Der Reihe nach. Die Motorradfahrer sehen wir gestern Abend im Biwak nicht, da sie eine sogenannte Marathonstage fahren. Zwei Tage hintereinander, dazwischen Übernachten in einem separaten Biwak ohne Service. Für die Autos und Trucks wurde diese Tradition bei der Dakar vor ein paar Jahren abgeschafft. Damals gut für VW, deren Autos bis dahin regelmäßig am Marathontag ausfielen. Zu wartungsbedürftig. Da der Veranstalter es gut mit seinen Teilnehmern meint, nun also kein langer Tag für die vier und sechsrädrige Fraktion.

Für die Trucks bedeutet das zwei Tage ohne Racing, denn die Etappe von heute wird zusätzlich noch gekürzt (deutlich gekürzt), und zwar genau um den Part, den sie hätten fahren sollen. Auch bei den Autos kommen insgesamt nur 87 Kilometer in Wertung zusammen, nachdem deren Strecke nach CP2 also dem zweiten Checkpoint, gewertet wird. Grund für die ganzen Kürzungen sind unpassierbare Flüsse. Ursprünglich ausgetrocknete Wadis, sind in den letzten Tagen mit Wasser vollgelaufen.

Komisch an der Sache ist nur, dass es einige wenige Teilnehmer ins Ziel schaffen. Trotzdem der Abbruch nach CP2. Hat der Veranstalter Angst, dass sich die Anzahl der Teilnehmer zu frühzeitig zu sehr ausdünnt? Man kann es vermuten, denn in früheren Zeiten hätte sich niemand um solche "Nebensächlichkeiten" wie unpassierbare Flüsse gekümmert. Schließlich war das die Dakar, und das bedeutete, dass man mal bis in die Nacht kämpft und gerade der Tag vor dem Restday wurde gnadenlos dazu genutzt, das Feld auszusortieren und auszudünnen. (Klassischerweise war das Biwak ab dem Tag nach dem Restday immer deutlich verkleinert). Es sieht wohl so aus, dass der Veranstalter nach den tödlichen Verkehrsunfällen (genau das waren sie, Unfälle im Straßenverkehr, ich bin mir sicher, dass die deutschen Blätter von Dakar-Unfällen reden, was einfach nicht stimmt) zu viel Angst hat, dass was auf der Strecke passieren könnte und lieber eine Dakar light Version fährt.

Verliert die Dakar ihre Faszination?

Die Trucks fuhren nur eine Verbindungsetappe, Foto: Ellen Lohr
Die Trucks fuhren nur eine Verbindungsetappe, Foto: Ellen Lohr

Auch wenn die ersten Etappen im Sand nicht ohne waren, muss langsam die Frage erlaubt sein, ob die Dakar noch die härteste Rallye der Welt ist. Klimatisierte Rallye-Autos, Fahrer, die zu Hotels geshuttelt werden, wenige Rennkilometer und Biwaks, die inzwischen mehr einem normalen Paddock bei der GT3EM ähneln. Die Dakar verändert definitiv ihr Gesicht. Auf der anderen Seite ist ja auch erst etwas mehr als die Hälfte vorbei und es warten schon auch noch ein paar richtig harte Prüfungen.

Im Moment jedoch sehen die Motorradfahrer wie die echten Dakaristis aus. Depres liegt in der Gesamtwertung hinter seinem Yamaha Konkurrenten David Casteu und das auch nur, weil ihm sein Wasserträger sein Getriebe zur Verfügung gestellt hat. Er kassiert 15 Minuten Strafzeit, aber bleibt im Rennen. Die Motorräder fahren inzwischen zum größten Teil Tour de France-mäßig mit gestaffelten Fahrern, alle für ihre Nummer 1.

Morgen am Restday im Fahrerlager in Tucuman werden wir einen Großteil der deutschen Teilnehmer nach ihren Erlebnissen befragen können, aber es bleibt auch Zeit, unseren treuen G (es ist erstaunlich, wie viele Presse und Assistenzfahrzeuge bereits am Haken hängen, unser "Großer" läuft problemlos überall hin) zu waschen und einen kleinen Ausflug ins 'Städtchen' zu machen. Tucuman sind wir vor zwei Jahren bereits angefahren und wir erinnern uns an ein nettes Pampaörtchen.