Chaos - anders lässt sich der erste Auftritt der A1GP-Serie in Peking nicht bezeichnen. Natürlich stehe ich voll hinter der A1-Serie. Die Organisatoren gehen damit neue Wege, versuchen die Fans in den Mittelpunkt zu rücken und bieten - normalerweise - spannende Rennen. Für diesen Zweck hat man mit dem Power-Boost-Button eine tolle Maßnahme entwickelt. Aber dann geht man leider auf eine Strecke, auf der Überholmanöver nahezu unmöglich sind; im Hauptrennen gab es vielleicht zwei davon - da hilft selbst der beste Power-Boost-Button nichts.

Nach den Problemen mit den Gulli-Deckeln am Samstag war die Strecke am Sonntag aber doch befahrbar. Anscheinend sind solche Dinge bei Straßenrennen in China üblich, denn auch beim DTM-Gastspiel in den Straßen von Shanghai vor einigen Jahren kam es zu solchen Problemen. Die A1-Serie hätte also damit rechnen können oder vielleicht sogar müssen.

Die Kurve gekriegt

Das gleiche gilt für die großen Probleme mit der zu engen Kurve: Die Organisatoren wussten bereits im Vorfeld, dass ein Formel-Rennwagen einen größeren Wendekreis hat als ein normaler Straßenwagen. Glücklicherweise hat man es geschafft am Sonntag zwei Rennen zu fahren, die sogar halbwegs gut über die Bühne gingen. Nur die extremen Bodenwellen machten den Fahrern schwer zu schaffen, weil die Autos teilweise fürchterlich versetzten.

Wenn es nicht so traurig gewesen wäre, hätten die Bilder vom Freitag und Samstag so witzig sein können: Eingangs der Kurve sah es so aus, als ob die Autos in die Box fahren würden, doch dann bekamen sie doch noch irgendwie die Kurve und fuhren auf der letztmöglichen Linie hinein. In dieser Haarnadel war es also schon richtig eng, aber in der Kurve davor sind einige Fahrer einfach nicht herumgekommen und mussten stehen bleiben. Diese Bilder erinnerten ein bisschen an die Spekulationen vor dem ersten Demo-Run eines F1-Autos vor ein paar Jahren in Macau. Damals fuhr Ralph Firman in einem Jordan durch die engen, winkligen Kurven des Straßenkurses. Entgegen den Befürchtungen hatte er aber keine Probleme, die Kurven zu nehmen.

Die A1-Organisatoren machen sich viele Gedanken und haben tolle Ideen, aber unter solchen unnötigen, selbst geschaffenen Problemen leidet die gesamte Serie. Dabei war das Chaos von Peking nicht der erste Ausrutscher. Im letzten Jahr gab es einige Rennabsagen und Verschiebungen, die kein gutes Licht auf die Rennserie warfen und gleich beim Saisonauftakt in diesem Jahr kam es zu einem Safety-Car-Einsatz, den niemand verstand. Damit werden die guten Eindrücke wieder kaputt gemacht. Dabei waren die ersten beiden Rennwochenenden in Zandvoort und Brünn äußerst spannend.

Deutschland gibt Gas

Werfen wir zum Abschluss noch einen kleinen Blick auf das sportliche Geschehen in China: Im Hauptrennen ging es entgegen den Erwartungen für einige Fahrer von weiter hinten nach vorne; allerdings nicht durch Überholmanöver, sondern durch Ausfälle und Fehler der anderen. Nico Hülkenberg bot für das deutsche Team erneut eine sensationelle Vorstellung und hätte das Hauptrennen garantiert gewonnen, wenn er nicht von einem Getriebeschaden gestoppt worden wäre. Das war natürlich ärgerlich, aber seine Leistungen an den ersten drei Rennwochenenden waren so gut, dass man darüber hinwegsehen kann. Er fährt als Rookie den alten Hasen um die Ohren, was der Serie auch in Deutschland gut tun sollte.

In China war das Interesse vorhanden. Die Tribünen waren voll, aber es gab nicht allzu viele davon. Dennoch feuerten einige Landsleute Congfu Cheng aus den Baumwipfeln an. Das chinesische Team war diesmal nicht so gut wie in Brünn. Der Speed war da, aber es ist unglücklich gelaufen - ohne Training und mit einer schlechten Startposition durch das abgesagte Qualifying war es für einige Teams ein Lotterie-Wochenende.