Nasser Al-Attiyah erwies sich als der Mann des Tages auf der siebenten Etappe der Rallye Dakar, die aus einer Schleife über 419km Länge von Copiapo nach Copiapo bestand. Der Katari brachte seinen Hummer in den Dünen gerade zu zum fliegen und holte sich den Tagessieg mit 7.30 Minuten Vorsprung auf Teamkollege Robby Gordon. Dabei war Al-Attiyah am Morgen erst als Elfter gestartet, doch besonders auf den letzten Teilabschnitten schien er unaufhaltsam. Hinter den beiden Schwergewichten kam Stephane Peterhansel als Dritter ins Ziel, der damit weiter die Gesamtwertung anführt.

Schock für Gordon

Das erste Teilstück gehörte ganz klar den Mini aus dem X-Raid-Team. Krzysztof Holowczyc stürmte auf den ersten 34km an die Spitze und erreichte den ersten Zeitmesspunkt 16 Sekunden schneller als Nani Roma. Weitere acht Sekunden dahinter erreichte Leonid Nowitskiy die Lichtschranke. Stephane Peterhansel büßte 36 Sekunden auf Holowczyc ein und war damit noch drei Sekunden langsamer als Leal dos Santos.

Nasser Al-Attiyah auf der 7. Etappe unschlagbar, Foto: ASO
Nasser Al-Attiyah auf der 7. Etappe unschlagbar, Foto: ASO

Einen Paukenschlag im Hummer-Lager gab es direkt nach 25 Kilometern: Robby Gordon musste anhalten und verlor fünf Minuten auf Holowczyc. Diesem Rückstand lief er von nun an hinterher. Überraschungsmann war Giniel de Villiers, der im Toyota auf dem ersten Teilstück mit nur sechs Sekunden Rückstand Zweitschnellster war.

Peterhansel nimmt das Heft in die Hand

Bis zum 75. Kilometer hatte Holowczyc dann seine Führung verloren. Der Pole büßte aus noch nicht geklärter Ursache zwei Minuten ein. Roma übernahm das Kommando und war am zweiten Messpunkt nach 41 Minuten Schnellster vor Peterhansel, der 30 Sekunden Rückstand aufwies. De Villiers bestätigte seine gute Form mit Zwischenrang drei.

Bis zum Ende des ersten Teilstücks nach 142 Kilometern hatte sich das Blatt jedoch gewendet: Nani Roma verlor zweieinhalb Minuten auf Peterhansel, der nach 1:13.32 Stunden das Teilstück als Schnellster beendete. Dass der Hummer auch in den Dünen funktioniert, bewies Nasser Al-Attiyah, der noch vor de Villiers die zweitschnellste Zeit markierte. Roma folgte trotz des Zeitverlustes als Vierter mit 2:16 Minuten Rückstand. Holowczyc lief dicht dahinter mit 2:39 Minuten Rückstand auf Peterhansel ein.

Hummer-Fahrer mit beeindruckendem Schlussspurt

Nasser Al-Attiyah und Robby Gordon gaben auch auf den folgenden Kilometern weiter Gas – und zwar ordentlich. Der Amerikaner lag bei der nächsten Zwischenzeitnahme nur noch eine Sekunde hinter Mini-Pilot Stephane Peterhansel, während Al-Attiyah noch einen drauf setzte. Der Mann aus Katar wurde bei Kilometer 376 mit der besten Zeit gestoppt. Er hatte sich einen Vorsprung von 5.53 Minuten erarbeitet. Holowczyc, Nani Roma, De Villiers und Ricardo Leal Dos Santos folgten dahinter.

Krzysztof Holowczyc büßte weiter Zeit auf den Führenden ein, Foto: Willy Weyens
Krzysztof Holowczyc büßte weiter Zeit auf den Führenden ein, Foto: Willy Weyens

Gordon schob sich anschließend noch auf die zweite Position und zu diesem Zeitpunkt konnte man schon ahnen, dass es ein Hummer-Tag werden könnte, so eine Überhitzung wie auf den letzten Etappen nicht noch alles verkocht. Peterhansel hatte weitere 23 Sekunden verloren.

