Alles neu heißt die Devise ab der elften Etappe der Dakar, denn ab sofort sind die Teilnehmer in Peru unterwegs und müssen sich die neue Route erst erarbeiten. Von Arica machten sich 109 zugelassene Zweiradpiloten in Richtung Arequipa auf. Am ersten Tag auf dem neuen Terrain gab es bereits einige Änderungen im Vorfeld, denn durch starke Regenfälle verzichtete man lieber auf eine Etappe die durch Flussbetten führte. Zudem wurden die 534 km wieder in zwei Abschnitte und ein Verbindungsstück aufgeteilt.

Cyril Despres war es am Ende, der die erste Etappe auf peruanischem Boden für sich entscheiden konnte. Der Franzose hatte im Ziel einen Vorsprung von 1.39 Minuten auf die Tagesüberraschung Gerard Farres Guell. Marc Coma schaffte noch den dritten Rang, verlor in der Gesamtwertung aber über zwei Minuten auf seinen Gegner. Dahinter konnte Johnny Aubert für eine weitere Überraschung sorgen. Ein Vierfacherfolg für KTM also, denn erst auf Rang fünf folgte Joan Barreda Bort mit seiner Husqvarna.

Johnny Aubert gehörte zu den Überraschungen des Tages, Foto: KTM
Johnny Aubert gehörte zu den Überraschungen des Tages, Foto: KTM

Wo bitte geht´s lang?

Viele Teilnehmer und auch die Organisation der Dakar hatten erwartet, dass es auf dem Neuland der Marathonrallye zu einigen Irrfahrten kommen könnte. Sie wurden nicht enttäuscht. Bereits nach den ersten 40 km der Spezialprüfung verfuhr sich die Spitze. Joan Barreda Bort, Marc Coma und Cyril Despres waren nach einem Navigationsfehler in der falschen Richtung unterwegs- Bort und Despres bemerkten ihren Fehler schnell, bei Coma dauerte es etwas länger, bis er wieder auf dem richtigen Pfad war. Ruben Faria erwischte es bereits auf den ersten 20 km der Prüfung, statt Westen ging es für ihn nach Nord-Osten. Der Portugiese musste anhalten, war nach kurzer Zeit aber nicht mehr alleine, denn auch andere hatten sich verfahren, beziehungsweise, sie blieben im Flussbett stecken, in das sie geraten waren. Ein bekanntes Opfer war Helder Rodrigues, der angeschoben werden musste. Nach 35 Minuten Pause setzte Faria seine Fahrt fort.

Unübliche Verdächtige

Nach dem ersten Kontrollpunkt war es erst einmal Cyril Despres, der den Ton an der Spitze angab. Pal Anders Ullevalseter reihte sich dahinter ein, denn er hatte den richtigen Kurs eingeschlagen, Jordi Viladoms wurde mit der dritten Zwischenzeit gestoppt, womit er noch Marc Coma hinter sich lassen konnte. Der Spanier wollte das Unbekannte eigentlich zu seinem Vorteil nutzen und in der Gesamtwertung zu Despres aufschließen.

Bei Kilometer 144 hatte ein neues Duo die Spitze übernommen. Der Spanier Gerard Farres Guell und der Franzose Johnny Aubert fuhren mit 2:24:36 und 2:25:23 Stunden durch die Lichtschranke. Auf Rang drei folgte Despres, der sich knapp gegen den Brasilianer Felipe Zanol durchsetzen konnte. Unterdessen hatte Olivier Pain in den Dünen einen unfreiwilligen Stopp einlegen müssen, wodurch er einige Zeit auf seinen direkten Gegner Guell in der Gesamtwertung verlor.

Gerard Farres Guell konnte seine Spitzenposition bis zum Abschluss des ersten Abschnitts verteidigen, 47 Sekunden betrug sein Vorsprung auf den Franzosen Johnny Aubert. Cyril Despres belegte Rang drei mit einem Rückstand von 1.15 Minuten, während Zanol zwar Vierter blieb, allerdings einiges an Zeit verloren hatte. Coma verlor in der Gesamtwertung weiter Zeit auf Gegner Despres.

