Wie fühlst du dich als Weltmeister?
Tom Sykes: Das kann ich mit Worten gar nicht beschreiben. Nach dem vorletzten Lauf in Magny Cours habe ich bereits davon geträumt Weltmeister zu werden und schon das hat sich magisch angefühlt. Das waren aber höchstens zwei Prozent von dem, was ich gefühlt habe als ich über die Ziellinie gefahren bin und der Traum wahr wurde. Ich habe gezittert und konnte meine Ninja kaum noch kontrollieren. Ich bin auf Wolke sieben und nichts kann dieses Gefühl beschreiben, denn ich habe so hart gearbeitet um hierher zu kommen. In der Vergangenheit haben mich einige Leute kritisiert, aber ich glaube ich habe ihnen die Antwort geliefert als ich die Trophäe in die Höhe stemmen konnte.

Wie befriedigend war das, nachdem du 2012 den Titel um einen halben Punkt verpasst hast?
Tom Sykes: Das hat uns nur stärker gemacht, das ist kein Geheimnis. Ich war im Winter wahnsinnig motiviert. 2009, 2010 und 2011 hatte ich drei schwierige Jahre in der Superbike-Weltmeisterschaft, aber das hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Es hat meinen Karriereverlauf etwas gebremst aber ich bin dankbar dafür, denn es hat mir geholfen mit solchen Situationen umzugehen. Das letzte Jahr war natürlich eine riesige Enttäuschung für mich. Ich habe gegen einen sehr talentierten Fahrer wie Max Biaggi verloren. Ich war stolz nur so knapp gegen ihn verloren zu haben, aber nach dem Titel bin ich natürlich noch stolzer.

Ist neben der Freude nach dem Titelgewinn auch eine Spur Erleichterung dabei?
Tom Sykes: Wenn ich auf das letzte Jahr zurückblicke schon, ja. Es gab Menschen die gesagt haben 2012 war für mich und Kawasaki die beste Chance auf den Titel und wir haben sie nicht genutzt. Ich habe das aber etwas anders gesehen.

War dir eigentlich bewusst, dass du der erste Kawasaki-Weltmeister seit Scott Russell 1993 bist?
Tom Sykes: Ich bin nicht der Typ der zuhause in der Statistik herumwühlt. Wenn die Medien solche Statistiken zeigen macht es mich aber schon stolz, der Pilot zu sein, der für Kawasaki wieder einen Titel holen konnte. Es ist 20 Jahre her, dass Scott Russell den Titel geholt hat, für Kawasaki war es also eine lange Durststrecke. Wir haben aber alle hart gearbeitet und sind jetzt wieder da.

Wie nervös warst du vor dem Finale? Du hattest 37 Punkte Vorsprung und dadurch auch große Erwartungen auf dir lasten.
Tom Sykes: Natürlich war der Druck groß, aber ich bin völlig cool geblieben. Wir hatten ein gutes Package, wussten aber, dass die Strecke für uns nicht einfach ist. Die Aprilias und die BMWs waren das ganze Wochenende sehr stark. Es ist ihre Teststrecke, da ist das nicht verwunderlich. Wir haben in Frankreich einen super Job gemacht und beide Rennen gewonnen. Ein Fahrer hat dann gemeint, dass lediglich unser Bike der Grund dafür war. Es gibt Momente in denen du einfach dein Bestes geben musst und das habe ich in Jerez gemacht.

Die Freude war Sykes deutlich anzumerken, Foto: Kawasaki
Die Freude war Sykes deutlich anzumerken, Foto: Kawasaki

Keine Weltmeisterschaft ist einfach, aber es hat so ausgesehen als wäre euer Saisonstart besonders schwierig gewesen. Stimmt das?
Tom Sykes: Wir hatten unsere Probleme. Vor allem Phillip Island war sehr schwer, weil ich mit drei gebrochenen Rippen und einem gebrochenen Handgelenk fahren musste. Dann haben wir uns aber ständig gesteigert und sind so in die Position gekommen, den Titel zu holen. Die letzten beiden Jahre waren insgesamt unglaublich. Innerhalb des Teams respektieren wir uns alle sehr und ich muss mich bei diesen Leuten bedanken. Ich bin ihnen sehr dankbar, aber der größte Dank gebührt meinem Großvater Peter Brook.

Ist dein Großvater der Biker in der Familie?
Tom Sykes: Ich glaube wenn er früher die Chance gehabt hätte, Rennen zu fahren, hätte er es geliebt. Motorräder waren immer seine Leidenschaft. Er hat mich auf seinem Bike zu BSB-Rennen mitgenommen. Zum Glück hatte er eine erfolgreiche Karriere als Ingenieur und somit genug Geld um mir den Einstieg in den Sport zu erleichtern – der Rest ist Geschichte. Er kommt noch immer zu den Rennen und war auch in Jerez um meinen ersten WM-Titel zu feiern. Ohne ihn wäre ich nicht hier, ich werde ihm ewig dankbar sein.

Wie denkst du über dein Leben, nachdem du dieses große Ziel erreicht hast?
Tom Sykes: Es war viel Arbeit und ich musste auf einige Dinge verzichten. Ich habe ein großartiges Team, einen fantastischen Hersteller und es war einfach unser Tag. Wir haben so hart gearbeitet und das ist nun die Belohnung. Dieses Jahr war magisch. Ich bin Weltmeister und meine bezaubernde Frau erwartet unser erstes Kind. Letztes Jahr haben wir auch geheiratet, ich bin also in einer unglaublichen Phase meines Lebens.