Wie ergeht es dir hier bei der MotoGP in Barcelona?
John McGuinness: Ich war schon bei einigen Grand Prix. Ich fuhr 1997, 1999 und 2000 in Großbritannien per Wildcard auf 500ccm Zweitakt-Maschinen beim Grand Prix in Donington mit. Ich fuhr also selbst auf diesem Niveau. Heute haben wir aber eine andere Dimension: Das sind alles Prototypen-Maschinen. Sie zu sehen und zu hören ist unglaublich. Als ich meinen letzten 500er Grand Prix fuhr, gewann Valentino [Rossi] sein erstes GP-Rennen auf einer 500er und er ist noch immer dabei. Ich fuhr mit diesen Jungs auf diesem Niveau. Aber auch Zuschauen ist wunderbar. Monster hat mich und meine Familie eingeladen, kümmert sich um uns und wir sind hier, genießen die Sonne. Am Sonntag habe ich Lewis Hamilton getroffen, ich bin also noch immer etwas geflasht. Ich durfte Johann Zarco die Trophäe auf dem Moto2-Podest überreichen. Ich lebe einfach den Traum.

Verfolgst du die Rennen auch zu Hause?
John McGuinness: Ja, natürlich sehe ich mir die Rennen an. Wie kann ich das auch nicht tun? Schließlich waren sie schon immer Teil meines Lebens. Ich schaue mir eigentlich alles auf zwei Rädern an. Es ist noch immer das Unglaublichste, was man sehen kann. Solange ich lebe, werde ich mir das ganze Zeug wie Speedway, Trials und Motocross ansehen. Ich habe kein Interesse an Fußball oder irgendeiner anderen Sportart. Ich habe schon Rennen angeschaut, da wussten viele hier noch nicht einmal, dass es Fußball überhaupt gibt.

Hast du einen Favoriten in der MotoGP?
John McGuinness: Puh… Ich weiß es nicht genau. Nicht wirklich. Ich würde Valentino gern noch einmal siegen sehen. Das ganze Wochenende hier scharen sich die ganzen Leute noch immer um ihn - den ganzen Tag, die ganze Nacht. Er ist noch immer die Ikone, die er schon immer war. Er kann schlecht keiner deiner Favoriten sein. Als Brite würde ich natürlich gern sehen, dass Cal Crutchlow wieder richtig auf Tour kommt. Er hat momentan ein paar Probleme, aber er wird zurück sein. Ich meine, er hat Eier und ist zielstrebig. Ich bin mir da sehr sicher. Insgesamt mag ich aber alle Fahrer hier und habe großen Respekt vor ihnen, denn es ist schlichtweg fantastisch, was sie tun - in allen Klassen, also auch die Piloten in Moto3 und Moto2. Alle sind professionelle Sportler und sie wissen was sie tun. Das ist wunderbar.

Was denkst du über Marc Marquez?
John McGuinness: Er ist unglaublich. Das Schöne daran ist, dass er ein so glücklicher Mensch ist. Er lacht immer. Er erinnert mich an ein junges, enthusiastisches Kind, das einfach auf ein Motorrad steigen und Spaß haben will - egal ob Trial, Flat-Track oder sonst was. Er brach sich ja sogar das Bein beim Flat-Track-Training. Ich brach mein Handgelenk auf einer Enduro beim Training für die TT. Er ist einfach etwas Besonderes auf dem Motorrad. Es ist gut zu sehen, dass er etwas frischen Wind reinbringt. Natürlich würde ich auch gerne sehen, dass ihn jemand schlägt. Er muss gestoppt werden, aber er macht es auch interessant, kreiert richtig guten Rennsport. Er ist ein fantastischer Charakter in dieser Welt. Davon brauchen wir definitiv mehr!