Nach einer Schneepause und der Absage der sechsten Dakar Etappe am Freitag, kämpften sich die Zweiradfahrer auf der siebenten Etappe über 419 km nicht nur durch unwegsames Gelände, sondern auch durch die Sonne. Die Etappe vor dem traditionellem Ruhetag am Sonntag, gehört zu den längsten und damit schwierigsten, vor allem auch, weil sich die Teilnehmer durch ein schier endloses Meer an Dünen kämpfen müssen. Zudem wurde auf der Copiapo Schleife auch der Camancheca-Nebel erwartet - der allerdings keinen Gastaftritt gab.

Marc Coma hatte gehofft das Blatt ein wenig in seine Richtung drehen zu können – und dies war dem Spanier nach 3:51:35 Stunden auch gelungen. Nicht nur kam er in der Tageswertung als Erster ins Ziel, er konnte im Gesamtklassement auch 2.03 Minuten auf seinen Konkurrenten gut machen. Cyril Despres' Vorsprung schrumpfte auf 7.48 Minuten. Portugals Paulo Gonclaves wurde mit seiner Husqvarna Dritter.

Der erste Akt

Cyril Despres und Marc Coma bestimmten bislang abwechselnd die Tageswertungen, beide KTM-Fahrer werden durch 9.51 Minuten in der Gesamtwertung getrennt. Doch die schwierige siebente Etappe verleitet gern zu Fehlern, so dass man gespannt sein durfte, ob sich einer der Favoriten eine Blöße gibt. Der Franzose war nach seinem Sieg bei der fünften Etappe als Erster auf die Strecke gegangen, bis zum ersten Kontrollpunkt bei Kilometer 31 hatte aber Coma bereits die Führung übernommen.

Unglücklicher Sturz von Lopez auf der 7. Etappe, Foto: Aprilia Racing
Unglücklicher Sturz von Lopez auf der 7. Etappe, Foto: Aprilia Racing

Auf Rang zwei hatte sich Aprilia-Fahrer Francisco Lopez geschoben, der Chilene hatte einen Rückstand von 12 Sekunden. Doch sein Tag sollte nicht so berauschend weiter gehen. Kurz nach CP1 kam er mit seiner Aprilia zu Sturz. Zwar konnte Lopez wieder aufsteigen und seine Fahrt fortsetzen, in der Zeitwertung wurde er aber nach hinten durchgereicht.

"Es war ein heftiger Sturz", sagte Lopez am Abend. "Es fiel mir nicht leicht wieder aufzusteigen, ich werde mich untersuchen lassen und sehen, wie es meinem Knie geht. Danach kommt die Entscheidung, ob ich weiter fahre, oder nicht."

Despres durchquerte die Zeitmessung bei CP1 erst als Dritter, dahinter folgten Husqvarna-Fahrer Joan Barreda Bort, sowie Stefan Svitko und Ruben Faria, die beide die gleiche Zeit erzielt hatten. Die Ränge sieben und acht wurden durch Paulo Goncalves und Frans Verhoeven besetzt.

Bis zum Verbindungsstück, das zum zweiten Teil der Prüfung überleitete behielt Marc Coma weiter die Führung. Der Spanier konnte mit seiner Zwischenzeit von 1:16.59 Stunden, Landsmann Bort um 18 Sekunden hinter sich lassen. Hinter diesem folgte gleich noch ein weiterer Husqvarna-Fahrer, mit Paulo Goncalves, der als Zehnter auf die Etappe gegangen war. Der Gesamtführende Despres fuhr als Vierter durch die Lichtschranke mit einem Rückstand von 1:46 Minuten. Die Top-10 wurden durch Svitko, Gerard Farres Guel, Faria, Ullevalseter, Viladoms und Verhoeven abgerundet.

Neu gemischte Karten

Nach einem Verbindungsstück von 50 Kilometern ging es auch für die Motorräder in die zweite Runde der Wertungsprüfung. Coma hatte es unterdessen geschafft in Sichtweite von Despres zu kommen. In Zeit umgerechnet bedeutete dies, dass er seit dem Start zwei Minuten auf den KTM-Konkurrenten gut machen konnte.

