Joan Barreda Bort konnte die zehnte Etappe von Iquique nach Arica zu seinen Gunsten entscheiden. Nach 377 km Sonderprüfung wies der junge Spanier mit 4:18:43 Stunden die Bestzeit auf und beeindruckte erneut seine Gegner. Der Husqvarna-Pilot ließ damit Landsmann Marc Coma und Cyril Despres um 1:32 beziehungsweise 3:39 Minuten hinter sich, die Zweiter und Dritter wurden. Für Coma war es dennoch ein guter Tag, denn er konnten den Abstand auf seinen französischen Konkurrenten weiter verkürzen. 21 Sekunden trennen die Beiden nur noch.

"Die harte Arbeit des Teams wurde nun mit einem historischen Tagessieg bei der Dakar belohnt", sagte Teamchef Wolfgang Fischer erfreut nach der Etappe. "Wir freuen uns außerordentlich, dass unser neues Bike so toll funktioniert und an der Weltspitze siegfähig ist. Es ist natürlich ein besonderer Ansporn und eine Belohnung für den vielen Schweiß, die beiden Topfahrer auf einer Dakar-Etappe schlagen zu können."

Helder Rodrigues fuhr mit seiner Yamaha auf Rang vier der Tageswertung und Jordi Viladoms (KTM) beschließt die Top-5. Beide kämpfen derzeit um Platz drei in der Gesamtwertung. Ein enttäuschender Tag war es für Paulo Goncalves, der Portugiese hatte zeitweise die Führung inne, kam am Ende aber mit 19:23 Minuten Rückstand auf die Spitze ins Ziel.

Coma rückt weiter näher an Despres heran, Foto: Red Bull/GEPA
Coma rückt weiter näher an Despres heran, Foto: Red Bull/GEPA

Vor dem Start: Zeitstrafen

Bevor es auf die zehnte Etappe ging wurden von der Rennleitung erst einmal Zeitstrafen verteilt. Denn laut neuem Reglement bekommen alle Fahrer, die ihren Motor wechseln, eine Zeitstrafe von 15 Minuten. Viele Teilnehmer nahmen diese in Kauf, darunter auch die Führenden Cyril Despres und Marc Coma. Während die Entscheidung für die KTM-Piloten nur eine Verringerung des Abstands zu den Gegnern bedeutete, rutschte Goncalves von Rang vier auf sieben.

Cyril Despres war am Morgen als Erster von 114 Startern auf die Strecke gegangen, von Iquique aus ging es Richtung Süden, entlang der Pazifikküste. Während sich im Kampf um die Spitze ein weiteres Duell zwischen den zwei Führenden anbahnte musste David Casteu bereits 3 km nach dem Start anhalten. Der Franzose hatte bereits auf der neunten Etappe mit technischen Problemen zu kämpfen. Thierry Bethys war angehalten, wohl um Hilfe zu leisten, fuhr aber nach einigen Minuten weiter. Insgesamt dauerte es 30 Minuten, ehe Casteu die Probleme mit der Elektronik im Griff hatte.

An der Spitze wurde derweil taktiert - und verfahren. Despres und Coma wichen bei Kilometer 161 um einige Hundert Meter von der eigentlichen Strecke ab. Beide kehrten aber nach kurzer Zeit auf die Roadbuch-Strecke zurück. CP1 einmal passiert, übernahm aber dennoch erst einmal Barreda Bort die Führung. Nach 173 km hatte er sich einen Vorsprung von 35 Sekunden auf Coma erarbeitet. Despres ließ weiter Vorsicht walten, sein Rückstand betrug bereits 2:24 Minuten. Als noch schneller erwies sich wenig später Paulo Goncalves der Bort um sieben Sekunden schlagen konnte.

Goncalves weiter an der Spitze

CP2 sah ebenfalls den Teamkollegen von Bort an der Spitze, Goncalves fuhr mit 1:54:00 Stunden durch die Lichtschranke bei Kilometer 189. Dahinter folgte Bort, während sich Helder Rodrigues und Stefan Svitko zwischen Coma und Despres schieben konnten. Coma verkürzte unterdessen seinen Rückstand in der Gesamtwertung auf 1:40 Minuten.

Auf Rang sieben reihte sich Jordi Viladoms ein, Ruben Faria, Pal Anders Ullevalseter und Frans Verhoeven beschlossen die Top-10.

238 – böse Falle

Bei Kilometer 238 von 377 unterlief gleich mehreren Fahrern ein Fehler. Gefordert war die nordöstliche Richtung, einige Fahrer machten sich aber direkt in den Norden auf. Ruben Faria, Juan Pedrero Garcia, Felipe Zanol und Gerard Farres Guell erwischte es. Sie bemerkten ihren Fehler während Felipe Zanol für längere Zeit die falsche Richtung beibehielt.

