ist gut in Schuss. Jetzt heißt es ausruhen und ein bisschen arbeiten, denn das Motorrad ist von oben bis unten mit Schmutz übersät."

Toby Price (5. Etappen-Platz): "Das war ein toller Tag. Ich bin ganz vorne weggefahren - das erste Mal, dass ich das gemacht habe. Ich habe versucht, die Route einzuhalten, aber habe ein paar Fehler gemacht. Ich lerne noch. Meine Pace ist gut und das Motorrad gut in Schuss, deshalb freue ich mich auf morgen. Die Höhe macht es schwerer als ich dachte. Ich werde heute nur ein paar Dinge checken, das sollte ausreichen."

Joan Barreda Bort (13. Etappen-Platz) "Man muss super konzentriert bleiben auf Etappen wie dieser. Aber selbst damit...Das Roadbook markeierte eine Gefahrenstelle, aber es stand dort nicht, welcher Intensität. Ich habe es gesehen und 100 Meter vorher gebremst, aber der Schmutz brachte das Motorrad zum sliden und ich habe das Hindernis getroffen. Ich flog bei Kilometer 200 durch die Luft. Danach bin ich 120 Kilometer einhändig gefahren. Mein Motorrad hielt noch einmal an und ich verlor weitere vier Minuten. Jetzt werde ich erstmal duschen, und dann anfangen zu reparieren."