Am kommenden Wochenende fährt die A1 Grand Prix Serie auf historischem Boden. Nach den Gastspielen in Peking und Shanghai besucht man zum ersten Mal Zhuhai. Die 4,3 Kilometer lange Strecke wurde erst 1996 eröffnet und ist trotzdem die älteste permanente Rennstrecke des Kaiserreichs. Auch für die Zuschauer an der Strecke ist der Weltcup des Motorsports ein ganz besonderes Highlight. Eigentlich wollte vor einigen Jahren die Formel 1 in Zhuhai Halt machen, doch dann flog man aus dem provisorischen Kalender. Geplante ChampCar-Rennen wurden mehrfach gestrichen. Den beiden Rennen am Sonntag steht jedoch nichts mehr im Wege, auch wenn das in China nicht immer der Fall war.

Vor ziemlich genau einem Jahr gastierte die A1GP-Serie auf dem engen Stadtkurs von Peking. Wie sich schnell herausstellen sollte, war der Kurs zu eng. Nico Hülkenberg war damals der erste Pilot, der sein Wagen in einer fast unüberwindbaren Haarnadel vor der Betonmauer parkte. Die Chinesen bauten danach eifrig die Streckenführung um. Der zweite Tag der Veranstaltung blieb ebenfalls nicht problemlos. Am Samstagvormittag lösten sich plötzlich Kanal-Abdeckungen aus dem Boden - die Qualifikation wurde abgesagt und der Rest des Wochenendes stand auf der Kippe. Erst zum Sprintrennen waren alle Schwierigkeiten aus dem Weg geschafft. Die Siege gingen damals an die Niederlande und Italien.

Zumindest die Holländer dürften in Zhuhai zum erweiterten Favoritenkreis zählen. Die viertplatzierte Nation in der Gesamtwertung vertraut wie gewohnt auf Jeroen Bleekemolen. Der 26-Jährige stand in dieser Saison schon zwei Mal auf dem Podium. Den Mann, den es zu schlagen gilt, ist Neel Jani. Mit seinen zwei klaren Siegen in Sepang konnte er der Schweiz einen kleinen Vorsprung in der Gesamtwertung verschaffen. Die ärgsten Verfolger der Schweiz sind Frankreich und Neuseeland.

Nach seinem Unfall bei einem Sportwagen-Rennen in den USA wird auch Tomas Enge wieder mit von der Partie sein. Der ehemalige Formel 1-Pilot ist seit mehr als zehn Monaten nicht mehr für das A1 Team Tschechien gefahren. "Durch die lange Pause und meinen Ellbogen wird es sicher nicht einfach", berichtet Enge. "In normalen Situationen macht mein Arm keine Probleme mehr, wir müssen aber abwarten, wie es im A1-Cockpit ausschaut. Das Auto hat sehr viel Power und wird daher meine Ellbogen härter fordern." Im Falle eines Falles wäre Erik Janis einsatzbereit. Der Jüngling hat sich ebenfalls auf den Weg nach Zhuhai gemacht.

Tomas Enge ist bereits mit der FIA GT Serie in Zhuhai an den Start gegangen und hat das Rennen sogar auf dem Podest beendet. Für viele andere Fahrer ist der Kurs in China jedoch absolutes Neuland. "Es ist nicht schwierig die Strecke zu lernen, da es keine blinden Kurven gibt", beruhigt Lokalmatador CongFu Cheng seine Fahrerkollegen. "Man kommt in eine Kurve und kann sehen wo der Scheitelpunkt ist, somit ist es sehr einfach die richtigen Bremspunkte zu finden. Generell ist die Strecke einfach und ich denke der Abstand zwischen einer guten Zeit und der Pole-Runde wird sehr klein sein."

Gut genug für eine mögliche Pole-Position ist Michael Ammermüller. Das hat der Pilot des A1 Team Deutschland schon in Malaysia unter Beweis gestellt. "Mein Appetit ist geweckt", gesteht Michael Ammermüller vor seinem zweiten Einsatz für das Team von Willi Weber. "Die Serie ist klasse, ich habe Spaß am Rennfahren und arbeite gerne mit diesem Team. In Zhuhai will ich ähnliche Ergebnisse erreichen wie die, die wir uns für Malaysia nach dem guten Qualifying aus Startreihe zwei erhofft haben und um die wir lange nach Rennende gebracht wurden. Ich bin absolut motiviert."