Joan Barreda Bort machte hingegen alles richtig, ab CP3 konnte er die Spitze übernehmen und dieses Mal auch behalten. Er schlug Marc Coma um 2:35 Minuten, Helder Rodrigues folgte 3:29 Minuten dahinter, dann Cyril Despres, Jordi Viladoms, Stefan Svitko und Pal Anders Ullevalseter. Paulo Goncalves traf mit 14:21 Minuten Rückstand ein, obwohl er mit den ersten beiden Zwischenzeiten noch geführt hatte. Bort musste noch einige Zeit warten, ob jemand seine Bestzeit noch unterbieten könnte und damit seinen historischen Tagessieg zu Nichte machen würde, doch niemand konnten den Spanier abfangen.

Stimmen

Joan Barreda Bort, 1: "Nach den Problemen, die ich auf der dritten Etappe mit dem Hinterrad hatte, bin ich einen Tag nach dem anderen angegangen. Auf den letzten Etappen lief es besser und gestern habe ich gesehen, dass ich angreifen kann, also habe ich es gemacht. Auf der heutigen Etappe hatte ich ein Problem mit dem Fuß. In einer sehr schnellen Kurve, wo ich mit 120 Sachen unterwegs war, bin ich mit dem Fuß gegen ein Stein geprallt. Ich dachte, dass mir der Aufprall das Bein abreißt. Als ich den wertungsfreien Teil erreicht habe, hat man mir ein Schmerzmittel gegeben. So ging es bis zum Ende der Etappe. Ich habe sogar Gas gegeben. Wir werden sehen, was ich habe. Ich dachte, ich hätte mir das Wadenbein gebrochen, aber dann doch nicht. Ich weiß nicht, wie schwer die Verletzung ist, aber ich glaube, dass es bis Lima gehen müsste."

Marc Coma, 2: "Das ist der Ton der Rallye und ich glaube, dass wir bis zum Schluss kämpfen werden. Wir versuchen ständig, den Unterschied herauszufahren, und mit dem Grenzübergang nach Peru kommt die entscheidende Phase. Es sind kleine Dinge, die über den Ausgang entscheiden werden. Wenn beide das gleiche Niveau, das gleiche Team und das gleiche Motorrad haben, ist es für ihn genauso schwer wie für mich. Es wird zu 100% vom Fahrer abhängen."

Cyril Despres, 3: "Bis zu km 225 lief für mich alles gut, ich konnte ein hohes Tempo halten. Aber da ist mir ein kleiner Navigationsfehler unterlaufen und in diesem Moment hat Marc mich überholt. Er ist mit Joan Barreda zusammen gefahren, dem ich hier übrigens gratulieren möchte, denn er ist eine super Etappe gefahren. Auf diesem Niveau zählen die Sekunden! Das ist ein Szenario, das ich mir vorgestellt hatte, keine Überraschung. Ich bin zufrieden, dass ein weiterer Tag hinter mir liegt. Es ist jedenfalls nicht leicht, 377 km an der Spitze bei vollem Tempo zu fahren. Ob ich letztlich in seiner Staubwolke fahre oder er in meiner - das ändert nicht viel."

Ergebnis: 10. Etappe Bikes (Top 10)

1. Joan Barreda Bort (Husqvarna) 04:18:43
2. Marc Coma (KTM) +00:01:32
3. Cyril Despres (KTM) +00:03:39
4. Helder Rodrigues (Yamaha) +00:05:16
5. Jordi Viladoms (KTM) +00:08:48
6. Stefan Svitko (KTM) +00:09:44
7. Pal Anders Ullevalseter (KTM) +00:10:34
8. Olivier Pain (Yamaha) +00:14:41
9. Frans Verhoeven (Sherco) +00:14:59
10. Ruben Faria (KTM) +00:15:30

Gesamtwertung (Top 10)

1. Cyril Despres (KTM) 09:07:39
2. Marc Coma (KTM) +00:00:21
3. Helder Rodrigues (Yamaha) +00:45:56
4. Jordi Viladoms (KTM) +01:18:52
5. Stefan Svitko (KTM) +01:24:38
6. Gerard Farres Guell (KTM) +01:35:21
7. Paulo Goncalves (Husqvarna) +01:41:41
8. Pal Anders Ullevalseter (KTM) +01:56:22
9. Olivier Pain (Yamaha) +02:08:22
10. Alessandro Botturi (KTM) +02:15:51

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