Das Schweizer A1GP-Team hat das Auto nach den im Training in Sydney/Eastern Creek aufgetretenen Problemen in der Nacht zum Samstag gleichsam von Grund auf neu aufgebaut. Die bis 01.00 Uhr in der Früh dauernde Nachtschicht lohnte sich: Neel Jani eroberte sowohl für den Sprint als auch für das Hauptrennen den 2. Startplatz.

Unter der Leitung des Ingenieurs James Robinson hatten die Mechaniker unter riesigem Aufwand alles Mögliche geändert und geprüft. So wurde die Lenkung, die als Hauptursache der unbefriedigenden Trainingszeiten am Freitag vermutet worden war, ausgewechselt. Voller Zuversicht trat Jani am Samstagvormittag zum letzten Training an. Am Ende entstieg der 24-jährige Berner dem Auto desillusionert. Er hatte anderthalb Sekunden auf die Bestzeit verloren und fand sich auf dem 14. Platz wieder.

Mit einem mehr oder weniger riskantem Setup basierend auf den Daten des Trainings nahm Jani das Qualifying in Angriff. Zur gr0ßen Freude funktionierte plötzlich alles. Bald reifte die Erkenntnis, dass ein schlechter Reifensatz am Ursprung des Debakels gestanden war. Im ersten Teil des Qualifyings war Jani mit 1:18,485 Dritter. Im zweiten Abschnitt kam er mit der Bestzeit von 1:18,218 bis auf 0,069 Sekunden an den Franzosen Loïc Duval heran und sicherte sich damit für den Sprint den Platz in der ersten Startreihe.

In der Qualifikation für das Feature Race reichten Janis 1:19,594 zunächst für den 2. Platz hinter dem überraschend starken Chinesen Cong Fu Chen. In der Reprise steigerte sich der Schweizer auf 1:18,590, womit er lediglich dem Neuseeländer Jonny Reid den Vortritt lassen musste, diesmal sogar um nur 0,012 Sekunden. Der Pechvogel des Tages war Chris Alalaljian. Der Libanese beschädigte sein Auto bei einem Crash zu Beginn des Qualifyings so stark, dass ihm danach nur die Rolle des Zuschauers blieb.

"Ich bin von den Toten auferstanden", lautete Janis sarkastischer Kommentar nach dem Qualifying. "Ich hatte den Mut zwar nicht verloren, weil ich wusste, dass die desaströsen Trainingsergebnisse nicht an mir lagen, machte mich aber auf eine schwierige Aufgabe ohne valable Grundlage gefasst. Unter diesen Umständen die Pole-Position beide Male nur um ein paar Hunderstelsekunden zu verpassen, war dann umso erfreulicher."

Teamchef Max Welti stimmte ein Loblied auf seine Leute an: "James und die Mechaniker haben einen Superjob gemacht. Sie haben die Moral ob der total missratenen Trainings so wenig verloren wie Neel, der bewundernswerte Coolness an den Tag gelegt und eine reife Leistung gezeigt hat."

Im Hinblick auf die Rennen bleibt als Unsicherheitsfaktor das Wetter. Am Samstag war die Lufttemperatur auf 28 Grad gestiegen und zwischen dem Training und dem Qualifying regnete es sogar. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit drohen auch für Sonntag einzelne Gewitter. Das Reglement sieht allerdings kein zusätzliches Training mit Regenreifen vor, und bei trockenem Wetter ist der Gummiverschleiss in Eastern Creek erfahrungsgemäss hoch.