Als der Aston Martin mit der Nummer 99 fünf Stunden vor Rennende nach dem heftigen Crash von Fred Makowiecki draußen war, flossen fast überall im Team ein paar Tränen, nach all dem, was das Team an diesem Wochenende durchgemacht hatte, sich vor allem an der Hoffnung auf einen "Sieg für Allan" erst einmal wieder aufgerichtet hatte. Bruno Senna, der gerade kurz zuvor seinen zweiten langen Stint beendet hatte, versuchte dennoch, die Geschehnisse in die richtige Perspektive zu rücken.

Es sah so gut aus, ihr wart so nahe dran, auch an deinem persönlich bis jetzt vielleicht größten Erfolg - wie wird man dann mit so einer Enttäuschung fertig?
Bruno Senna: Wir waren wirklich nahe dran - aber andererseits ist ein 24-Stunden-Rennen eben erst nach der 24. Stunde zu Ende. Natürlich ist es eine große Enttäuschung, aber das einzige, was wirklich zählt, ist, dass Fred okay ist, dass ihm nicht auch noch etwas passiert ist - Rennen gibt es viele... Er war unter sehr schwierigen Bedingungen auf der feuchten Strecke unterwegs, mit kalten Reifen, da passiert so was unglaublich schnell. So ist eben der Rennsport, da macht ihm auch absolut niemand einen Vorwurf, er selbst ist ja am meisten am Boden zerstört, er wollte halt den Vorsprung ausbauen... Rein sportlich müssen wir auf das Positive schauen, wir waren wirklich gut und schnell unterwegs, das Auto war optimal, wir waren der Konkurrenz einen Schritt voraus, haben neun Stunden lang geführt.

Wie war eigentlich dein eigener Vier-Stunden-Stint zuvor?
Senna: Der war okay, ich hatte einen kleinen Fehler, einen Ausrutscher in der Indianapolis, aber der hat zum Glück nicht allzu viel gekostet. Dann habe ich mir einen Slow Puncture eingefangen, musste deshalb früher als geplant an die Box. Erst habe ich ja gedacht, dass das Probleme geben wird, aber im Nachhinein hatte es sich dann sogar als Vorteil heraus gestellt. Denn mit den neuen Reifen konnte ich richtig attackieren - bis zum nächsten Safety-Car, und als das kam, war ich bereits mit dem einen Stopp im Vorteil...

Ein Vier-Stunden-Stint, ist das nicht sehr anstrengend?
Senna: Na ja, eine Stunde war ja hinter dem Safety-Car, deshalb ist es nicht so wild, nicht so viel anders als ein normaler Dreifach-Stint. Nur kommt man hinter dem Safety-Car auf die Dauer ganz schön ins Schwitzen, weil dann ja jegliche Kühlung fehlt. Und man muss gewaltig aufpassen, vor allem, um bei den Neustarts die Reifen immer einigermaßen auf Temperatur zu bringen. Andererseits hat man zwischendurch ziemlich viel Zeit zum Nachdenken....

Speziell heute, oder?
Senna: Es war schon hart. Es ist das erste Mal, dass ich an einer Rennstrecke einen tödlichen Unfall miterlebt habe. In der GP2 habe ich mal einen schlimmen Unfall miterlebt, damals in Magny Cours, mit Ernesto Viso, als das eine Zeitlang auch sehr schlecht aussah. Aber das wirklich jemand in einem Rennen stirbt, in dem ich dabei bin - das ist das erste Mal. Und wenn es dann noch jemanden trifft, den man gut kennt, einen Teamkollegen, dass ist es besonders schlimm. Jedes Mal, wenn ich durch diese Kurve gefahren bin, habe ich an ihn gedacht, wirklich jedes einzige Mal... Sein Bruder war hier - ich habe ihm noch meinen Pass gegeben...

Wie wichtig wäre es für Dich jetzt, dass wenigstens euer anderes Auto noch gewinnt?
Senna: Es wäre wichtig als Sieg für Allan - damit wir wenigstens den Wunsch seiner Familie erfüllen und das Rennen für ihn gewinnen könnten.