Coma sorgte für ein direktes Duell auf der Strecke, Foto: KTM
Coma sorgte für ein direktes Duell auf der Strecke, Foto: KTM

Während der eine Spanier straff auf dem Vormarsch war, verfuhr sich ein anderer in den Dünen. Dabei hatte Bort auf der fünften Etappe noch ein gutes Roadbook nachweisen können. Doch heute fuhr er nach Südosten statt Südwesten. Nach drei Minuten drehte der Husqvarna-Fahrer wieder um. Der bis dahin Zweite verlor bis zu Wegpunkt 7 insgesamt 13 Plätze in der Zeitenliste.

Unterdessen kämpfte Javier Pissolito mit seiner Honda. Bei Kilometer 290 war der Argentinier stehen geblieben und versuchte anschließend für über 40 Minuten die Technik in den Griff zu bekommen. Auch Landsmann Pablo Rodriguez versuchte zu helfen und hielt an. Pissolito gab sich jedoch zuversichtlich, die Fahrt fortsetzen zu können.

An der Spitze klemmte sich nach 374 km Despres an das Hinterrad von Coma. 20 Sekunden trennten die Beiden, bevor es in das Dünenareal ging, das durchquert werden muss, wenn man ins Tagesziel fahren will. Während sich die KTM-Fahrer anscheinend aufeinander konzentrierten, schob sich Goncalvez mit seiner Husqvarna zwischen die Zwei. Bis zum Ziel konnte er die Platzierung allerdings nicht halten, am Ende ein dritter Rang.

In die Top-5 schafften es auch Helder Rodrigues (Yamaha) und Gerard Farres Guell (KTM), womit die Zeitenliste eine etwas buntere Mischung bei den Herstellern bot, als noch nach der fünften Etappe. Pal Anders Ullevalseter kam mit 8:07 Minuten Rückstand als Sechster ins Ziel, während Stefan Svitko nach einem guten Start in den Tag, nur Zwölfter wurde.

Stimmen

Marc Coma, 1: "Der Tag vor dem Ruhetag ist für gewöhnlich immer sehr schwer, und auch heute war dies der Fall mit sehr viel Hitze und recht weichem Sand. Wir sind dennoch sehr schnell gefahren, und ich habe angreifen können. Ich mache 2 Minuten auf Cyril gut, aber das ist natürlich nicht ausreichend! Wir kennen die Strategie sehr gut und wir wissen, dass wir einmal 2 Minuten für mich haben werden, einmal 2 Minuten für Cyril, und es ist schwer, daran etwas zu ändern, wenn es nur eine Route gibt."

Cyril Despres, 2: "Ich habe heute ein wenig gefaulenzt, denn Marc hat die Strecke ab km 200 eröffnet, d.h. ab dem Beginn der 2. Spezialetappe, aber ich glaube, das gehört auch zum Rennen. Deswegen also sage ich ihm schon mal Danke… Es geht dabei immer ein wenig um die Strategie, denn man weiss, dass man mit den zwei Minuten spielen kann."

Ergebnis: 5. Etappe Bikes (Top 10)

1. Marc Coma (KTM) 03:51:35
2. Cyril Despres (KTM) +00:02:03
3. Paulo Goncalves (Husqvarna) +00:02:49
4. Helder Rodrigues (Yamaha) +00:03:46
5. Gerard Farres (KTM) +00:06:50
6. Pal-Anders Ullevalseter (KTM) +00:08:07
7. David Casteu (Yamaha) +00:08:43
8. Ruben Faria (KTM) +00:08:48
9. Frans Verhoeven (Sherco) +00:09:24
10. Jordi Viladoms (KTM) +00:11:26

Gesamtwertung (Top 10)

1. Cyril Despres (KTM) 18:12:38
2. Marc Coma (KTM) +00:07:48
3. Helder Rodrigues (Yamaha) +00:49:39
4. Paulo Goncalves (Husqvarna) +00:55:33
5. David Casteu (Yamaha) +01:05:38
6. Jordi Viladoms (KTM) +01:07:40
7. Gerard Farres (KTM) +01:08:00
8. Stefan Svitko (KTM) +01:17:19
9. Francisco Lopez (Aprilia) +01:17:20
10. Juan Pedrero Garcia (KTM) +01:23:48

Alle Bilder zur Rallye Dakar 2012