Eine böse Überraschung blieb aber aus – zumindest für die Hummer-Fahrer die den Minis auf der siebenten Etappe ein Schnippchen schlagen konnten. Nach einigen Rückschlägen während der ersten Etappen, ein lichter Schein am Horizont des amerikanischen Teams. Stephane Peterhansel fuhr den dritten Platz ein, der Franzose vermied es unnötige Risiken einzugehen. Auf Rang vier kam Krzysztof Holowczyc ins Ziel. Ein Ergebnis, das vor allem Peterhansel zusagen dürfte, denn damit war sein direkter Gegner erneut etwas langsamer. Nani Roma sicherte sich Platz fünf vor Giniel de Villiers im Toyota.

Stimmen

Nasser Al-Attiyah, 1 "Der Wagen ist heute perfekt gelaufen, und wir haben vom Anfang bis zum Ende der Spezialetappe angegriffen und sind dabei ziemliche Risiken eingegangen, um die Bestzeit zu erzielen. Unsere Zielsetzung besteht darin, jeden Tag zwischen 7 und 8 Minuten aufzuholen. Heute haben wir dies perfekt erfüllt. Wir werden versuchen, bei allen anderen Etappen ab Montag ein ähnliches Ergebnis zu erzielen oder möglichst sogar noch mehr. Wir haben jedenfalls keine andere Wahl mehr, wenn wir die Dakar noch gewinnen wollen!"

Stephane Peterhansel, 3 "Wir haben den Schaden gut im Rahmen gehalten, denn wir sind nicht vom Weg abgekommen, auch wenn wir dafür etwas vom Gas gehen mussten, um die richtige Überfahrt bei jeder Düne nicht zu verpassen, weil wir ja die Strecke eröffnet haben. Daher bin ich ziemlich zufrieden, auch wenn wir heute keine Siegchancen hatten. Die Etappe wurde verkürzt, weil es in den Wadis zu viel Wasser gab, und dennoch sind wir über einige volle gestolpert. Die Organisatoren haben die richtige Entscheidung getroffen, diesen zu schlammigen Teil abzukürzen."

Krzysztof Holowczyc, 4 "Eigentlich war die Spezialprüfung ziemlich einfach, denn in der letzten Nacht gab es wohl Dauerregen, der den Sand viel tragfähiger gemacht hat, wodurch ich wirklich attackieren konnte. Dennoch blieben natürlich einige Mulden in den Dünen butterweich, und bei den Anstiegen musste man richtig Gas geben. Ich bin übrigens direkt neben Giniel vorbeigefahren, der feststeckte."

Am Sonntag ist planmäßiger Ruhetag bei der Dakar, bevor es auf die achte Etappe geht, die über 477 km Sonderprüfung ausgetragen wird.

Ergebnis: 7. Etappe Autos (Top 10)

1. Al-Attiyah/Cruz (HUMMER), 00:50:47
2. Gordon/Campbell (HUMMER), + 00:01:01
3. Peterhansel/Cottret (MINI), 00:03:52
4. Holowczyc/Fortin (MINI), 02:10:51 Stunden
5. Roma/Perin (MINI), + 00:07:47
6. De Villiers/Von Zitzewitz (TOYOTA), + 00:19:12
7. Leal Dos Santos/Fiuza (MINI), + 00:09:19
8. Novitskiy/Schulz (MINI), + 00:08:18
9. Sousa/Garcin (GREAT WALL), + 00:14:02
10. Ten Brinke/Baumel (MITSUBISHI) +

Gesamtwertung: Autos 7/14 (Top 10)

1. Peterhansel/Cottret (MINI), 15:32:53 Stunden
2. Holowczyc/Fortin (MINI), + 00:11:22
3. Gordon/Campbell (HUMMER), + 00:13:09
4. Roma/Perin (MINI), + 00:18:05
5. De Villiers/Von Zitzewitz (TOYOTA), + 00:34:07
6. Al-Attiyah/Cruz (HUMMER), 00:42:54
7. Novitskiy/Schulz (MINI), + 00:54:26
8. Sousa/Garcin (GREAT WALL), + 01:12:50
9. Alvarez/Graue (TOYOTA), + 01:41:38
10. Van Loon/Scholtalbers (MITSUBISHI), + 01:48:39

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