Vergangene Woche gelang Yamaha ein absoluter Coup: Topstar Fabio Quartararo verlängerte seinen Vertrag trotz anderer Angebote um zwei Jahre bis einschließlich 2026. Kam diese Verkündung vor exakt einer Woche schon überraschend, ist die nächste Meldung aus dem Yamaha-Lager nochmal deutlich überraschender. Denn am Freitagabend verkündete der langjährige Teamchef Lin Jarvis, sich mit Saisonende 2024 aus der MotoGP zurückzuziehen.
"Das wird meine letzte Saison bei Yamaha sein, ich werde am Ende des Jahres aufhören", erklärte der Brite gegenüber 'Autosport.com'. Seine Rücktrittsgründe liegen auf der Hand: "Ich bin jetzt 66 Jahre alt und werde langsam etwas müde von all dem Reisen. Ich habe das jetzt 26 Jahre lang gemacht. Das ist ziemlich außergewöhnlich, dass die gleiche Person ein solches Projekt, ein solches Werk für eine so lange Zeit anführt."
Lin Jarvis: Schlüsselfigur bei Yamahas MotoGP-Wiederbelebung 2004
Tatsächlich wurde Jarvis bereits 1999 Teil des Yamaha-Werksteams, damals also noch in der 500ccm-Klasse. Anschließend spielte er eine elementare Rolle bei der Wiederauferstehung des Teams in den frühen 2000er-Jahren. Gemeinsam mit Davide Brivio lotste er MotoGP-Legende Valentino Rossi von Erzrivale Honda zu den Blauen, was sich als absoluter Volltreffer entpuppen sollte. 2004, 2005, 2008 und 2009 bescherte Rossi Jarvis und Yamaha gleich vier WM-Titel.
Weitere Titel folgten mit Jorge Lorenzo in den Jahren 2010, 2012 und 2015. Jarvis' achten und letzten WM-Titel mit Yamaha sicherte dann Fabio Quartararo im Jahr 2021. Die Vertragsverlängerung mit 'El Diablo' dürfte nun als letzte große Errungenschaft des britischen Teamchefs in die Yamaha-Geschichtsbücher eingehen.
Wohin es Jarvis in Zukunft zieht, ist derweil noch völlig offen. "Ich werde später entscheiden, was ich mit meiner Zeit anfangen werde", erklärt er. Dabei ist ein völliger Rückzug aus dem Motorradrennsport wohl ebenso möglich wie die Beteiligung an einem neuen Projekt. "Für mich ist jetzt die Zeit gekommen, etwas anderes zu machen. Das ist der ideale Zeitpunkt für eine Veränderung", hält er sich bedeckt.
Neuer Yamaha-Teamchef: Paolo Pavesio als Topfavorit
Wer Yamahas neuer MotoGP-Teamchef werden soll, steht derweil schon fest. "Wir haben bereits einen Kandidaten identifiziert, der höchstwahrscheinlich mein Nachfolger werden wird, auch wenn dies noch nicht offiziell ist", verrät Jarvis. "Es wird jemand aus der Yamaha Gruppe werden, der im kommenden Januar meine Position übernimmt." Einen Namen gab der 66-Jährige zwar nicht preis, 'Autosport.com' rechnet aber mit Paolo Pavesio, dem aktuellen Leiter der Marketing- und Rennabteilung von Yamaha Europe. Dieser ist eng mit dem Rennsport verbunden und für Yamaha regelmäßig bei der Superbike-WM oder Motocross-Events präsent.
Bis zum Abschied am 31. Dezember 2024 obliegt Jarvis noch eine letzte wichtige Aufgabe: Er soll ein neues Kundenteam für Yamaha gewinnen. Seit dem Verlust von Ex-Partner RNF Racing an Aprilia suchen die Japaner bekanntlich fieberhaft nach einem neuen Abnehmer, der beim Wiederaufbau helfen soll. Die Chancen stehen eher schlecht, bislang verliefen alle Gespräche im Sand. Bei Pramac Racing könnte sich dieser Tage aber nochmal eine Möglichkeit aufzutun.
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