Er ist... gelb! Und zwar nicht nur ein bisschen wie der neue Ferrari für die Formel 1, sondern so richtig knallgelb. Das WEC-Team AF Corse hat seinen neuen Ferrari 499 P für die Saison 2024 in der Langstrecken-Weltmeisterschaft präsentiert und damit alle Blicke auf sich gezogen.

Während die beiden Werks-Ferrari - ebenfalls von AF Corse eingesetzt - im traditionellen Rot mit gelben Akzenten daherkommen, drehte der italienische Rennstall für seinen neuen, dritten Ferrari 499 P den Spieß wortwörtlich herum: Die Farbgebung ist invertiert, wodurch das privat eingesetzte Hypercar locker von den Werks-Ferrari zu unterscheiden ist und generell einen Hingucker im Starterfeld der 19 Prototypen bildet.

Am Steuer des auffälligen AF-Corse-Ferrari mit der Startnummer #83 wechseln sich der frühere Formel-1-Pilot Robert Kubica, Ferrari-Werksfahrer Robert Shwartzman sowie der Chinese Yifei Ye ab. Live und in gelber Farbe gibt es das Auto erstmals am kommenden Samstag und Sonntag (24.-25. Februar) bei den offiziellen Testfahrten in Doha, Katar zu beäugen. An gleicher Stelle beginnt eine Woche später (Samstag, 02. März) auf dem Losail International Circuit die acht Rennen umfassende WEC-Saison 2024.

AF Corse versichert: Dritter Ferrari ein Privateinsatz

AF Corse und Ferrari waren zuletzt bemüht, der Öffentlichkeit klarzumachen, dass es sich beim dritten Ferrari 499 P ausdrücklich nicht um einen verkappten Werkseinsatz, sondern vielmehr um ein Privatprojekt handelt. Der #83 Ferrari darf per Reglement auch nicht um die FIA-Weltmeisterschaft kämpfen und tritt stattdessen in einem eigens errichteten Weltcup gegen die weiteren Kundenteams von Proton Competition und Jota (beide mit Porsche) an.

"Es handelt es sich um zwei separate Einheiten", versicherte Batti Pregliasco, der Teammanager von AF Corse. "Klar, eine wird von Ferrari unterstützt. Wir gehen also in zwei unterschiedliche Hotels. Ein paar Dinge werden komplett unterschiedlich gehandhabt." Nur bei Themen wie dem Motor und dem komplexen Hybridsystem sei AF Corse mit seinem #83 Ferrari auf die Unterstützung des Werkes angewiesen. Das ist handelsüblich bei Privatteams im Motorsport, die sich eher um den Renneinsatz, das Setup und die Strategie statt um die Technik der Fahrzeuge kümmern.

Spannend wird es sein, zu beobachten, ob der dritte AF-Corse-Ferrari die Rennen komplett unabhängig vom Werkseinsatz bestreiten darf. Schließlich handelt es sich um ein Auto, das auf dem Papier gesamtsiegfähig ist und Rennen gewinnen kann. Erleben die Fans dieses Jahr einen offenen Kampf zwischen dem privat eingesetzten AF-Corse-Ferrari und den beiden italienischen Werksautos?

Gelbe Ferrari im Motorsport

Im Sportwagenbereich sind gelbe Ferrari keine Seltenheit, in der Vergangenheit traten mehrere Kundenteams mit gelb lackierten GT3- und GTE-Modellen an. Dagegen absoluten Seltenheitswert hat ein gelber Ferrari in der Formel 1: 1961 wurde ein F1-Renner auf Bestellung des belgischen Importeurs Jacques Swaters für Olivier Gendebien ausgeliefert. Der Brüsseler Rennfahrer hatte eben erst für Ferrari das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewonnen und der 156 beim Großen Preis von Belgien 1961 war dafür eine Art Belohnung. In Spa schaffte es Gendebien hinter den Teamkollegen Phil Hill, Wolfgang Von Trips und Richie Ginther auf Platz vier.

Für Ferrari ist die Farbe Gelb historisch gesehen sehr relevant. Das Wappen von Modena, der Heimat von Firmengründer Enzo Ferrari, ist gelb-blau. Ferrari wählte die Farbe deshalb einst für das berühmte Logo - ein schwarzes, springendes Pferd auf gelbem Grund, welches 1932 eingeführt wurde. Die Farbe Rot geht auf die einstige Verpflichtung zurück, in den vom internationalen Automobilverband definierten nationalen Rennfarben zu starten. Gelb ist traditionell dafür oft die zweite Farbe der Marke.

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