Ein Jahr mit insgesamt acht Podiumsplätzen und zwei Siegen liegt hinter euch. Dabei zählt ihr zu den kleinsten Teams im ADAC GT Masters und habt dennoch bis zum letzten Rennwochenende um den Titel gekämpft. Außerdem sitzen immer wieder Top-Piloten in euren Cockpits und konntet auch in Baku beim Einladungsrennen überzeugen. Wenn du mit ein bisschen Abstand Bilanz zur Saison 2014 ziehst, wie fällt diese aus?

Christian Schütz: Wir haben nach dem schwierigen Jahr 2013 die richtigen Schlüsse gezogen und unsere Prozesse optimiert. Vor allem deshalb haben wir mit dem gesamten Team einen guten Schritt nach vorn und damit in die richtige Richtung gemacht. In vielen Punkten ist unsere Strategie voll aufgegangen. Leider hat es am Ende nicht ganz zum Titel gereicht. Vielleicht hat uns hier und da ein wenig das Glück gefehlt. Ich denke, es geht nicht um die Größe des Teams, sondern um Leidenschaft, Einsatzbereitschaft und die Ressourcen die zur Verfügung stehen. Das betrifft auch die Unterstützung seitens der verschiedenen Hersteller. Ich bin davon überzeugt, dass wir inzwischen über ausreichend Erfahrung verfügen, uns sinnvoll erweitert haben und damit absolut wettbewerbsfähig sind. Wir sind ein Beispiel dafür, dass Geld allein nicht immer um die Meisterschaft fährt. Der Erfolg gibt uns sprichwörtlich Recht, denn in der Zwischenzeit kämpfen wir mit den europäischen Topteams auf Augenhöhe. Damit haben wir übrigens unsere Zielstellung, die wir uns beim Debut 2012 gesetzt haben, erreicht. Mit ein wenig Abstand sehe ich das Ganze aber auch kritisch und bin mir sicher, dass wir uns noch steigern können. Dabei geht es nicht allein darum, Rennen zu gewinnen, sondern vielmehr unser Kundensportangebot zu optimieren. Das heißt: Wir wollen unsere Erfahrungen aus dem professionellen Motorsport an unsere Kunden weitergeben und uns als Team damit weiterentwickeln. Das war auch ein Grund für unseren Start in Baku. Dort wollte ich als Teamchef sehen, wo genau wir im internationalen Vergleich stehen.

Wie beurteilst du die Entwicklung von Schütz Motorsport? An welchem Punkt seid ihr inzwischen angekommen, wenn man es vom Projektstart aus betrachtet?

Unser Motto entspricht der Auffassung von Ferdinand Piech: "Mit Vollgas auf dem Weg nach oben." Wir sind natürlich immer auf das Ziel fokussiert. Ein Zurückblicken findet bei uns gar nicht so oft statt. Deshalb muss ich schon mal schmunzeln, wenn ich mich erinnere, wie wir angefangen haben. Ich erschrecke selbst, wie rasant es vorwärts geht, auch wenn wir manchmal an unsere Grenzen stoßen. Das gehört aber dazu. Das wollen wir auch. Nur so können wir unsere Abläufe optimieren und gesund wachsen. Schauen wir auf unseren Plan, den wir mit unserem Debut 2012 aufgestellt haben, befinden wir uns derzeit auf Halbzeitkurs. Dabei bin ich besonders stolz auf unsere Mechaniker, Techniker und alle, die bei der Organisation helfen. Hier kommt unsere Philosophie eines eingeschworenen Teams zum Tragen, das sich in den vergangenen vier Jahren formiert hat. Bei uns steht jeder für den anderen ein und wir leben den Teamspirit. Ich denke das ist eine unserer Stärken.

Abenteuer Blancpain Sprint Series: Schütz nahm dieses Jahr erstmals teil, Foto: ADAC GT Masters
Abenteuer Blancpain Sprint Series: Schütz nahm dieses Jahr erstmals teil, Foto: ADAC GT Masters

Nun konntet ihr im Rahmen der Blancpain Sprint Series einen neuen Eindruck von einer interessanten, sehr wettkampfstarken europäischen GT-Serie gewinnen. War das der Auftakt für weitere Rennen?

Ich war sehr begeistert von der hohen Professionalität. Wir sind Vollblut-Racer und suchen die Herausforderung. Deshalb kann ich mir sehr gut vorstellen, das dieses Rennformat zu uns passt.