Der zweite Sektor

Coma hatte mit der Navigation zu kämpfen, Foto: Red Bull/GEPA
Coma hatte mit der Navigation zu kämpfen, Foto: Red Bull/GEPA

Nach 131 Kilometern Verbindungsstück galt es für die Fahrer den zweiten Abschnitt zu überwinden. Dieser sorgte noch für einige Überraschungen. Guell und Aubert konnten weiter das unbekannte Gelände nutzen und ihre guten Leistungen aus dem ersten Abschnitt bestätigen, hinter Despres reihten sie sich auf Zwei und Drei ein. Während Coma bis CP2 1.48 Minuten auf Despres verlor musste Joan Barreda Bort noch größere Verluste hinnehmen. Bei Kilometer 395 lag er bereits 4.19 Minuten zurück, eine Enttäuschung für den Sieger der zehnten Etappe. Auch Zanol konnte das Tempo nicht mehr mitgehen, er fiel hinter Viladoms auf Rang sechs zurück.

Knapp ging es derweil zwischen Bort als Siebter vor Ullevalseter, Rodrigues, Verhoeven, Svitko zu, diese Fahrer lagen innerhalb von vier Minuten. Despres ließ sich dann auch auf den letzten Kilometern nicht mehr in die Irre führen und holte sich den Siegt, wobei er seinem KTM-Rivalen 2.01 Minuten abknöpfte. "Es war ein wichtiger Tagessieg", sagte Despres im Ziel, Ein Duell mit Katz und Maus-Spiel. Wir mussten bei der Flußdurchfahrt viel bedenken, dort war es fast einen halben Meter tief."

Stimmen:

Marc Coma, 3: Es war eine Mischung aus mehreren Fahrbelägen: Erde, Sand, Stein. Es war absehbar, dass Cyril heute Zeit auf mich gutmachen würde. Ich werde bis zum Schluss alles geben. Es bleiben mir noch drei Tage dafür. Eine Strategie kann man nicht so leicht festlegen, wenn Cyril vorne Vollgas gibt! Ich muss ihm nur hinterher fahren. Wir werden nicht alles rausholen, aber dennoch dürfte das Tempo wie schon seit dem Beginn der Rallye hoch sein.

Gerard Farres Guell: Im Ziel auf Platz zwei zu landen, bedeutet mir und dem Team viel. Als ich in der ersten neutralen Zone ankam, sagte man mir, dass ich vorne lag. Dann habe ich Vollgas gegeben, um genauso weiter zu machen und eine Dakar-Etappe zu gewinnen. Leztlich war es unmöglich, aber ich bin zufrieden, weil es mir gestern körperlich schlecht ging, heute aber deutlich besser. Wir liefern eine gute Dakar ab. Das ganze Team zieht mit. Und wir kriegen Konstanz rein und fahren in die Plätze.

Ergebnis: 11. Etappe Bikes (Top 10)

1. Cyril Despres (KTM) 04:03:37
2. Gerard Farres Guell (KTM) +00:01:39
3. Marc Coma (KTM) +00:02:01
4. Johnny Aubert (KTM) +00:03:30
5. Joan Barreda Bort (Husqvarna) +00:04:53
6. Felipe Zanol (KTM) +00:05:37
7. Jordi Viladoms (KTM) +00:05:54
8. Pal Anders Ullevalseter (KTM) +00:07:44
9. Helder Rodrigues (Yamaha) +00:07:44
10. Stefan Svitko (KTM) +00:10:18

Gesamtwertung (Top 10)

1. Cyril Despres (KTM) 13:11:16
2. Marc Coma (KTM) +00:02:22
3. Helder Rodrigues (Yamaha) +01:08:40
4. Jordi Viladoms (KTM) +01:24:46
5. Stefan Svitko (KTM) +01:34:56
6. Gerard Farres Guell (KTM) +01:37:00
7. Pal Anders Ullevalseter (KTM) +02:04:06
8. Alessandro Botturi (KTM) +02:29:26
9. Olivier Pain (Yamaha) +02:40:15
10. Felipe Zanol (KTM) +03:09:37

Alle Bilder zur Rallye Dakar 2012