Überraschung kurz nach der Pressekonferenz des ACO: Daniel Poissenot ist mit sofortiger Wirkung nicht mehr Rennleiter der 24 Stunden von Le Mans. Der 65-Jährige teilte dies auf seiner Facebook-Seite mit. Ein großes Problem sollte es in finanzieller Hinsicht nicht darstellen, da das gesetzliche Renteneintrittsalter in Frankreich bei 60 Jahren liegt, doch ganz freiwillig scheint er seinen Posten nicht geräumt zu haben. "Der ACO hat sich dazu entschlossen, mir die schwarz-weiß karierte Flagge zu zeigen", heißt es in seinem Statement.

Ein Rennen in Le Mans ist ohne Poissenot eigentlich kaum denkbar, denn er hat nahezu sein gesamtes Leben in den Dienst des Langstreckenklassikers gestellt. "Nach 42 Jahren professioneller Teilnahme an den 24 Stunden von Le Mans, 26 Ausgaben in der Abteilung für Streckensicherheit und 14 Ausgaben als Renndirektor, ist dieses Kapitel zu Ende geschrieben", schreibt er als Teil eines emotionalen Textes. Seit 2001 war er Rennleiter - in jenem Jahr wurde er mit einem Regenchaos gleich einmal richtig auf die Probe gestellt.

"Natürlich bin ich traurig, Freunde, Kollegen und Marschalls verlassen zu müssen, mit denen wir zusammen dieses wunderbare Rennen aufgebaut und zu einem Weltklasseevent gemacht, aber stets seine einzigartige Atmosphäre erhalten haben. Zeiten ändern sich, die Leute auch", heißt es weiter. Seine Rolle war nicht nur auf Le Mans beschränkt: Poissenot leitete Rennen der (E)LMS und ALMS und auch des WEC-Vorläufers ILMC, bevor ihn Eduardo Freitas ablöste. "Ich werde die besten Erinnerungen der letzten Jahre, die aus unglaublichen Emotionen - positiv wie negativ - bestanden haben, für immer behalten."

Das Le-Mans-Rennen selbst hält er für "unsterblich" und wünscht dem Klassiker ein langes Fortbestehen. "Ich warte jetzt auf die 100. Ausgabe!", ist sein Abschlusssatz. Damit ist entweder die Ausgabe im Jahr 2023 gemeint, wenn sich das Rennen zum 100. Mal jährt, oder das Rennen im Jahr 2032, dann wird es zum 100. Mal stattfinden. Ein Nachfolger wurde noch nicht kommuniziert, allerdings deutet alles darauf hin, dass Freitas Poissenot auch an der Sarthe beerben wird. Er wäre erst der sechste Renndirektor in der Geschichte des Rennens nach Charles Faroux (1923-1956) Jacques Loste (1957-1968), Charles Deutsch (1969-1980), Marcel Martin (1981-2000) und eben Daniel Poissenot (2001-2014).