Euer Engagement im ADAC GT Masters ist nur ein Teil. Ebenso seid ihr im Porsche Sportscup und zum Teil bei der Spezial Tourenwagen Trophy aktiv. Welches konkrete Angebotsspektrum deckt ihr ab?

Wir sind ein junges, aber durch den persönlichen Werdegang erfahrenes Rennteam. Unser Angebot beschränkt sich nicht nur auf den reinen Motorsport auf der Strecke. Wir wollen die Wünsche unserer Kunden vollumfänglich, professionell und dennoch persönlich. Das ist eben als die Vor- und Nachbereitung der Autos und die damit verbundenen Wartungs- und Revisionsarbeiten. Wir bieten die komplette Logistik rund um den Motorsport. Das heißt, wer bei uns ins Cockpit steigt, hat sich für ein Paket entschieden, das von der Reiseorganisation über das Einsatzfahrzeug bis hin zum Catering an der Strecke für sich und seine Partner alles umfasst. Doch damit ist das Angebot von Schütz Motorsport nicht abgeschlossen. Denn Erfolg auf der Rennstrecke ist nicht nur Ergebnis einer guten Teamarbeit und eines funktionierendem Autos. Für die optimale Vorbereitung bieten wir beispielsweise mit unserem international erfahrenem Porsche-Piloten Christian Engelhart individuelle Fahrercoachings an. Dazu gehört neben dem Coaching am und im Auto auch eine intensive Video- und Datenanalyse. Das zeigt unseren Ansatz für jeden interessierten Fahrer und schließt den Kreis von professionellem Motorsport und Kundensport. Unsere Kunden profitieren bei uns 1:1 vom Motorsportprogramm.

Erfolgreiche Saison in der ADAC GT Masters für Schütz Motorsport, Foto: ADAC GT Masters
Erfolgreiche Saison in der ADAC GT Masters für Schütz Motorsport, Foto: ADAC GT Masters

Motorsport ist heutzutage kein reiner Renneinsatz mehr, sondern es gehört wesentlich mehr dazu. Das fängt bei Events für Unternehmen an, die als Partner und Sponsoren auftreten, geht über Fahrercoachings abseits der Rennstrecke bis hin zum gesamten individuellen Rahmenprogramm bei den Rennwochenenden. Ist das auch für kleine Teams umsetzbar?

Wir sehen uns als Dienstleister im Motorsport und bieten unseren Partnern individuelle Pakete. Unsere Fahrzeuge sind Sportgeräte und interessante Werbeträger zugleich mit einem hohen Wiedererkennungswert. Heutzutage wollen Unternehmen und Privatkunden etwas Besonderes erleben oder wiederum ihren Partnern anbieten. Unsere Kompetenz liegt darin, adäquate Veranstaltungen mit Eventcharakter im Motorsport erfolgreich umzusetzen. Hightech und Sport ist das beste Umfeld für Networking und dafür bieten wir ein umfangreiches Angebot: angefangen von Fahrsicherheitstraining, Einzelcoaching, Pitstoptraining für Fahrer und Teams sowie Kartrennen. All das wird bei uns groß geschrieben und mit exklusiven Catering und Eventprogramm umrahmt.

Vom jetzigen Stand aus betrachtet: Welche Weiterentwicklung und welche Rennserien und Marken werden bei Schütz Motorsport im Angebot sein?

Unser Ziel ist es, uns in der GT3 Szene nachhaltig zu etablieren und unseren Kundensport weiter auszubauen. Wir sind natürlich eng mit der Marke Porsche verbunden. Ganz klar haben wir mit den Autos die meiste Erfahrung. Aber grundsätzlich richten wir uns von den Marken nach den Wünschen unserer Kunden. Derzeit betreuen wir auch sehr erfolgreich einen Audi R8 LMS, sind aber den meisten Konzepten gegenüber aufgeschlossen.

Es ist im hochprofessionellen Motorsport inzwischen deutlich zu erkennen, dass die Nachwuchsfahrer vom Kartsport, spätestens vom Formel 4 Bereich aus einen klaren Weg bis in die höchsten Klassen in drei bis fünf Jahren schaffen. Sie durchlaufen regelrecht ein Ausbildungssystem wie vom Nachwuchsfußball bis in die Fußball-Bundesliga. Übertragen auf den GT-Sport: Gibt es bei euch auch diese Ausbildungsmöglichkeiten?

Gerade der Porsche Sports Cup bietet allen Interessierten eine tolle Basis für den Einstieg. Es ist vom geführten Fahren bis zum harten Rennsport alles vertreten. Unser Angebot erstreckt sich dabei vom Coaching mit dem Straßenfahrzeug bis hin zum Porsche 911 GT3. Somit können wir jedem Interessierten vom ersten Schritt in den Motorsport bis zum "Sprung" auf die Rennstrecke inklusive zugehörigem Lizenztraining die gesamte Palette anbieten. Besonders stolz sind wir auch über unsere drei Damen, die unser Angebot nutzen. Auch für sie bieten wir, wie für all unsere Kunden, die Einsatzmöglichkeiten vom Breitenmotorsport bis in die Profiklassen im ADAC GT Masters und der Blancpain Sprint Series.

Klares Ziel: Schütz will Rennen gewinnen, Foto: ADAC GT Masters
Klares Ziel: Schütz will Rennen gewinnen, Foto: ADAC GT Masters

Blicken wir zum Abschluss voraus: Gibt es schon eine Richtung, in welchen Rennserien ihr einen Start in den Fokus nehmt?

Wir führen bereits erste Gespräche und konzentrieren uns zunächst darauf, unsere Fahrerplätze mit interessierten Kunden zu besetzen. Momentan prüfen wir alle Einsatzmöglichkeiten von der Blancpain Sprint Series über ADAC GT Masters bis hin zum Porsche Carrera Cup Deutschland. Die Anzahl der einzusetzenden Fahrzeuge richtet sich danach, wie viele wettbewerbsfähige Fahrerpaarungen letztlich machbar sind. Dabei ist unser Credo nicht Masse, sondern eben die Klasse zu garantieren. Sprich: Alle, die mit uns an den Start gehen, sollen auch eine Siegchance in der entsprechenden Klasse haben. Eine Erweiterung unseres Engagements bietet dabei auch neuen interessierten Partnern die Möglichkeit, auf unseren Zug aufzuspringen.

Wie schaut es mit der Fahrerpaarung in der Profiklasse aus. Lasst ihr euch schon in die Karten schauen?

Auch hier legen wir sehr viel Wert auf die bestmögliche Fahrerpaarung. Das sind wir unseren Partnern und Kunden einfach schuldig und es ist natürlich auch unser eigener Anspruch, um den Sieg zu fahren. Aber leicht wird es 2015 nicht. Wenn wir die vergangene Saison betrachten, hatten wir das Glück, mit den besten "Porsche Spezialisten" zusammen gearbeitet zu haben. Christian Engelhart hat dieses Jahr eine super Performance gezeigt und Jaap van Lagen, der ebenfalls sehr stark war, zur Vizemeisterschaft verholfen. Dabei haben uns Martin Ragginger und Kevin Estré sehr erfolgreich unterstützt. In Baku haben wir Marco Holzer eingesetzt und ihn im operativen Betrieb kennengelernt. Das war eine tolle Erfahrung und er hat ebenfalls eine klasse Teamarbeit geleistet und sich vom ersten Moment an vollständig integriert. Neben einer starken Performance unserer Profis ist aber auch eine perfekte Betreuung unserer Kunden wichtig. Hier arbeiten wir an den Rennwochenenden innerhalb unseres Teams übergreifend. Damit können alle von den jeweiligen Erkenntnissen von der Strecke profitieren und gemeinsam eine Leistungsverbesserung erreichen.

Abschließend die Frage: Welches ist das Hauptziel im kommenden Jahr bei Schütz Motorsport?

Bei der Gelegenheit möchte ich mich für die Zusammenarbeit mit all unseren Partnern und Sponsoren bedanken, ohne die ein solch umfangreiches Engagement nicht zu realisieren wäre. Vielen Dank unseren Kunden für ihr Vertrauen in uns, unseren Unterstützern und Fans für ihre Treue und ihren Zuspruch - und natürlich ein ganz besonderes Dankeschön an meine gesamte Mannschaft. Im Übrigen: 2015 feiern wir fünf Jahre Jahre Schütz Motorsport. Damit ist ganz klar, welche Ziele wir verfolgen: Wir möchten Rennen gewinnen!